Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
fühlte, nicht auch zu mehr hätte bewegen lassen. Fand sie ihn am Ende gar nicht attraktiv? Zumindest hatte sie die Hochzeit nach ihrem Kuss nicht absagen lassen.
Als er in die Kirche trat, war er erstaunt darüber wie groß der Raum wirkte. „Mach den Mund zu, Junge. Du bist der Herrscher von Ulhala“, erinnerte sein Vate r ihn an seine Position. Dennoch war Ketill beeindruckt. Die Kirche war gerappelt voll. Überall drängten sich Edelleute mit ihren langen Bärten und schweren Umhängen in den Ecken. Vorne erkannte Ketill den alten Goste, welcher zum ersten Mal, seitdem Ketill ihn kennengelernt hatte, erhaben und edel aussah. Die Stimmung hatte wohl ebenfalls auf ihn abgefärbt. Bjarhi stand vorne und schaute den Gang hinauf und als er Ketill erblickte, hob er die Arme und jauchzte laut auf.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Ketill Stikle, „Gehen wir gleich nach vorne oder warten wir auf Gunnar und Sveia?“
„Wir warten auf niemanden. Wir sind Wolfinger…“ Ketill verdrehte die Augen. „Vater. Wie war es denn vereinbart? Pater Frainck hatte irgendetwas gesagt…“ Ketill wollte schon wieder aus der Kirche hinaustreten, da sah er, dass außer Bjarhi noch jemand anderes aus der ersten Reihe aufstand und winkte. Erst als er genau hinsah, erkannte er, dass es Sveia war, die ein weißes, langes Kleid trug, das sie irgendwie größer aussehen ließ. Ihre Haare waren nach oben zusammengebunden und sie hatte rote Wangen, die noch heller als die Haare leuchteten. Neben ihr stand nun Gunnar auf, der das Kunststück schaffte, würdevoll und erfreut zugleich auszusehen.
„Also gut, Vater. Dann führe mich nach vorne.“ Ketill hatte in der Schlacht um Mal Kallin gegen die Drakinger gekämpft und hatte sich mit einem Haufen Wolfinger gegen eine Übermacht von Drakingern gestellt, doch schien es ihm, als sei er damals nicht so aufgeregt gewesen wie jetzt, da ihn die versammelte Oberschicht von Drauhala den Gang herabschreiten sah. Er wollte am liebsten loslaufen und musste sich zwingen langsam zu gehen. Endlich kam er am oberen Ende des Kirchenschiffes an, wo ein vereinzelter Sonnenstrahl die Stelle an der nun Gunnar mit seiner Braut stand, erhellte. Während die anderen sich setzten und der Mädchenchor verstummte, schaute Ketill seine zukünftige Braut an, die ihm zuzwinkerte. Hinter ihr sah er, ebenfalls in der ersten Reihe sitzend, Linja, die ihm ebenfalls zulächelte. Ja, dachte Ketill, dies ist der richtige Schritt.
Die Stimme des Paters war tief und kräftig. „Ketill Stikleson und Sveia Gunnarsdottir. Wir sind hier versammelt um heute eure beiden Leben zu einem zusammenzuführen und somit auch das Band zwischen unseren Völkern zu festigen. Wir führen heute zusammen, was schon lange zusammengehört, ein einziges Volk der Norr.“ Zustimmung machte sich im Kirchensaal breit. Vereinzelte Rufe von „Jawohl“, „So ist es“, oder „Hört, hört“ kamen aus den hinteren Reihen. Dies war jedoch erst der Anfang einer ausgedehnten Rede, in der Pater Frainck lange ausholte, um die Verbundenheit der Drakinger und Wolfinger darzustellen. Sämtliche Nachfahren Fefnurs und deren Schicksale verstand der Pater detailverliebt darzustellen. Dann aber kam er endlich zu Sveia und Ketill. „So ist auch diese unsere Tochter unseres geliebten Königs eine Verkörperung der nordländischen Tugenden. Sie ist strebsam, ehrlich, anständig,…“
Ketill versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, schaute aber dennoch zu Sveia hinüber. Sie sah ate mberaubend aus.
Auf einmal hörte Ketill Lärm hinter sich. Als er sich umdrehte, bemerkte er einen kleinen Tumult am Kircheneingang. Zunächst vermutete er verspätete Gäste, die sich eine bessere Sicht einforderten, doch dann sah er, dass die Menge für einen einzelnen Mann Platz machte, der sich nach vorne drängte. Im ersten Moment befürchtete er, und schon im nächsten Moment schämte er sich für den Gedanken, dass Thorgnyr gekommen war, um die Hochzeit zu verhindern und Ketill zum Duell zu fordern. Doch er kannte den Mann, der zum Altar lief nicht.
„Halt, haltet ein. Diese Heirat muss verhindert werden“ rief der große, blonde Edelmann in gebr ochenem Norr, als er sich den Weg nach vorne bahnte. Er hatte weiße Beinkleider, ein weites, weißes Hemd und einen blauen Umhang, der mit einem Hermelinpelz verziert war.
Viele Dinge passierten gleichzeitig. Sowohl Stikle als auch Gunnar und Svein standen auf und tr aten in den Weg des Fremden, der jedoch Stikle einfach
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