Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Überraschung brauchte T’kuls Salth kaum länger.
T’kul wandte sich zu F’lar um. Der Triumph in seinen Augen war fast eine Kriegserklärung. Dann trat er neben Cosira. Die junge Drachenreiterin schwankte, so sehr strengte sie der telepathische Kontakt mit ihrer Königin an. Sie bemerkte nicht einmal, daß G’dened und T’kul sie zu ihren Räumen führten, um dort den Ausgang des Paarungsfluges abzuwarten.
»Er wird Salth umbringen«, murmelte D’ram voller Angst.
Robinton spürte wieder den schmerzhaften Druck in der Brust.
»Das gleiche gilt für B’zon.« D’ram umklammerte F’lars Arm. »Können wir denn gar nichts dagegen tun? Zwei Drachen!«
»Wenn sie nur zu uns gekommen wären…«, murmelte F’lar und legte seine Hand tröstend auf die von D’ram. »Aber sie haben immer nur mit Gewalt genommen. Das war von Anfang an ihr Fehler!« Seine Züge wurden hart.
»Und sie nehmen immer noch«, fügte Robinton hinzu. »Von Zeit zu Zeit kommen sie in den Norden und reißen an sich, was ihnen gefällt. Junge Mädchen, Stoffe, Steine, Eisen, Juwelen. Sie plündern mit System, seit wir sie ins Exil schickten. Die Gilden berichteten mir davon – und ich gab mein Wissen an F’lar weiter.«
F’lars Blicke folgten besorgt den fernen dunklen Punkten am Himmel.
»Was sollte das eigentlich?« Baron Warbret von Ista kam auf sie zugelaufen. »Diese beiden Nachzügler-Drachen waren uralt – oder ich muß mich sehr getäuscht haben.«
»Der Paarungsflug war für alle Drachen freigegeben«, entgegnete F’lar, aber Warbret beobachtete aufmerksam D’rams düstere Miene.
»Auch für alte Drachen? War nicht ausdrücklich von jungen Tieren die Rede, die bisher keine Chance hatten, eine Königin zu erobern? Ich begreife auch nicht, was wir mit einem weiteren alten Weyrführer anfangen sollen – womit ich Sie nicht kränken möchte, D’ram! Aber jeder Wechsel bringt mir die Pächter völlig durcheinander.« Er starrte zum Himmel. »Wie wollen sie mit den jungen Drachen konkurrieren? Das Tempo ist atemberaubend.«
»Sie haben das Recht, es zu versuchen«, sagte F’lar. »Kommen Sie, D’ram, trinken wir einen Schluck Wein, bis der Ausgang feststeht.«
»Ja, ein guter Gedanke! Baron Warbret…« D’ram faßte sich etwas und gab dem Baron zu verstehen, daß er ihn begleiten möge. Sein Schritt war schleppend.
»Machen Sie sich keine Sorgen, D’ram! Der andere Drache mag beim Start schnell gewesen sein – aber ich habe volles Vertrauen in G’dened und Barnath. Ein prächtiger junger Mann! Und ein ausgezeichneter Drache! Außerdem hat er Caylith bereits geflogen, oder? Ist das nicht ein Vorteil?«
Während Robinton mit Erleichterung feststellte, daß der Baron D’rams Ängste falsch auslegte, beantwortete F’lar die Fragen des Burgherrn.
»Caylith legte vierunddreißig Eier nach der ersten Paarung mit Barnath. Wir sehen es zwar nicht gern, wenn sich eine junge Königin übernimmt, aber die Jungen waren alle gesund und kräftig. Kein goldenes Ei dabei, doch das kommt oft vor, wenn sich in einem Weyr genug Königinnen befinden. Eine vorangegangene Paarung kann ein starker Faktor sein, das stimmt, aber genau läßt sich so etwas nicht vorhersagen.«
Robinton bemerkte eine gewisse Spannung unter den Weyrbewohnern, als man ihnen den Wein auftrug. Wie viele von ihnen mochten die Südländer als solche erkannt haben? Er hoffte nur, daß keiner seinen Verdacht in Gegenwart des Barons aussprach.
T’kuls Salth hatte seine Königin sicher Dutzende von Malen geflogen. Er besaß also Erfahrung und kannte alle Tricks, aber das nützte ihm nichts, wenn er die Königin nicht während der ersten Minuten des Fluges einfangen konnte. Er hatte einfach nicht die Ausdauer der jüngeren Drachen und vermutlich nicht einmal die Energie, sie einzuholen. Unter seinen Gegnern waren ein paar ausgezeichnete Drachen. Robinton wußte, wie sorgfältig N’ton die vier Bronzereiter von Fort ausgewählt hatte. Jeder war seit Planetenumläufen Geschwaderzweiter und hatte sich in vielen Fädeneinfällen als starker Kämpfer bewährt. Auch F’lar hatte bei den Männern, die Benden vertraten, darauf geachtet, daß sie Führer-Qualitäten besaßen. Und es war anzunehmen, daß Telgar, Igen und der Hochland-Weyr ebenfalls ihre tüchtigsten Leute geschickt hatten. Ista war der kleinste der sechs Weyr; hier mußten alle Bewohner Einigkeit zeigen, um überleben zu können.
Er nippte an seinem Glas und hoffte, daß der stechende Schmerz in
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