Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
ausstehen.«
Linn wusste, dass er die Fähigkeit der magischen Schuppe nach Belieben nutzen konnte, aber sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass er ihre Feindin regelmäßig überwachte.
» Interessiert dich denn gar nicht, was sie treibt? Schau nach, bitte!«
Der Drache verengte die Augen, er schien nach innen zu horchen. » Rauch über der Stadt«, flüsterte er. » Chamija steht am Fenster und sieht hinaus. Schwarze Qualmwolken. Lanhannat brennt. – Willst du noch mehr hören?«
» Nein«, sagte sie rasch. » Es reicht.«
» Ich will es nicht sehen«, sagte Gah Ran. » Ich will nicht bei ihr sein. Von ihrer Gegenwart wird mir übel. Von ihrem Lächeln und ihrer Stimme. Und von ihrem Herzen, das hinter meiner Schuppe schlägt. Wenn ich mich auf sie konzentriere, kann ich es fühlen, dieses Herz, das ihr nicht gehört.«
» Tut mir leid.« Linn hatte die verzauberte Kette für ein nützliches Werkzeug gehalten, nichts weiter. » Ich wusste nicht, dass die Verbindung so … persönlich ist«, bekannte sie.
» Natürlich. Meine Schuppen sind ein Teil von mir. Ich bin dort – dabei will ich dort nicht sein. Verstehst du?«
» Aber bei mir warst du gerne?«
Er schnaubte nur, eine Stichflamme zischte aus seinen Nüstern.
» Warum?«
» Du bist Harlons Tochter«, antwortete er schließlich, und das war Antwort genug.
Gut ausgerüstet marschierten sie in den Winter hinein. Die Stiefel der Geriner hielten selbst im Schnee warm. Trotzdem kehrten sie so oft wie möglich unterwegs in den Dörfern ein, worüber Gah Ran sich ausdauernd beschwerte. Linn hatte den Eindruck, dass er eifersüchtig war. Nival gelang es nicht jedes Mal, die Herzen der Einwohner zu erobern, aber oft genug, um ihnen beiden abwechslungsreiche Mahlzeiten und eine Unterkunft zu bescheren.
Mit gesenkten Köpfen stapften sie durch das Schneetreiben. Der Drache war wieder einmal verschwunden und hatte sie sich selbst überlassen. Ein Gedanke, der Linn schon seit längerem beschäftigte, landete wie ein vom Flug müder Vogel auf ihrer Zunge.
» Drachen dürften doch keinen Alkohol trinken können, oder?«
Nival warf ihr einen überraschten Blick zu.
» Das Feuer in ihrem Rachen verträgt sich bestimmt nicht damit, oder? Würden sie nicht in Flammen aufgehen?«
Seine Hände steckten in dicken Handschuhen, daher konnte sie seine Bewegungen nicht richtig deuten, aber sie versuchte es. » Du meinst, ich will das zum Kampf benutzen? Einem Drachen ein Fass Branntwein in den Rachen schieben? Nein, auf so etwas bin ich gar nicht gekommen. Ich denke darüber nach, was Gah Ran mir erzählt hat. Dass er früher gebratene Speisen gegessen hat, an einer langen Tafel. Dass er und sein Freund, der Drachenkönig, dem Wein zugesprochen haben. Wie soll das gehen? Es klingt, als würde er Menschen beschreiben. Sie haben kleine rote Beeren gegessen. Wie könnte denn ein Drache Beeren essen, wenn man sie ihm nicht körbeweise ins Maul schüttet?«
Nivals klugen Augen waren auf sie gerichtet, und mehr als alles wünschte Linn sich, sie könnten gemeinsam darüber diskutieren. Sie vermisste seine Stimme. Sie wollte teilhaben an seinen Gedanken.
» Gah Ran verschweigt uns etwas. Wie kann ein Drache Erinnerungen haben, die so … menschlich klingen? Aber immer, wenn ich nachfragen will, weicht er mir aus oder wird wütend. Gibt es«, sie zögerte, » ein Zauberwort, das ihn zum Reden zwingen könnte? Eine Art Wahrheitstrank oder etwas Ähnliches?«
Er sah sie forschend an. Schneeflocken krönten seine Wimpern. Einen Moment war sie versucht, die Hand auszustrecken und an seine Wange zu halten, doch da bückte er sich und schrieb in den Schnee.
» Ob ich genug Zauberkraft habe? Ich denke schon. Dafür müsste es reichen.«
Sie hoffte es jedenfalls. Ihre körperliche Schwäche hatte nachgelassen. Dafür, dass sie jetzt schon so lange unterwegs waren, ging es ihr recht gut, und sie fühlte sich tatkräftig und gesund. Inwieweit ihr magisches Talent noch vorhanden war, wusste sie nicht, da sie schon länger auf jede Zauberei verzichtet hatte.
Nival malte mit den Fingerspitzen ein weiteres Wort.
» Bari-Hes? Spricht man es so aus?«
Ertappt sprangen sie beide auf, als vor ihnen der Drache aus den fallenden Schneeflocken hervortrat. Hatte er sie gehört?
Doch Gah Ran war blendender Laune. » Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns nach Berat wenden. Bald sind wir in Steinhag! Ich bin über die Berge geflogen, es war herrlich!«
» Unsere Begeisterung, bei
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