Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
höher als die Felsstadt«, meinte er. » Ein Weg führt nach unten. Ich kann den Stufenpalast sehen. Am Himmel schweben Geier, aber ich kann keine Drachen erkennen. Und da … oh Barradas. Wir kommen zu spät.«
Linn quälte sich hoch und kroch neben ihn.
Gar nicht weit von ihnen entfernt befand sich ein großer Platz, ein steinernes Plateau, auf dem eine dünne Schicht Schnee lag. Zwei Felsleute fegten ihn gerade beiseite, einige weitere nahmen in einem Halbkreis Aufstellung.
Von der Stadt kam eine Prozession herauf. Scharech-Par und Wea gingen an der Spitze, und hinter ihnen erschienen, umringt von weiteren Felsmännern, zwei Menschen, die Linn nur allzu gut kannte. Binia mit dem Kopftuch und neben ihr eines der Mädchen, die mit Linn und Wea auf Burg Ruath gefangen gewesen waren.
» Das ist Miri aus Wellrah«, murmelte sie. » Sie hatte auch magisches Talent. Demnach ist sie die Heilerin … Es ist also wahr, er wird Binia heilen lassen? Jetzt?«
» Was unternehmen wir?« Arian kniete sich neben sie vor das Fenstersims und lugte über den Rand. » Sie sind in der Überzahl, dagegen kommen wir nicht an. Wenn wir Scharech-Par erledigen könnten, würden die anderen vielleicht nicht weiterkämpfen, aber wie soll uns das gelingen? Von hier aus bräuchten wir einen Bogenschützen.«
Ein Rascheln ließ sie herumfahren. Keiner von ihnen hatte sich die Mühe gemacht, die Höhle zu untersuchen; aus dem tiefen Schatten in ihrem Hintergrund trat eine kleine Gestalt mit dunklem Haar: Rumariza.
Arian sprang auf, doch Nival zog ihn am Arm wieder nach unten. » Lasst nur. Ich rede mit ihm.«
Der Felsmann zog etwas Grünes aus der Tasche, seine Augen leuchteten.
» Er ist derjenige, der uns mit Nahrungsmitteln versorgt hat, durch diesen uralten Schacht«, erklärte Nival. » Es ehrt ihn, dass wir seine Gaben gefunden haben.«
» Warum hat er das getan?«
» Weil ich ihm die grüne Maske geschenkt habe. Jetzt hat er die wahre Stimme des Drachenkönigs gehört, und es ist nicht die Stimme dieses Mannes da draußen. Ein Drache, aber seine Stimme ist wie Musik. Er mag tot sein, doch sein Ruf lebt weiter.«
Rumariza sagte wieder etwas und wedelte aufgeregt mit den Händen.
» Deshalb wagt er es, uns gegen diesen anderen König zu helfen. Gegen den falschen König, wie er ihn nennt. Er kann uns hier raushelfen, mit seinem Geier, allerdings nur einen nach dem anderen. Wenn die Aufmerksamkeit auf das Geschehen dort auf dem Platz gerichtet ist, können wir aus der Höhle schleichen, am Hang hoch und bis zu dem Platz, wo sein Vogel wartet.«
» Ich darf hier nicht weg!«, protestierte Linn.
» Wir können nichts ausrichten«, sagte Arian leise. » Glaubst du nicht, dass ich kämpfen würde wie ein Irrer, wenn Hoffnung bestünde? Aber es gibt nichts.«
Linn musterte den Felsmann. » Er hat einen Bogen.«
» Scharech-Par ist durch einen Zauber geschützt! Das haben wir selbst erlebt, du warst dabei.«
» Ich kann nicht … ich muss … Still!«
Draußen auf dem Platz hatten die Felsleute Aufstellung genommen. Binia kniete in der Mitte. Miri trat vor, in ihrer Hand eine funkelnde rote Schuppe.
» Rot?«, fragte Linn erschrocken. » Wieso rot?«
Nival legte ihr eine Hand auf die Schulter. » Er kann Gah Ran nicht gefangen haben, oder? Hätte er nicht längst damit geprahlt?«
Was kümmert es dich, wer alles hier ist?, hatte Scharech-Par gefragt. Meine Drachen fliegen schnell …
Der Drachenkönig erhob die Stimme. » Falls du zusiehst, Linnia … meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, diesem wunderbaren Fest beizuwohnen?«
Linn erhob sich langsam. Nival hielt ihre Hand fest, aber sie schüttelte ihn ab.
» Tu es nicht«, flehte er. » Er kann nicht wissen, dass wir hier sind. Geh nicht. Solange wir frei sind, haben wir eine Chance.«
» Eine Chance?« Sie lachte bitter. » Welche denn? Wir haben nichts gefunden, was uns weiterhilft. Gar nichts. Wir sind mit leeren Händen hier. Er wird sie töten … und Gah Ran. Warum soll ich fliehen und meine Haut retten? Was wäre das für ein Leben?«
» Linnia!«, rief auch Arian, aber da schritt sie bereits über die Schwelle.
» Hier bin ich!«, rief sie laut und spürte die dunklen Augen der Felsleute auf sich. Schlimmer noch war Scharech-Pars kalter Blick, das drohende Lauern einer Echse. » Es … es gibt eine zweite Schuppe!«
Sie schritt durch den Schnee, der den Pfad bedeckte, der scharfe Wind fuhr ihr ins Gesicht, schneidend und unbarmherzig, ihre Augen tränten,
Weitere Kostenlose Bücher