Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
Kleie zu einem Brei.
Sie scheuerte die Arme und das Blaugeschlagene Gesicht sauber. Dann schrubbte sie ihren Körper, bis halb vernarbte Wunden wieder zu bluten begannen. Zuletzt sprang sie ins tiefe Wasser und tauchte unter. Sie holte noch mehr Kleie und verrieb sie im nassen Haar.
Immer wieder spülte sie die Strähnen, bis sie das Gefühl hatte, dass sie einigermaßen sauber waren. Schmutziger Schaum trieb bis zur Höhlenwand und flöß mit der Strömung ab. Noch einmal bearbeitete sie ihren Körper mit Kleie.
Es war eine geradezu rituelle Waschung. Ihre Haut brannte und prickelte.
Schließlich verließ sie zögernd den Badeteich. Sie steckte das triefende Haar hoch und trocknete sich mit einem frischen Handtuch ab. Dann streifte sie ein zartgrünes Kleid aus einem weichen Stoff über. Es war zu locker, aber sie schnürte es mit Hilfe einer Schärpe eng um die Taille. Ein Lächeln glitt über ihre Züge. Noch nie im Leben hatte ein Stoff ihre Haut so umschmeichelt. Der Saum des Kleides fiel glatt und gerade bis zu ihren Knöcheln und schwang bei jedem Schritt aus. Sie nahm ein neues Handtuch und rieb ihr Haar trocken.
Ein gedämpfter Laut drang an ihre Ohren, und sie hielt den Kopf schräg. Angespannt horchte sie.
Ja, sie hatte richtig gehört. Der Drachenreiter und sein Tier waren zurückgekommen. Sie schnitt eine ärgerliche Grimasse und bearbeitete ihr Haar noch stärker. Widerspenstige Locken kringelten sich auf der Stirn. Sie suchte in den Regalen, bis sie einen groben Metallkamm fand. Damit zerrte und riss sie an den Strähnen, bis sie endlich entwirrt waren.
Jetzt, da es trocken war, schien ihr Haar ein eigenes Leben zu entwickeln. Es knisterte und richtete sich auf, sobald sie den Kamm hob. Und es war lang, sehr viel länger, als sie geglaubt hatte.
Lessa horchte nach draußen. Nichts rührte sich. Vorsichtig hob sie den Vorhang zurück. Das Schlafgemach war leer. Aber in der äußeren Felskammer hörte sie die schläfrigen Bewegungen des Drachen. Sie atmete erleichtert auf. Nun musste sie dem Mann wenigstens nicht allein gegenübertreten.
Sie wollte das Schlafgemach durchqueren und blieb wie angewurzelt stehen, als sie in den polierten Metallspiegel an der Wand sah. Eine Fremde starrte ihr entgegen. Erst als sie sich mit der Hand über die Stirn fuhr und ihr Gegenüber die Geste imitierte, erkannte sie, dass sie sich selbst sah.
Aber… das Mädchen im Spiegel war ja schöner als Lady Tela! Nur so mager…
Sie betrachtete die vorstehenden Schlüsselbeine und die zerbrechlich dünne Taille. Mit neu erwachter Eitelkeit zupfte sie das Kleid zurecht und glättete ungeduldig das widerspenstige Haar.
Stiefel scharrten über den Boden. Sie zuckte zusammen. Jeden Moment konnte der Mann auftauchen. Mit einemmal stieg Angst in ihr hoch. Jetzt, da ihr die Strähnen nicht mehr ins Gesicht hingen und sie die schmutzigen Lumpen ausgezogen hatte, besaß sie keine Anonymität mehr.
Sie war verwundbar.
Eisern bezwang sie den Wunsch, davonzulaufen. Sie warf noch einen Blick in den Spiegel, streckte die Schultern und hob entschlossen das Kinn; ihr Haar knisterte bei der plötzlichen Bewegung. Sie war Lessa von Ruatha. In ihren Adern floß adeliges Blut. Sie musste sich nicht mehr vor der Welt verbergen. Sie konnte jedermann stolz gegenübertreten - auch diesem Drachenreiter!
Ruhig schob sie den Vorhang zur Felskammer beiseite. Er stand neben dem Drachen und strich ihm über die Augenwülste. Seine Züge wirkten sonderbar zärtlich. Es war ein Bild, das völlig im Widerspruch zu allem stand, was sie bisher von den Drachenreitern gehört hatte.
Sie wusste natürlich von der engen Beziehung zwischen Tier und Reiter, aber sie hatte nicht geahnt, dass dabei Zuneigung eine Rolle spielte. Überhaupt hatte sie diesem finsteren, kühlen Mann keine tieferen Gefühle zugetraut. Sie erinnerte sich noch zu gut an seine schroffe Haltung, als sie sich von dem alten Wachwher verabschieden wollte. Kein Wunder, dass das Tier geglaubt hatte, ihr stoße etwas zu.
Der Mann drehte sich langsam um, als würde er sich nur ungern von seinem Drachen trennen. Dann, als er sie erblickte, stand er auf und trat mit ein paar raschen Schritten neben sie.
Er fasste sie mit starker Hand am Ellbogen und führte sie zurück ins Schlafgemach.
»Mnementh hat wenig gefressen und braucht Ruhe«, sagte er leise, als sei das seine wichtigste Überlegung. Er schob den schweren Vorhang zu.
Dann hielt er sie mit gestreckten Armen von sich und
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