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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sie zu, packte sie am Handgelenk und zog sie zwischen die anderen.
    » Was machst du hier?«, zischte sie.
    Wenn er bereits zu dem Zeitpunkt hergekommen war, als sie ihn verschwunden glaubte, hatte er reichlich Gelegenheit gehabt, mit den Dorfbewohnern warm zu werden. Sie drehten sich im Kreis, bis Linn schwindlig wurde, dann schubste er sie auf eine Bank und schob ihr einen großen Becher hin, aus dem Dampf aufstieg.
    » Wir können das nicht bezahlen«, protestierte sie.
    Aber die Leute ringsumher nickten ihr zu, und so kostete sie von dem Getränk. Hustend stellte sie den Becher rasch wieder ab. Gelächter ertönte, heiter tranken ihr die Tischnachbarn zu.
    Nivals Augen glänzten, seine Wangen waren gerötet. Er hielt es kaum ein paar Augenblicke auf der Bank aus, sprang wieder auf und turnte weiter über die Tische. Er schien überall gleichzeitig zu sein. Hier spielte er auf fremdartigen Instrumenten, dort jonglierte er mit Holzlöffeln, da nahm er an einem Spiel teil, das Linn von ihrem entfernten Platz nicht durchschaute, kurz darauf war er wieder bei ihr und ermunterte sie zu trinken. Wärme durchzog ihren durchgefrorenen Körper; nicht die Hitze hier drinnen und das würzige Gebräu, das wer weiß was enthalten mochte, sondern die Gemeinschaft so vieler Menschen wärmte sie innerlich auf.
    Viel zu lange waren sie einsam durch die Berge gezogen. Sie, der stumme Nival und der grantige Drache, und es war so lange her, dass sie Ausgelassenheit und Gelächter erlebt hatte. Seltsamerweise fühlte Linn sich hier, inmitten von Fremden, deren Sprache sie nicht verstand, besser aufgehoben als zwischen den Gardisten am Königshof. Dort war sie immer ein Fremdkörper geblieben – die Tochter des Verräters, weder reich noch aus einer vornehmen Familie; hier war sie zwar auch eine Fremde, fühlte aber nicht den Druck auf sich, so tun zu müssen, als wäre sie es nicht.
    Wieder nahm sie ein Schlückchen. Scharf und brennend floss flüssiges Feuer ihre Speiseröhre hinab. Nival beugte sich über den Tisch, trank aus demselben Becher und schenkte ihr einen funkelnden Blick aus seinen hellgrauen Augen. Er schien betrunken zu sein, aber vielleicht tat er auch nur so, denn er legte seine Hand auf ihre und lächelte; im nächsten Moment war er wieder fort, und sie hörte die Rufe der Leute am Nebentisch, die ihn bei irgendeinem Spiel anfeuerten.
    Dann kam er wieder zu ihr, in den Händen einen Holzteller, den er mit unergründlicher Miene vor ihr abstellte.
    Linn traute kaum ihren Augen, als ihr der würzige Duft von Käse in die Nase stieg. Eines unbekannten Käses zwar, aber dieses goldgelbe Stück, an den Rändern geschmolzen, von einem Kanten kräftigen Brotes begleitet, weckte so viele Gelüste in ihr, dass ihr der Atem stockte. Nival nickte ihr aufmunternd zu, aber sie konnte nicht essen, so gerührt war sie von dieser Geste.
    » Danke. Du bist …«
    Er wartete das Lob nicht ab, sondern tollte wieder fort. Ein Wahnsinniger, so schien es ihr, einer, dem es auch ohne Stimme mühelos gelang, einige Dutzend Fremde zu unterhalten und in seinen Bann zu ziehen. Während Linn den Duft des Käses einatmete, konnte sie, wie auch alle anderen hier, den Blick nicht von ihm lassen. Er war der Narr, aber ohne das flotte Mundwerk wie ein Spiegelbild seines alten Ichs. Nival, aber ohne die unterschwellige Aggressivität, die sie immer an ihm wahrgenommen hatte. Dieser Mann tat nicht so, als wäre er glücklich, er war es.
    Die Nacht schritt fort, doch keiner machte Anstalten, nach Hause zu gehen. Die Leute schliefen auf den Bänken ein, das Gesicht auf dem Unterarm oder der Tischplatte, andere bauten sich aus ihren Pelzen ein Lager auf dem Fußboden. Linn stand auf und merkte, dass dies ein Fehler gewesen war. Obwohl sie sich überhaupt nicht betrunken fühlte, konnte sie nicht geradeaus gehen, sie schwankte und fiel halb gegen ein anderes Mädchen. Auf einem der Felle vor dem Kamin war noch Platz. Kaum hatte sie sich dort niedergelassen, war sie auch schon eingeschlafen.
    Eine Weile bestand die Welt aus einem Übelkeit erregenden Geschmack in ihrem Mund und dem Dröhnen von tausend Stimmen in ihren Ohren. Dann rückte alles wieder an seinen Platz. Die Gaststube. Die Dörfler. Nival.
    Linn stand auf und rieb sich die Augen. Die anderen Schläfer waren alle verschwunden, sie war allein vor der Feuerstelle. Ein junger Bursche legte gerade Holzscheite nach und schenkte ihr ein verschwörerisches Grinsen. Ein anderer Mann, in einen

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