Die Drachenreiter von Pern 02 - Die Suche der Drachen
Gedankengänge.
6
Ramoth wartete auf ihren Gefährten, und gemeinsam überflogen sie die Seengebiete. Hinter ihnen fiel das Gelände langsam zum Meer hin ab; der Fluß, der von den Seen gespeist wurde, schlängelte sich durch weites Acker-und Weideland, bis er sich mit dem Dunto vereinigte und ins Meer floß.
Als sie vor der Gildehalle landeten, kam ihnen Terry aus einem der Nebengebäude entgegengelaufen. Er verbeugte sich tief und grinste dabei von einem Ohr zum anderen.
»Herzlich willkommen!«
F’lar und Lessa erwiderten die Begrüßung. »Nun, hat Fandarel schon ein Fernrohr hergestellt?« fragte der Bronzereiter lachend.
»Noch nicht ganz – aber er hat uns die ganze Nacht herumgehetzt.«
Terry unterdrückte ein Gähnen. Dann jedoch fuhr er lebhaft fort: »Faszinierend, was dieses Gerät alles sichtbar macht! Wansor ist abwechselnd selig und zutiefst niedergeschlagen. Er ärgert sich, daß er nicht das Geschick seiner Vorfahren besitzt.«
Sie hatten den Eingang fast erreicht, als Terry noch einmal stehenblieb. Seine Miene war ernst.
»Ich wollte Ihnen noch sagen, wie leid mir die Sache mit F’nor tut. Hätte ich ihnen das Messer doch gegeben! Aber es war als Hochzeitsgeschenk für Baron Asgenar bestimmt, und ich wußte, daß ich keine Zeit mehr haben würde, ein neues zu schmieden …«
»Das Recht war eindeutig auf Ihrer Seite«, sagte F’lar ruhig und legte dem Mann die Hand auf die Schulter.
Die Halle mit ihren hohen Fenstern bestand praktisch aus einem einzigen Saal. An einer der beiden Feuerstellen befand sich eine kleine Esse. Die schwarzen Steinwände, glatt und fugenlos, waren mit Skizzen und Zahlen bedeckt. Ein langgestreckter Tisch beherrschte den Raum. An den beiden Stirnseiten waren tiefe Sandgruben eingelassen, die Platte bedeckten Papiere, Aufzeichnungen und alle möglichen Geräte.
Der Schmied stand in der Nähe der Tür, die Fäuste in die Hüften gestemmt, das Kinn vorgeschoben, ein paar senkrechte Falten über der Nasenwurzel. Sein Unmut galt einer Skizze auf dem schwarzen Stein.
»Es muß eine Frage des Blickwinkels sein, Wansor«, murmelte er. »Wansor?«
»Wansor ist so gut wie im Dazwischen, Meister«, sagte Terry leise und deutete auf die schlafende Gestalt in einer Ecke des Raumes. Jetzt erst bemerkte F’lar, daß entlang der Wände eine Reihe von Pritschen standen, die man notfalls als Schlaflager benutzen konnte. Der Schmied knurrte ärgerlich vor sich hin. Dann sah er F’lar und Lessa, und seine Miene erhellte sich.
»Ihr kommt früh. Dabei hatte ich gehofft, ich könnte bereits die ersten Erfolge vorweisen.« Er deutete auf die Zeichnung. F’lar und Lessa betrachteten gehorsam die Linien und Ovale an der Wand.
»Tut mir leid …«
»Aber es ist doch erst Vormittag«, entgegnete F’lar mit gespieltem Ernst. »Ich gebe Ihnen noch bis heute abend Zeit, bevor ich Sie einen Stümper nenne.«
Fandarel lachte dröhnend, und die anderen stimmten ein. Allmählich löste sich die Spannung.
Nur Lessa betrachtete den Schmied besorgt. Sie wandte sich an Terry: »Er ist todmüde, das sieht man ihm an. Und wie ich ihn kenne, hat er seit gestern abend nichts mehr gegessen. Der Mann setzt seine Gesundheit aufs Spiel. Ich hole ihm jetzt eine kräftige Mahlzeit. Wo ist die Küche?«
»Nicht nötig.« Terry winkte ab und führte sie an einen kleinen Wandkasten. Er drückte auf den Knopf an der Unterseite und bestellte Essen für den Schmied und die anderen.
»Was war das?« fragte F’lar aufmerksam.
»Oh, ein Lautsprecher«, erklärte Terry grinsend. »Sehr nützlich, wenn man keine so kräftige Stimme wie unser Gildemeister hat. Wir haben die Dinger in jeder Halle angebracht. Das erspart uns manche Lauferei.«
Fandarel führte sie vor ein kompliziertes Gewirr aus Drähten und Keramiktiegeln.
»Mein Fernschrift-Apparat«, erklärte er stolz.
Lessa und F’lar sahen einander skeptisch an. Schließlich meinte Lessa zaghaft: »Dieser Lautsprecher hat mir besser gefallen.«
F’lar beugte sich über das Gerät und wollte den Finger in einen der Tiegel tauchen. Fandarel riß ihm die Hand zurück.
»Vorsicht!« warnte er.
»Diese Wannen enthalten Blöcke aus Zink und Kupfer in einer Schwefelsäurelösung, die das Metall zersetzt. Dabei erhalten wir eine Form von Aktivität, die ich chemische Reaktionsenergie genannt habe. Diese Energie kann hier gesteuert werden …«
Er fuhr mit dem Finger einen Metallhebel entlang, der über einer dünnen grauen Schicht schwebte. Man
Weitere Kostenlose Bücher