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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Verstanden?“
    Während Taiki die Pilze ablieferte und dann den Weg zu Aidans kleiner Hütte einschlug, wusch sich der Ordensbruder am Bach den Schweiß vom Oberkörper. Nachdenklich legte er seine Hand auf seine linke Schulter und versuchte, die Flammentätowierung zu fühlen. Eine andere Zeit, ein anderes Leben… ein anderer Aidan!
     
    „Woher kennst du die Messerheilergilde? Bist du aus Neusalzhausen, Taiki?“
    „Nicht wirklich.“
    „Wie darf ich denn das jetzt verstehen? Ja oder nein?“
    „Meine Familie lebt dort. Oder sagen wir: die, die noch übrig sind.“ Taiki massierte mit dem Daumen seine linke Handinnenfläche und saß Aidan mit hochgezogenen, verspannten Schultern am Tisch gegenüber. Ihm war sichtlich unwohl bei dem Gespräch.
    „Warum bist du weggegangen, Junge? Und auch noch durch den Wolfswald. Es gibt Wege, die um den Wald herumführen.“
    „Nun, ich bin in Ungnade gefallen. Ich habe die Prüfung nicht bestanden. Und da habe ich Jolim gesagt, er soll meine Sachen packen und sie mir bringen. Ich wollte nicht, dass sie mich davonjagen, bin lieber aus freien Stücken gegangen.“
    Aidan horchte auf. Jolim? Der Diener der Mareika?
    „Ich kenne Jolim. Er dient der alten Geistheilerin Mareika. Hattest du denn in ihrem Haus gewohnt? Und von welcher Prüfung sprichst du? Lass dir bitte nicht alles einzeln aus der Nase ziehen.“
    „Mareika ist meine Urgroßmutter, und Lydia meine Großmutter. Die Prüfung, die ich nicht bestand, war eine Makelsuche.“
    Aidans Gesichtszüge verhärteten sich. Taiki musste ein Lügner sein, denn Mareika hatte keine jungen Nachfahren mehr. „Hör mal, Freundchen, ich kann sehr schlecht gelaunt sein, wenn ich angelogen werde. Tisch mir keine Märchen auf. Zufällig weiß ich genau, dass die Geistheilerin keinen Urenkel hat, genauer gesagt haben kann! Und die Makelsuche? Nur ein Meisterschüleranwärter, dessen Herkunft oder Leumund nicht einwandfrei ist, wird einer Makelsuche unterworfen. Das ist ein sehr seltenes Ereignis.“
    „Ich lüge nicht!“ Taiki schlug mit der Faust auf den Holztisch.
    „Ach nein? Als ich aus Neusalzhausen fortging vor ungefähr 18 Jahren, da waren alle aus dieser Familie tot, außer Mareika und Lydia. Es gab nur noch die beiden alten Frauen und du wirst wohl kaum vom Himmel gefallen sein!“
    „Aidan, willst du nun meine Geschichte hören oder nicht? Ich sage dir: ich bin wirklich der Urenkel von Mareika, der Enkel von Lydia und einziger Sohn der Aurelia!“
    Aidan wurde blass. Als hätte Taiki ihn geschlagen, wich er zurück und stieß seinen Stuhl um, als er erregt aufsprang. „Was weißt du von Aurelia? Warum sagst du, du seiest ihr Sohn? Meine Aurelia ist tot, und das Kind unter ihrem Herzen auch. Mein Kind! Niemand außer uns beiden wusste davon. Junge, schwöre mir, dass du die Wahrheit sagst!“
    „Ich schwöre es, so wahr mir die Götter helfen. Aidan, dann bist du ja mein Vater?“
    Aidan stellte seinen Stuhl wieder an den Tisch und nahm Taikis Hände fest in seine. Er schaute ihm lange in die Augen und fand dort keine Falschheit. „Erzähle mir bitte alles. Ich werde deine Worte nicht noch einmal anzweifeln. Wie kommt es, dass du lebst? Ich verstehe das alles nicht.“
    „Aurelia wurde mit anderen jungen Frauen des Ortes von Beutereitern entführt. Alle wurden als Sklavinnen verkauft, aber nicht Aurelia. Der Anführer hat sie für sich beansprucht, wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Sie gebar einen Sohn, mich. Ich wuchs als Sklave auf, zu meinem Unglück ohne meine Mutter, denn sie starb während eines Unwetters, wenige Monate nach meiner Geburt. Ein Baum erschlug sie.“
    Aidan liefen die Tränen über sein Gesicht. Er machte keine Anstalten, sie abzuwischen. Regungslos klammerte er sich an Taikis Hände.
    „Die Küchenfrau Mali zog mich groß. Ich wuchs in dem Glauben auf, sie sei meine Mutter. Die Wahrheit über meine Herkunft erfuhr ich erst Anfang dieses Jahres, als Tock, der Waffenmeister des Clanführers, mich in Sicherheit brachte. Die Beutereiter wollten mich hinrichten, weil sie dachten, ich sei schuld am Tod von Martok, dem Sohn des Anführers Hantok. Aber er starb an einem Schlangenbiss! Ich hatte das nicht gewollt, als ich ihn verfluchte.“
    „Du hast ihn verflucht? Mit voller Absicht?“
    Taiki nickte beschämt. „Ja, ich hatte die Beherrschung verloren. Martok und seine Kumpane, die mich seit langem drangsalierten, hatten die jungen Pflanzen auf dem Feld mutwillig zertrampelt mit ihren

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