Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
ganz leicht. » Hier ist er, den du für deinen Freund gehalten hast. Er hat sich mir unterworfen, und dafür habe ich seine Verbannung aufgehoben. Er stellt mir sogar seine Schuppen zur Verfügung, wann immer meine Zauberinnen Macht benötigen. Doch nun rede, was ist mit Dairan?«
» Dairan.« Gah Rans Stimme troff vor Verachtung. » Ich war an seiner Seite, viele Jahre lang, und trotzdem dachte er nicht daran, meine Verbannung aufzuheben, als er seinen Vater ablöste. Achthundert Jahre habe ich auf einen neuen König gewartet. Ich hätte nie gegen Euch, den rechtmäßigen Herrscher, gekämpft, wenn ich es früher gewusst hätte.«
Linn starrte ihn an. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte er seinen Freund Dairan am Ende doch absichtlich und heimtückisch umgebracht?
» Dairan war schwach, und am Ende wandte er sich gegen sein eigenes Volk. Selbst wenn es eine Schuppe von ihm gäbe, wollte ich nicht durch sie von dem Fluch befreit werden. Es war Laran, der die wahre Natur seines Vaters erkannte und sich gegen ihn stellte, während alle anderen Dairan noch huldigten. Laran, dessen Name die Tür zur Herrschaft auch über die Menschen öffnet. Es wird Laran sein, der uns erlöst.«
Scharech-Par schüttelte den Kopf. » Du sprichst mir aus der Seele, aber was lässt dich glauben, es gäbe noch eine Schuppe von ihm?«
» Weil er nicht verbrannt wurde, wie alle meinen«, erklärte Gah Ran.
» Dairan kämpfte mit ihm, tötete ihn und setzte seinen Leib unter Feuer!«, rief Scharech-Par.
» Nein. Er kämpfte mit ihm und verletzte ihn, woraufhin Laran fortflog und sich in den Bergen versteckte, um seine Wunden zu lecken, bei der Frau, die ihn großgezogen hatte: Chamija. Die sich Larans Herz nahm, um genauso lange zu leben wie wir.«
» Weißt du das sicher?«, fragte der Drachenkönig. » Das ist … unglaublich!«
» Von wem hätte sie es sonst bekommen können? Ein Herz, so frisch, dass es in ihrer Brust weiterschlug? Von einem Drachen, der sich ganz in ihre Hände gab, der ihr vertraute, der geschwächt und verletzt war und hoffte, dass sie ihn heilte?«
» Aber … dann liegt er immer noch da? Ich hätte ihn längst gefunden!«
» Ich hab da so eine Ahnung … Ganz sicher bin ich mir nicht, Herr, sonst hätte ich Euch längst mitgeteilt, was ich weiß. Ich werde es überprüfen. Allerdings benötige ich dazu menschliche Hilfe.«
Scharech-Par schüttelte den Kopf. » Das wiederum klingt für mich recht durchschaubar. Beleidige nicht meine Intelligenz, Gah Ran. Ich kann dich jederzeit wieder verbannen, solltest du dich als Verräter erweisen. Glaubst du, ich vertraue dir diese Menschen an, damit du dich mit ihnen aus dem Staub machst?«
» Ich dachte an Euch«, sagte Gah Ran würdevoll. » Mit Euch zusammen fliege ich bis ans Ende der Welt.« Er fügte ein Wort in der Drachensprache an, das für Linn wie ein Schwur klang: » Bari-Hes!«
Scharech-Par sah von ihm zu Linn und den anderen Gefangenen. » Du hast dich bisher als vertrauenswürdig erwiesen, aber meine Prüfung ist noch lange nicht abgeschlossen. Man braucht also einen Drachen und einen Menschen?«
» Zwei oder drei Menschen wären noch besser«, meinte Gah Ran.
» Ich werde gehen«, sagte Wea eifrig.
» Nein, du bleibst bei mir.« Er nahm Miri in Augenschein, die, wie Linn jetzt erst bemerkte, nach der Heilung kraftlos zusammengebrochen war. » Diese Zauberin ist so gut wie tot. Nutzlos. Tötet sie, damit sie nicht auf die Idee kommt, sich gegen mich zu stellen. Die Felsleute? Sie verlassen diese Gegend nie, schaut mich nicht so erschrocken an, als wüsste ich das nicht. Und ob ihr wirklich so begeistert wärt, wenn die Drachen wieder in Steinhag einziehen? Soll ich glauben, dass ihr euer Bestes geben würdet, um Larans Leichnam zu finden? Nein.« Er starrte erst auf Linn und dann zu Nival und dem Prinzen hinüber.
» Bleibt noch ihr … ja, warum nicht. Prinz Arian, Euch entlasse ich ganz gewiss nicht aus meiner Obhut. Es wäre einfacher, Euch zu töten, aber es gibt da einen Soldaten, der mir von einer geheimnisvollen Stimme erzählt hat … Nein, Euch brauche ich möglicherweise noch. Euch zwei dagegen kann ich leicht entbehren, und wenn ich meinem Drachen den Befehl geben müsste, euch in Asche zu verwandeln, würde mir das keinen Kummer bereiten. Ihr geht. Falls Arian nicht ausreicht, um euch gehorsam zu machen – seid versichert, dass ich mir jederzeit eine andere Geisel besorgen kann. Eine, die dir mehr bedeutet, Linnia.«
Vielleicht
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