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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ein besseres Gehör entwickelten, wie ein regelrechter kleiner Chor. Belustigt trug Menolly all die Lehrballaden vor, besonders jene, die von Drachen handelten.
    Die Feuerechsen verstanden vielleicht weniger als kleine Kinder, aber sie reagierten mit Geschrei und Flügelschlagen auf die Drachenballaden, als wüßten sie genau, daß Menolly von ihren großen Verwandten sang.
    Für Menolly gab es gar keinen Zweifel, daß die liebenswerten kleinen Geschöpfe mit den Riesendrachen verwandt waren. Auf welche Weise, das wußte sie allerdings nicht, und es war ihr im Grunde auch gleichgültig. Fest stand jedoch, daß sie die gleichen Reaktionen zeigten wie Drachen, wenn man sie gemäß den Weyr-Regeln behandelte. Menolly ihrerseits wurde empfänglich für die Stimmungen und Gefühle der Tiere und versuchte darauf einzugehen, so gut sie konnte.
    Sie wuchsen rasch in jenen ersten Tagen. So rasch, daß Menolly alle Hände voll zu tun hatte, all die hungrigen Schnäbel satt zu bekommen. Von den übrigen Jungechsen, die sie nach dem Ausschlüpfen nicht selbst gefüttert hatte, sah sie kaum etwas. Nur gelegentlich tauchten ein paar kleinere Tiere auf, wenn der ganze Schwarm bei Ebbe nach Felswürmern suchte. Aber die ältere Königin und ihr Bronzegefährte kreisten oft in der Nähe und beobachteten ihre Schar. Die Königin keifte manchmal auf Menolly ein oder schalt ihre junge Nachfolgerin. Hin und wieder packte sie sogar eines der Kleinen und schüttelte es tüchtig durch. Weshalb, das konnte Menolly nie herausfinden, aber die Jungen schienen sich dem Gezänk der Königin ohne weiteres zu fügen.
    Manchmal bot Menolly auch den fremden Tieren ein paar Brocken an, aber sie nahmen das Futter nur, wenn sie selbst nicht in der Nähe war. Sie empfand das nicht weiter schlimm. Die neun Echsen, die mit ihr in der Höhle lebten, machten Arbeit genug.
    Als sie erstmals merkte, daß ihre kleine Königin eine stumpfe, rissige Haut bekam, überlegte Menolly krampfhaft, woher sie Öl bekommen könnte. Öl, das würden die Tiere alle brauchen, denn Risse in der Haut konnten tödlich sein, wenn sie bei Gefahr ins Dazwischen gingen.
    Die nächstliegende »Ölquelle« war wohl das Meer. Aber sie hatte kein Boot, um die tranreichen Tiefseefische zu fangen. So suchte sie entlang der Küste, bis sie einen toten Stachelschwanz fand, den die Flut in der Nacht angespült hatte. Sie öffnete den Kadaver – wobei sie genau darauf achtete, daß sie das Messer stets weg vom Körper führte – und preßte die glitschige Flüssigkeit in eine Tonschale. Nicht gerade eine angenehme Arbeit und als sie fertig war, hatte sie kaum eine Tasse voll gelbes Öl. Die kleine Königin roch wie ein ranziger Fisch, aber das Öl überdeckte wenigstens die rissigen Hautstellen. Der Gerechtigkeit halber schmierte Menolly auch die anderen Echsen mit dem Zeug ein.
    Der Gestank in der Höhle war in dieser Nacht kaum zu ertragen, und ehe sie einschlief, dachte sie lange nach, wie sie diesem Mißstand in Zukunft abhelfen könnte.
    Am Morgen hatte sie einen Entschluß gefaßt: sie wollte den Tran mit bestimmten aromatischen Gräsern aus dem Marschland versetzen. Es gab keine Möglichkeit, an das klare, duftende Öl der Burg heranzukommen; das stammte von Nerat und wurde aus einer Frucht gepreßt, die nur in den heißen Regenwäldern gedieh. Und die ölhaltigen Samenkörner der Küstensträucher ließen sich frühestens im Herbst verarbeiten.
    Bei Sonnenaufgang machte sich Menolly auf den Weg nach Süden und landeinwärts, in ein Gebiet, das die Bewohner der Halbkreis-Bucht selten aufsuchten, da es zu weit entfernt von der Burg lag. Die kleinen Echsen bildeten eine geflügelte Eskorte.
    Menolly wechselte zwischen schnellen Wanderschritten und einem lockeren Lauf. Sie hatte sich vorgenommen, weiterzugehen, bis die Sonne am höchsten Punkt stand, und dann umzukehren; sie wollte nicht riskieren, daß die Dunkelheit hereinbrach, ehe sie den Schutz der Höhle erreicht hatte.
    Die Feuerechsen hatten sichtlich Spaß an dem Abenteuer. Sie schossen umher, bis Menolly sie ermahnte, ihre Kräfte nicht so zu verschwenden. Hier in den Niederungen fand sie höchstens Beeren und die ersten sauren Pflaumen, und davon bekam sie die hungrige Meute kaum satt. Von da an hingen ihr meist einige der Echsen auf der Schulter oder in den Haaren, bis Menolly ihr Ziepen zuviel wurde und sie alle fortscheuchte.
    Bald war sie in völlig unbekanntem Gelände und bewegte sich langsamer, um nicht etwa in ein

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