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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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warf seinen Reisigbesen fort und umarmte Taiki mit großer Herzlichkeit.
        „Junger Herr, dass Ihr wieder da seid! Ich habe nicht geglaubt, Euch noch einmal sehen zu dürfen. Oh, verzeiht bitte. Ich bin Euch zu nahe getreten, das stand mir nicht zu.“
        „Unsinn, Jolim, ich freue mich doch auch. Komm her du alter Haudegen und lass dich von mir umarmen! Und sieh nur: das ist mein Vater! Wir reisen zusammen.“
    Jolim verneigte sich vor Aidan. Noch ein verloren gegangener Sohn der Stadt. Er hatte ihn auf den ersten Blick wiedererkannt. Dies war der brillante Aidan, der zu den Messerheilern gehörte. Er war verschwunden, kurz nachdem Aurelia für tot erklärt worden war.
        „Meine Herren, tretet ein, bitte sehr. Ich hole einen Jungen, der sich um Eure Reittiere kümmern wird.“
    Jolim griff nach dem Reisegepäck der Männer, trug es in die Wirtschaft und lief dann gleich in die Küche um Ingay zu holen. „Du wirst nicht glauben, wer gekommen ist! Lass den Zuber stehen, mach deine Hände trocken und komm.“ Jolim zerrte seine Gefährtin fast in den Schankraum. Moment mal , was hatte Taiki vorhin gesagt? Aidan ist sein Vater? Dann war Aidan damals der Geliebte von Aurelia gewesen?! Oha, nur gut, dass Mareika DAS nicht gewusst hatte. Aidan war mit Athajas Familie verwandt.
        „Liebe Ingay, wie schön dich wiederzusehen. Geht es euch beiden gut?“
        „Ach junger Herr, es ist etwas Furchtbares geschehen.“
        „Ich weiß. Man hat mir davon berichtet. Ihr kennt den Mann. Ein Bote des Fürsten hat hier vor einiger Zeit übernachtet. Wir sind ihm begegnet.“
    Jolim schickte einen von den Schankburschen zu den Pferden raus und brachte die Reisetaschen die schmale Holztreppe hoch, in den besten freien Schlafraum des Obergeschosses.
        „Der Wirt ist gerade unterwegs, aber wir werden uns um Eure Bedürfnisse kümmern. Ihr seid doch sicher hungrig?“ , fragte Ingay.
    Später saßen Aidan, Taiki, Jolim und Ingay an einem blankgescheuerten Tisch in der ruhigsten Ecke des Wirtshauses. Rufus, der Wirt, war immer noch nicht zurückgekehrt und so nutzten sie die Zeit für ein Gespräch. Den jungen Herrn wiederzusehen, gab den beiden ein gutes Gefühl, er stellte eine Art Verbindung zur guten alten Zeit dar, als sie noch ihr gewohntes, wohlgeordnetes Leben im Haus der Ersten des Ältestenrates geführt hatten.
        „…und dann ist alles aufgeflogen und Athaja fiel in Ungnade. Wenn Konradi auf dem Sterbebett nicht alles gestanden hätte, um seine scheidende Seele zu erleichtern, so wäret Ihr, Herr Taiki, hier in Gefahr, verhaftet zu werden. Es ist solch eine Schande für die Heilergilde, dass der Wächter des Ritus sich zu einem Betrug hat verführen lassen. Man stelle sich vor! Ein Gauklerkunststückchen während der Meisterschülerprüfung! Vorgekeimtes Getreide! Athaja und Sina wurden aus der Gilde verstoßen. Konradi ist wohl vor lauter Scham gestorben, nicht nur an Altersschwäche. Nun denn. Er wird wohl seine Gründe gehabt haben. Was Athaja wohl gegen ihn in der Hand hatte, dass sie ihn dermaßen vom rechten Wege abbringen konnte?“
        „Ach, Jolim mein Guter, das ist doch wirklich nicht wichtig. Was sollen wir Leute vom einfachen Volk uns in die Belange der Reichen und Mächtigen einmischen?“
        „So viel wie nötig, mein Böhnchen, das will ich dir sagen! Wenn ich mich nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit umgehört hätte, könnten wir jetzt dem jungen Herrn Taiki nicht sagen, dass er in Sicherheit ist und unbefangen zum Rechtspfleger der Stadt gehen kann, um sein Erbe einzufordern.“
    Ingay tätschelte den behaarten Unterarm ihres Gefährten, nickte beschwichtigend und schwieg. Irgendwie hatte ihr Brummbär Recht, aber es konnte auch gefährlich sein, wenn man zu viel wusste. Oder wenn jemand Mächtiger mit bösem Willen auch nur dachte , man wüsste zu viel.
    Es war spät geworden. Aidan und Taiki erzählten dem Paar lebhaft von Sonnenbühlheim und der Gemeinschaft mit den Siechen und Einfältigen. Die anderen Gäste hatten den mit Kerzen matterhellten Schankraum längst verlassen und waren auf dem Heimweg, mehr oder weniger aufrecht gehend. Wein und Schnaps waren hier stark, man bekam was für sein sauer verdientes Geld. Der Wirt Rufus hatte sich mittlerweile zur Tischrunde hinzugesellt und spendierte eine Runde Vogelbeergeist. Er wusste ja um Jolims Vorliebe. Als sie schließlich nach Mitternacht vom Tisch aufstanden, war es beschlossene Sache,

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