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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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wohl ein bisschen zu forsch. Ich toleriere Berater jedweder Art, j awohl. Und, äh, prinzipiell bin ich immer für die Ausübung einer Religion, egal welcher Art, zumal Majestät ja ebenfalls dem Circulum Lunae angehört, also, weiter so, weiter so...“
    Gareth musste angesichts der Unbeholfenheit des Mannes, der schon so lange bei Hofe diente, l achen. Er nahm Reul am Arm und führte ihn die Treppen hinauf. „Kommt, Reul, erzählt mir, was Ihr über meine Mutter wisst.“
    Der Aufstieg war beschwerlich, 867 Treppen führten bis zu r Spitze des Turmes. Gareth‘ Mutter war zwar nicht ganz oben eingekerkert worden, aber zumindest im oberen Bereich, dort wo die „Schwerverbrecher“ untergebracht waren. Die kalte Steinmauer und die gelegentlichen Schreie und das Stöhnen der Gefangenen boten eine solch unangenehme Atmosphäre, dass Gareth liebend gerne in die Erzählung von Reul Rath eintauchte.
    „Es muss vor sechzehn Jahren gewesen sein. Eure Mutter hatte Euch gerade erst geboren, doch bei Hofe ging das G erücht, dass sie sich sonderlich verhalte. Genaueres kann ich Euch leider auch nicht mitteilen, Majestät, denn damals war ich lediglich Bibliothekar und Historiker und noch nicht so sehr in direktem Kontakt mit Eurem Vater. Es hieß damals, dass sie Euch nicht sehen wollte und dass sie nicht mehr esse. Es gab damals mehrere Optionen mit so einem Fehlverhalten umzugehen - die meisten Arten möchte ich Euch verschweigen, Majestät. Es gab sogenannte Doktoren, die behaupteten sie heilen zu können, wenn sie ihr den Kopf aufschnitten und drinnen etwas veränderten. Euer Vater hat damals die humanste Art des Umgangs mit dem Problem gewählt. Er ließ sie hier unterbringen und schaffte sich kurzerhand eine neue Frau an. Königin Julaia [xii] ist dann ja leider nur zwei Jahre später an einem Fieber gestorben. Danach sah Euer Vater keinen Sinn mehr darin sich neu zu verheiraten.“
    Gareth bemerkte , nicht ohne zu staunen, dass der alte Mann keineswegs außer Atem kam, während er erzählte und gleichzeitig die steilen Stufen bewältigte. Offensichtlich verfügte Reul über einen ausgeprägten Willen oder eine übermäßige Kondition – oder eventuell beides. Er selbst hatte jedenfalls Mühe, nicht schwer zu atmen, dennoch fragte er, was ihm schon lange auf dem Herzen lag: „Kann es sein, dass meine Mutter überhaupt gar nicht krank war und er sie einfach nur loswerden wollte – aus was für Gründen auch immer?“
    Reul schüttelte mit dem Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Euer Vater war Eurer Mutter ä ußerst zugeneigt. Seit dem Tag der Hochzeit, als er sie das erste Mal gesehen hatte, hat er sie offensichtlich angebetet. Außerdem kamen die Eltern von Lady Suriah nachdem die Krankheit publik geworden war, um ihre Tochter im Turm zu besuchen. Zunächst hieß es, dass sie sie hatten mitnehmen wollen und zu Hause pflegen wollten, davon haben sie aber nach dem Besuch abgesehen. Eure Mutter hat wohl die eigenen Eltern nicht mehr erkannt.“
    Gareth war sich auf einmal nicht mehr so sicher, ob es wirklich sinnvoll war diesen Besuch anzutr eten. Wollte er wirklich sehen, wie seine eigene Mutter in einem kargen Loch lebte, einem Tier ähnlicher als einem Menschen? Er hatte Meliandra befragt und diese hatte ihm dazu geraten, damit er am eigenen Leibe erfahre wie es sei die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers und Geistes zu erfahren, wie sie sich ausgedrückt hatte.
    Reul Rath war stehengeblieben und schaute Gareth an. „Seid Ihr sicher, Majestät, dass Ihr sie sehen wollt?“ Gareth blickte ihn an und nickte. „Gut“, sagte Reul, „Da oben ist es.“ Er deutete auf eine von einem gelangweilten Soldaten bewachte Tür, aus der seltsame Kratzgeräusche kamen.

11. Stimmen aus dem Hintergrund

    as Fehlen der wichtigsten Männer in ihrem Leben machte sich langsam in ihrer Gemütslage bemerkbar. Dass ihr Ehemann seit Wochen fort war, war abzusehen gewesen und eingedenk der Tatsache, dass sie noch nicht viel Zeit gehabt hatte, sich ihm vertraut zu fühlen, verschmerzbar. Mehr noch vermisste sie An’luin, den sie eigenhändig fortgeschickt hatte, Balain, der seit der Schlacht um Mal Kallin ohne Angabe von Gründen fort gegangen war und sogar Ketill, der, wie es schien, aus Liebeskummer vor ihr geflohen war. Erst jetzt wurde sie gewahr, dass man nur das vermisst, was man nicht hat, auch wenn man den Wert der gemeinsamen Zeit im Moment selbst gar nicht erkennt.
    Und so zwang sie sich täglich neu dazu die

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