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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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„Nun, soweit ich weiß, ist das Vieh auf und davon als das Feuer ausbrach. Es wird sich in den Bergen verteilt haben. Das Grundstück gehört euch. Es gibt auch ein kleines Haus in der Altstadt, welches Mareika gehörte. Es ist an einen Silberschmied vermietet.“
    Aidan fragte sich im Stillen, ob sein Sohn sich darüber im Klaren war, dass dieser immense Reichtum an den Orden fallen würde, sobald der Prior ihn offiziell in die Bruderschaft aufnahm. Unfassbar, was Mareika und wohl auch ihr Mann, als er noch lebte, angehäuft hatten. Für wen? Für was? Mit all diesem Gold und Silber hätte man mehrere Hospize und Schulen bauen können, Heiler und Lehrer bezahlen, Instrumente für die Messerheilkunst hätte man zuhauf schmieden lassen können! Unfassbar, welche Summen und Werte die Alte für ihre Heilarbeit verlangt haben musste. Kopfschüttelnd verließ er die Kammer und ging nach oben in den Rathaushof. Er brauchte dringend etwas Abstand. Und frische Luft, die Weite des Himmels. Unterirdische Räume waren ihm äußerst unangenehm, seit er als Kind aus Versehen eingesperrt worden war.
    Aidan atmete tief ein und aus, genoss die Herbstluft. Er war froh, dass Taiki so leicht zu seinem Recht gekommen war.
        „Ja, ist das denn die Möglichkeit! Aidan? Aidan der Messerheiler, Sohn des Garvan?“
    Ratsherr Ulf ergriff seine Hand und schüttelte sie begeistert.
        „Ihr seid es, natürlich erkenne ich euch wieder. Wie lange ist es her? Fast 20 Jahre, nicht wahr? Damals seid ihr einfach verschwunden. Niemand wusste was aus Euch geworden ist oder warum Ihr gegangen seid. Selbst Eure Eltern haben sich ausgeschwiegen.“
        „Ratsherr Ulf, ich hätte nicht gedacht, dass Ihr euch noch meiner entsinnt.“
    „Na hört mal, ihr ward ein hochbegabter junger Heiler. Ihr habt damals meinen kleinen Bruder zusammengeflickt, der vom Scheunendach gefallen war. Wieso seid Ihr jetzt zurückgekehrt, wenn ich fragen darf?“
        „Ich begleite meinen Sohn. Er ist in einer rechtlichen Angelegenheit hier.“
        „Ein Sohn? Dann seid Ihr also verheiratet. Habt Ihr noch mehr Kinder?“
        „Nein. Und ein Weib habe ich auch nicht. Sie ist kurz nach seiner Geburt verstorben.“
       „Oh, das tut mir leid. Ich wusste ja nicht… Bin wieder mal zu geschwätzig. Was stehen wir noch hier? Kommt, ich lade Euch ein. Euch und Euren Sohn. Lasst uns zusammen etwas essen und trinken und von alten Zeiten reden. Ich muss Euch unbedingt erzählen, wie ich dem Todesengel entronnen bin. Eigentlich wäre ich im Sommer gestorben, wenn nicht ein junger Mann…“
    Ulf schwieg abrupt und machte ein ungläubiges Gesicht. Er deutete mit seinem Arm auf die Rathaustür und flüsterte: „… wenn nicht dieser junge Mann da mir ein neues Herz und Leben gegeben hätte.“
        „Taiki . mein Junge, komm ´ her . Ratsherr Ulf lädt uns zu einem Imbiss ein.“
        „ Taiki , mein Junge ? Das ist Euer Sohn? Aber er ist der Urenkel Mareikas. Wie könnt Ihr sein Vater sein? Oh! Ich glaube, ich verstehe. Darum seid Ihr damals auf Wanderschaft gegan gen, nicht wahr? Weil Aurelia…“
    Ulf war sichtlich tief bewegt. Er ging schnellen Schrittes auf Taiki zu und umarmte ihn lange und herzlich vor all den Leuten, und es war ihm ganz egal. Mochten sie doch denken, was sie wollten.
        „Den Göttern sei gedankt. Taiki, ich konnte mich damals nicht bei Euch für mein Leben bedanken, Ihr ward so plötzlich abgereist. Man kann es Euch nicht verdenken. Wir alle sollten Abbitte leisten. Ihr seid der Große Heiler aus der Prophezeiung! Und wir sind Euch mit Misstrauen begegnet. Es ist so eine Schande.“
        „Ulf, ich freue mich, Euch so wohlbehalten wiederzusehen. Eure Haut ist rosig, euer Atem regelmäßig. Das Herz tut seinen Dienst, wie mir scheint.“
        „Kommt, kommt. Lasst uns zu mir gehen. Seid meine Gäste, so lange Ihr wollt. Dieses große Wiedersehen muss gefeiert werden! Lasst uns reden. Meine Frau wird sich freuen, wir werden auftischen, was Keller und Küche zu bieten haben. Ihr bekommt die besten Zimmer zum Schlafen.“
    Der Ratsherr zog die beiden mit sich, ohne auf ihre Antwort zu warten und schlug den Heimweg ein. Sein Haus lag in der Nähe der Tempelschule. Ulf nahm die Abkürzung über den Hofbereich des Tempels und zeigte Aidan im Vorbeigehen die Stelle, an der er mit dem Tode ringend gelegen hatte.
        „Wisst Ihr, die anderen Heiler haben mir später gesagt, was Euer Junge getan hat: er hat

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