Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
etwas über den Stand der Dinge zu erfahren.
„Dann, dann…. Dann werde ich eben ins Dorf gehen und bei den Leuten aus dem Dreischafetal nachfragen.“ Nun blic kte Ha’il ihn mit verständnisvollen Augen an. „Ich kann verstehen, dass du deine Frau wiedersehen willst. Aber die Leute im Dorf werden auch nichts wissen.“
Bran drehte sich um und An’luin stemmte seine Fäuste in die Hüften. Er wollte gerade anfangen etwas zu sagen, als sich die Tür der Kemenate öffnete. Alle drei standen mit offenen Mündern da und blickten auf den langsam größer werdenden Türspalt. Es war ein seltsamer Moment, der vom Leben fast mit Absicht in die Länge gezogen wurde. Dann trat Darren Ghaigh ins Zimmer, zunächst zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu bemerken, dass er nicht alleine war. Doch als er den Kopf hob, um sich umzusehen, wurde er der anderen Personen im Raum gewahr und es dauerte noch einen unwirklich lange scheinenden Moment, bis er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen.
Doch diesen Moment gewährte ihm Bran nicht. Der Riese hatte einen großen Schritt getan, sich auf den Eindringling geworfen und ihm dabei den Mund zugehalten. Polternd fielen Ghaigh, der ebenfalls groß gewachsen war, und Bran auf den Holzboden. An’luin nutzte das in ihm hochkommende Gefühl der Panik, um zur Tür zu rennen und diese zu schließen. Als er sich umdrehte, saß Bran auf dem Usurator und stemmte seine riesige Pranke auf dessen Mund. Dann beugte er sich an sein Ohr und flüsterte: „Wenn du nur einmal rufst, dann schlage ich dich tot.“ Die Augen Ghaighs waren weit aufgerissen und er gab sich Mühe unter dem Druck von Brans Händen zu nicken. Ha’il trat, an seinem Revers nestelnd, neben Bran und hüstelte. Dann schaute er An’luin an und sagte: „Schau nach, ob noch jemand im Gang ist.“
An’luin war zu verwirrt, um über den Sinn oder Unsinn des Befehls nachzudenken und tat wie ihm geheißen. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass alles auf dem Gang ruhig war. Dann gesellte er sich zu Ha’il, der neben Bran, Ghaigh und einem umgekippten Tisch stand. Bran, der sonst die Ruhe in Person zu sein schien, hatte ein leuchtendes Funkeln in seinen Augen. Er zischte: „Nochmal: Ein Schrei und ich drehe dir den Hals um. Und nun rede.“ Der Statthalter von Mal Kallin hustete und keuchte, bevor er die Stimme erhob: „ Meine lieben Freunde. Was ist denn nur? Wo wart ihr? Was macht ihr hier? Und warum so feindselig?“
Bran holte mit seiner rechten flachen Hand aus und schlug Darren auf die Wange. Ha’il trat heran und legte eine Hand auf die Schulter des Riesen. „Warte. Erklären wir ihm einfach, dass er sich nicht verstellen muss.“ Dann wandte er sich an Darren Ghaigh: „Wir wissen, dass Ihr von Sathorm unterstützt werdet. Wir wissen auch, dass Ihr plant Eure Herrschaft auf unbestimmte Zeit auszudehnen. Aber das werden wir nicht zulassen.“
Die eben noch freundliche Miene des Statthalters veränderte sich. Als ob er alle Gesichtsmuskeln entspannt hätte, scha ute er Ha’il feindselig an. „Die Königin hat ausgespielt. Aber macht das nicht mir zum Vorwurf. Sie ist selbst schuld, denn sie hat es sich mit der Kirche der Sonne verdorben. Der Pontifex hat sie zur unerwünschten Person erklärt, da sie ihren heidnischen Glauben nicht abgelegt hat. Und ihr eigener Ehemann hat sich von ihr gelöst. Ein anderer regiert jetzt das Land der Sath. Überall im Lande herrschen jetzt neue Kräfte. Diesen neuen Kräften gilt es sich anzuschließen. Ich tue Ankilan einen großen Gefallen…“
Bran packte Darren und holte erneut zu einem Schlag aus. Ha’ils Arm hielt ihn jedoch zurück. „Ihr habt sie töten lassen wollen, Ghaigh. Ist das Euer Gefallen?“ Brans Augen waren weit aufgerissen. Doch Darren keuchte: „Das war ich nicht. Damit habe ich nichts zu tun! Ich weiß nur, dass ich Order habe, hier alles ruhig zu halten.“
„Order, von wem?“ Das war Ha’il.
„Vom König der Sath, König Derek.“
Dann öffnete sich erneut die Tür. Eine Dienstmagd trat kichernd ein. „Also wirklich, Eure Hoheit, dies ist doch nicht der richtige Ort, um…“ Als sie die anderen sah, hörte sie abrupt auf zu kichern. Als sie dann Darren Ghaigh am Boden liegen sah, Bran über ihn gebeugt, fing sie an zu kreischen. An’luin, der am nächsten stand, lief zur Tür und schloss sie. Ha’il rief: „Bring sie zum Schweigen.“ Doch An’luin scheute sich davor, dieser einfachen Dienstmagd seine Hand vor den Mund zu
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