Die Drachenperle (German Edition)
Walthershausen?“
„Ja, der selbige. Kann ich etwas für Euch tun? Ich habe heute einige besonders schöne und vor allem besonders scharfe Dolche dabei, die ich zu Markte trage.“
„Aber Ihr seid doch krank! Ihr liegt zu Bett!“
„Wie kommt Ihr denn darauf? Es ging mir nie besser.“
„Gestern habt Ihr einen Eurer Männer zum Tempel geschickt, einen Heiler zu holen. Ich gab ihm Aidan und seinen Sohn mit. Haben sie Euch so schnell wieder auf die Beine gebracht? Und wo sind sie? Sind sie mit Euch in die Stadt gekommen?“
„Verzeiht, Ratsherr, Ihr müsst Euch irren. Ich bin bei bester Gesundheit und habe niemanden ausgeschickt, Hilfe zu holen.“
„Eine Falle! Dann war das eine Falle. Oh, bei allen guten Göttern, und ich habe sie auch noch mitgehen lassen!“
Ulf ließ den verdutzten Waffenschmied stehen und eilte davon. Er musste den Offizier der Wache einen Suchtrupp zusammenstellen lassen. Sofort!
Aidan legte seine Hand prüfend auf die Stirn des Mannes. Dies war also Hantok, der gefürchtete Clanführer der verhassten Beutereiter. Er glühte vor Fieber und wälzte sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Er stank zum Himmel. Der Ritt hierher war kräftezehrend gewesen, nicht nur für die Pferde. Aber Aidans Erschöpfung war nun wie weggeblasen. Hier lag ein schwerkranker Mann, der Grenze zum Ewigen Reich der Herrlichkeit bedenklich nahe. Aber vielleicht gingen die Beutereiter dort gar nicht hin. Sie mochten ihr eigenes Reich haben, wo sie ihre Ewigkeit verbrachten.
„Wenn ihr wollt, dass wir dem Manne helfen, dann müsst ihr jetzt alle tun was ich sage. Zuerst verlassen alle den Raum bis auf den Leibwächter und ein oder zwei Diener. Und schafft vor allem dieses brabbelnde Weib weg. Die Mägde sollen viel kochend heißes Wasser und sauberes Leinen bringen. Einen frischen Strohsack! Wein zum Auswaschen der Wunde! Ich brauche einen kleinen Tisch hier am Bett. Und mehr Licht, ich brauche Licht!“
„Heiler, das ist Hantoks Mutter. Sie ist nicht mehr bei Verstand.“
„Mutter oder nicht Mutter, schafft sie hier raus!“
Aidan machte sich konzentriert ans Werk. Er öffnete seinen Heilerbeutel. Als erstes ließ er Taiki eine starke Kräutermischung aufbrühen gegen das Fieber. Und dann Ringelblumentinktur für die Wunde. Gequetschte Beinwellwurzel und Wundöl aus Gundelrebenblättern. Was brauchte er noch? Mohntrunk? Nein, hatte er nicht dabei. Brauchte er auch nicht. Ihm stand etwas Besseres zur Verfügung: Taikis Geistheilerkräfte!
„Wir müssen die Wunde öffnen. Welcher Stümper hat die Wunde vernäht? Sie ist jetzt voller Eiter. Kein Wunder, dass der Mann vom Fieber ausgezehrt wird.“
Aidan nahm sein Skalpell, schnitt in die pralle Wundstelle und stinkender, grüngelber Eiter entlud sich massiv in eine untergestellte Schale. Er wickelte die Schale in ein dickes Tuch ein und hielt sie dem Diener hin.
„Du da! Nimm es und trage es raus. Vergraben, und zwar tief. Oder noch besser verbrennen! Wasche dir hinterher sehr gründlich die Hände, verstanden?“
Der Diener nickte und gehorchte. Hantoks Gesichtszüge entspannten sich etwas. Offenbar ließ der enorme Schmerz durch die Druckentlastung etwas nach.
Taiki hatte sich ans Kopfende gestellt und seine Hände auf Hantoks Schläfen gelegt. Er wusste, was er zu tun hatte. Er gehorchte dem weisen Drachen, der in seiner Seele als guter Geist lebte. Auch wenn dieser Mann hier sein Feind war, der Mann war, der ihn ungerechterweise einst zum Tode verurteilt hatte, so war er jetzt doch einfach nur ein weiteres leidendes Geschöpf dieser Welt und brauchte Hilfe. Taiki entspannte sich, soweit es ihm hier möglich war, rief die heilende Energie herbei und ließ sie durch seine Hände strömen. Er konnte als Einziger sehen, wie das goldene Licht in Hantoks Körper floss, sich langsam verteilte und sich schließlich vor allem im Wundbereich sammelte und dort spiralförmig kreiste. Es sprang auf Aidans Hände über, der mit sicherem Griff sein Skalpell führte und die Wunde von faulem Gewebe reinigte. Taiki tat sein Bestes, Hantoks Geist in eine andere Ebene zu führen. An einen Ort, der ohne Schmerzen war.
Aidan sah sich suchend im Raum um. Er brauchte Maden.
„Du, anderer Diener. Wie ist dein Name?“
„Berti, Herr.“
„Das ist kein Beutereitername. Bist du ein Sklave?“
Der Mann nickte. Er lauschte Aidans Anweisungen und traute
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