Die Drachenperle (German Edition)
meinem Herzen neue Adern wachsen lassen. Ich kann es gar nicht glauben, aber es ist so. Ein Wunder. Er ist ein Wunderheiler, wie es ihn wohl nie zuvor gegeben hat. Aber das wisst Ihr sicherlich. Darf ich fragen, wieso Ihr beide diese seltsame Kleidung tragt?“
„Wir sind Ordensbrüder. In Sonnenbühlheim unterhalten wir eine Stätte der Barmherzigkeit. Wir leben mit Kranken und Krüppeln, geben denen eine Heimat, die arm im Geiste sind. Mit uns leben die, die von anderen verstoßen werden.“
„Bemerkenswert, wirklich bemerkenswert. Ich habe davon noch nie gehört.“
In diesem Moment kam ein Mann auf sie zu, der sich unterwürfig näherte und Bücklinge machte.
„Verzeiht bitte, Ihr Hohen Herren, verzeiht, dass ich Euch unterbreche. Aber mein Herr, der Waffenschmied von Walthershausen, ist schwer erkrankt und braucht die Hilfe eines Heilers. Könntet Ihr mir einen empfehlen, der jetzt sofort mit mir kommen würde?“
Ulf plusterte sich ein wenig auf und zeigte mit großer Geste auf seine Begleiter.
„Siehst du diese beiden Männer? Sie sind die besten Heiler , die du je zu sehen bekommen wirst. Jeder ist ein Meister auf seinem Gebiet! Aber sie haben jetzt keine Zeit für dich.“
„Walthershausen ist nicht sehr weit. Wir haben Pferde. Ulf, denkt nach, Taiki und ich könnten dem Kranken zu Hilfe eilen und anschließend zu Euch zurückkommen und Eure Gastfreundschaft genießen. Dann hätte Eure Gattin auch mehr Zeit sich vorzubereiten. Was meint Ihr?“
„Nun gut.“ Der Ratsherr war wenig begeistert, aber er wollte auch nicht egoistisch erscheinen. „Dann soll es so sein. Ich kenne den Waffenschmied. Gegen Abend werde ich Euch in meinem Haus erwarten. Ich werde noch weitere Gäste einladen. Ja, das wird ein richtiges Fest werden!“
Aidan wandte sich dem schlicht gekleideten Mann zu, der einen erleichterten Gesichtsausdruck hatte.
„Wir treffen uns am Westturm. Bist du auch zu Pferd?“
„Ja, Herr. Ich werde Euch dort erwarten.“
Kapitel 8: In den Fängen der Horde
In weniger als einer Stunde hatten sie die Pferde gesattelt aus dem Stall holen lassen, Aidans Beutel mit Heilerutensilien war festgeschnallt und Jolim wusste Bescheid, dass sie heute sehr lange ausbleiben würden. Den Weg zum Westturm der Stadt legten sie in Windeseile zurück. Der Beauftragte des Waffenschmieds wartete dort mit Ungeduld und ritt dann wortlos voran. Es ging lange bergab und nach einiger Zeit erreichten sie eine Wegmarke.
„Warte mal, hier geht es doch nach Walthershausen, du nimmst ja den Weg nach Biberborn, Mann!“ rief Aidan.
„Mein Herr, der Schmied ist wohl aus Walthershausen, aber er ist dennoch in Biberborn und liegt krank im Haus seiner Schwester darnieder. Folgt mir, Ihr Herren Heiler, bitte schnell!“
„Na gut“ brummte Aidan. „Aber lass uns wachsam sein, Taiki.“
Sie folgten dem davontrabenden Mann in den dichten Baumbestand, durch den der Weg nach Biberborn führte, immer entlang des breiten Wildwasserbaches, der stellenweise zu kleinen Seen aufgestaut war.
Doch sie sollten es bereuen. Vier Männer, jeder in rotbraunes Leder gekleidet, kamen aus der Deckung einer Baumgruppe auf stämmigen Pferden hervorgeprescht. Sie überwältigten Aidan und Taiki, fesselten ihre Hände auf dem Rücken, knebelten sie. Es ging alles so schnell, sie konnten sich gegen die Übermacht nicht wehren.
„Da habt ihr eure Heiler. Sollen die besten sein, hat so ein fetter Lackaffe gesagt.“
„Hier. Da hast du deinen Lohn.“
Der Anführer warf dem angeblichen Boten aus Walthershausen einen kleinen, klimpernden Sack zu. Er fing ihn geschickt auf, öffnete ihn um nachzuzählen, nickte und ritt grußlos davon.
„Bretak, reite ihm in zwei Minuten hinterher. Du weißt, was du zu tun hast und dann folge uns. Ab nach Hause, Männer. Und achtet gut auf unsere Gäste, dass sie nicht vom Pferd fallen.“
Der breitschultrige Mann mit auffällig roter Haar- und Barttracht lachte laut, als hätte er einen guten Witz gemacht. Dann preschte er voran und die anderen folgten, die Pferde der Heiler am Zügel führend.
Als es Abend wurde in Neusalzhausen, war das Haus des Ratsherrn Ulf hell erleuchtet, die Tafel festlich gedeckt. Das Mahl duftete köstlich und die Gäste trafen nach und nach ein.
Nur die beiden Ehrengäste fehlten.
Sie ritten abseits der üblichen Wege, darauf bedacht, unliebsame
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