Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
dass es der letzte war, sie verlangte nach mehr. » Lass ihn einfach nicht merken, wie sehr du ihn verabscheust. Muss man seinen König mögen? Muss man überhaupt irgendjemanden mögen?«
» Mit wem sprichst du da?« Wea trat weiter ins Zimmer.
O gütiger Arajas, sie war ja immer noch da! Linn war einen Moment sprachlos, wie sie sich aus dieser Situation herauswinden sollte, da schlug Nival die Decke zurück.
Frech grinste er die Zauberin an. » Mit mir«, sagte er.
Vorher war Linn nicht so dankbar dafür gewesen, dass er vollständig angezogen war.
Nival kletterte aus dem Bett und verbeugte sich artig. » Nival Cassemin, gestatten, dass ich mich vorstelle.«
Wea beäugte ihn fassungslos, dann lächelte sie auf einmal breit. » Sieh an, Linnia«, meinte sie. » Das hätte ich jetzt nicht erwartet.« Vielleicht hatte sie stattdessen befürchtet, dass Linn sich an Scharech-Par heranmachen könnte, denn diese Entdeckung missfiel ihr offenbar keineswegs. » Wie gut, dass wir nicht in Schenn sind – in Tijoa gehört es zum guten Ton, nicht so schnell schockiert zu sein. Jeder darf tun, was er will. Doch wie kommt dieser Herr in dein Zimmer?«
» Der Palast ist gegen Magier abgesichert«, erklärte Nival unbekümmert, » jedoch nicht gegen gewöhnliche Menschen. Es gibt nicht mal Wachen.«
» Gewöhnliche Menschen machen normalerweise einen weiten Bogen um dieses Gebäude«, sagte Wea. » Die meisten Leute haben eine natürliche Scheu vor Zauberern.«
» Habt ihr hier deshalb so wenige Diener? Ich wollte den königlichen Hofmarschall um Arbeit bitten, sobald ich Zeit für ihn erübrigen kann.«
» Wo hast du denn den Kerl her?«, fragte Wea verwundert.
» Tja«, sagte Linn, die es schwierig fand, Nivals Anwesenheit zu erklären, ohne zu verraten, dass Gah Ran ihn hergebracht hatte.
Wie sonst sollte sie glaubhaft machen, dass ihr Freund so kurze Zeit nach ihr in Quint eingetroffen war? Wea interessierte sich jedoch nicht für dieses Kunststück. Womöglich nahm sie auch an, dass Linn ihn erst in Tijoa kennengelernt hatte, denn Nivals Stimme wurde jetzt von einem glaubwürdigen tijoanischen Akzent gefärbt.
» Du nimmst jede Art von Arbeit an? Das ist gut. Ich glaube, wir brauchen gerade jemanden für etwas … Spezielles. Der gute alte Charrin ist manchmal etwas widerspenstig.« Sie lächelte Linn an. » Entschuldige, dass ich dir deinen Liebhaber entführe. Du bekommst ihn bald zurück, keine Sorge.«
Linn hasste es, mit Scharech-Par zu speisen. Die königliche Tafel war kein langer Tisch wie in Schenn, sondern ein niedriges Tischchen, auf dem sich – ebenfalls anders als in Lanhannat – keine Berge von Essen türmten, sondern wenige Gerichte, die dafür jedoch besonders ausgefallen waren. Heute gab es Fisch, mit exotischen Früchten gefüllt und mit Gold bestäubt. Eine Herausforderung für ihren Gaumen.
Charrin stand mit düsterem Gesicht daneben, und Linn fragte sich, in welcher Hinsicht er wohl widerspenstig war.
Scharech-Par schien die schlechte Laune seines Dieners eher noch zu beflügeln. Er aß doppelt so viel wie sonst und erzählte abenteuerliche Geschichten über das Meeresungeheuer, das auf ihrem Teller gelandet war, als hätte er es selbst gefangen.
» Es geht doch nichts darüber, ein Netz über seine Feinde zu werfen und sie genüsslich auf kleiner Flamme zu köcheln.«
Charrin, der ihnen gerade einschenkte, erbleichte.
» Herr Botschafter Charrin«, sagte der König mit scharfem Spott in der Stimme, » ist der Ansicht, eine Geisel hohen Ranges müsste mit uns hier am Tisch sitzen. Ein Mann, dessen Wein ich getrunken und dessen Salz ich gegessen und dessen Verträge ich unterschrieben habe. Ist es nicht so?«
Linn keuchte, ihr war, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube erhalten. » Ihr sprecht doch nicht etwa von Prinz Arian?«
» In der Tat, um genau diesen Widerling geht es.«
» Er ist hier im Schloss? In Quint?«
Scharech-Par lächelte geschmeidig. » Er wohnt im Palast, wie es einem Verwandten zukommt. Allerdings hat sein Zimmer nicht nur einen Vorhang aus Tierhaut, so wie Eures, liebe Linnia. Denn er weiß meine Gastfreundschaft weitaus weniger zu schätzen als Ihr.«
» Dass Ihr ihn nicht mögt, sollte keine Rolle spielen«, wagte Charrin zu bemerken und biss sich trotzig auf die Lippe.
» Mich wundert, dass du ihn magst, guter Charrin. Erinnert er dich an den kleinen, bissigen Hund, den du als Kind so geliebt hast?«
» Wir wurden in Schenn aufgenommen wie
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