Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
mageren Ernte wurden aufgeweicht, und zwei der ältesten Mägde putzten Wurzelgemüse.
Ein Küchenhelfer knetete Brotteig, und ein anderer bereitete mit großer Sorgfalt die Soße zu. Lessa starrte ihn wie gebannt an, bis er nach der falschen Gewürzdose griff. Dann schob sie unauffällig mehr Holz in den Brotofen. Sie steuerte die Hunde so, dass sie verschieden schnell liefen. Dadurch verkohlte das Fleisch auf der einen Seite und blieb auf der anderen roh.
Das Festmahl sollte zu einem Fastenmahl werden.
Eine der Beschließerinnen kam kreischend in die Küche gelaufen. Blutige Striemen zeichneten sich auf ihren Armen ab.
»Motten haben die besten Decken zerfressen! Eine Hündin liegt mit ihrem jüngsten Wurf auf dem Leinenzeug und faucht, sobald ich in die Nähe komme. Und jemand hat die Fensterläden der Gästezimmer einen Spalt offen gelassen, so dass der Winterwind Staub und Unrat hineinwehen konnte.«
Sie presste die Hände gegen die Brust und wimmerte leise vor sich hin.
Lessa rieb eifrig die Teller blank.
Wachwher, Wachwher, Sei bereit! Wache, Wachwher, Allezeit.
»Der Wachwher verbirgt etwas«, sagte F'lar zu seinem Halbbruder.
Sie befanden sich in einem Gästezimmer, das in aller Hast gesäubert worden war. Obwohl das Feuer im Kamin prasselte, steckte in den Wänden noch die Kälte des Winters.
»Er stieß nur zusammenhanglose Laute aus, als Canth mit ihm sprach«, meinte F'nor.
Er stand dicht neben dem Kamin und wärmte sich. F'lar ging ungeduldig auf und ab.
»Mnementh versucht ihn zu beruhigen«, erwiderte F'lar. »Vielleicht gelingt es ihm, die Wahrheit zu erfahren. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass der Wachwher nicht mehr ganz richtig im Kopf ist, aber…«
»… du bezweifelst es, ergänzte F'nor. »Und mit Recht.«
Er warf einen besorgten Blick zu den Spinnennetzen an der Decke. Die meisten der Biester hatte er erledigt. Dennoch zog er es vor, mit Canth im Freien zu schlafen.
»Hmm.«
F'lar sah den braunen Reiter mit gerunzelter Stirn an.
»Ruatha ist in zehn kurzen Planetendrehungen zu einer Ruine zerfallen. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Jeder der Drachen hat die fremde Macht gespürt, und für mich steht es fest, dass jemand den Wachwher beeinflusst. Dazu gehört ungeheure Energie.«
»Also Weyrblut«, meinte F'lar.
F'nor streifte seinen Halbbruder mit einem raschen Blick. Klammerte sich F'lar immer noch daran, trotz aller gegenteiligen Äußerungen?
»Gewiss, F'lar, die Macht lässt sich nicht leugnen«, sagte er. »Aber es könnte sich um einen männlichen Bastard des alten Blutes handeln, der sich hier irgendwo verborgen hält.
Und wir brauchen eine Frau. Fax hat uns auf seine unvergleichliche Art deutlich zu verstehen gegeben, dass er bei seinem Überfall die ganze Familie ausrottete… auch Frauen und Kinder. Nein, nein.«
Der braune Reiter schüttelte den Kopf, als könnte er damit die Überzeugung seines Anführers ins Wanken bringen.
»Der Wachwher verbirgt etwas, und nur jemand vom alten Blut kann ihn dazu bringen, brauner Reiter«, sagte F'lar mit Nachdruck. Er deutete auf das Fenster.
»Ruatha ist überwältigt worden. Aber der Widerstand blieb. Ich behaupte, das deutet auf das alte Blut hin. Die Macht allein würde nicht genügen.«
F'nor erkannte am Gesichtsausdruck seines Halbbruders, dass es besser war, das Thema zu wechseln.
»Ich werde mich auf Ruatha umsehen«, murmelte er und verließ das Zimmer.
Die kichernde Begleiterin, die Fax ihm zugewiesen hatte, ging F'lar gründlich auf die Nerven. Sie nieste unaufhörlich, ohne das Taschentuch zu benützen, mit dem sie kokett herumwedelte. Ein säuerlicher Geruch strömte von ihr aus. Auch sie erwartete ein Kind von Fax. Man sah es noch nicht, aber sie hatte ihren Zustand F'lar anvertraut, ohne zu merken, welchen Lapsus sie damit beging. F'lar ignorierte sie, wann immer es ihm möglich war.
Lady Tela schilderte in aufgeregten Worten die Räume, die man Lady Gemma und den anderen Damen des Gefolges zugewiesen hatte.
»Die Läden hatten den Winter über offen gestanden, so dass die Böden übersät von Unrat waren. Schließlich warfen zwei Mägde das ganze Zeug ins Feuer. Oh, und dann begann der Kamin zu qualmen, und wir mussten einen Diener zu Hilfe holen.«
Sie kicherte.
»Er entdeckte, dass ein Stein den Rauchabzug blockierte.«
Sie wedelte mit ihrem Taschentuch, und F'lar hielt den Atem an.
Lady Gemma kam langsam die Treppe herunter und betrat den Saal. Ihre Schritte waren auffallend
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