Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
sich in den Sand, nahm ein Stück Muschel und begann damit eine neue Skizze. »Erstens würde ich nicht da bauen, wo unsere Unterkunft steht – der Platz liegt bei rauher See zu nahe an der Wellenfront. Und wir haben durchaus Zeiten mit rauher See. Dort drüben…« – sie deutete auf eine Stelle östlich der Hütte – »liegt eine Anhöhe mit Obstbäumen.«
»Mit Obstbäumen? Genau das Richtige für die Fäden!«
»Ach, ihr Drachenreiter! Wann merkt ihr euch endlich, daß wir im Süden leben! Der Boden ist durchsetzt von Würmern. Hin und wieder zerfrißt ein Sporenknäuel vielleicht ein Blatt oder zwei, aber die Pflanzen gehen davon nicht kaputt. Außerdem ist die heiße Jahreszeit nahe, und glauben Sie mir, da braucht man soviel Grün wie nur möglich, um die Sonne abzuschirmen. Am günstigsten wäre ein Haus auf Säulen. Wir haben genug Klippenfelsen für das Fundament. Außerdem benötigen wir breite Fenster, die jede noch so kleine Brise einfangen. Mit diesen winzigen Schlitzen da läßt sich nichts anfangen. Gut, wenn Sie unbedingt meinen, versehen wir sie eben mit Läden, aber ich habe mein ganzes Leben hier im Süden verbracht und mich nie vor den Fäden verbarrikadiert. Breite Fenster, jawohl, und Korridore, die quer durch das Haus laufen und für genügend Durchzug sorgen…« Während sie sprach, legte sie mit energischen Strichen im Sand die Umrisse eines neuen Gebäudes an. »Wichtig ist außerdem eine Kochstelle im Freien. Brekke und ich haben uns mit Steinmulden beholfen.« Sie deutete zum Strand. »Und ein Bad im Haus ist absolut unnötig, wenn Sie die Bucht mit warmem Wasser direkt vor der Nase haben.«
»Gegen Wasserleitungen haben Sie aber nichts einzuwenden, oder?«
»Nein, das ist praktischer, als wenn man ständig mit Eimern zum Bach laufen müßte. Wir könnten vielleicht eine Abzweigung zur Kochstelle führen. Vielleicht sogar mit einem Speichertank, damit wir ständig heißes Wasser haben…«
»Sonst noch etwas, Baumeisterin?« F’nor wirkte verblüfft, aber in seiner Stimme schwang Bewunderung mit.
»Ich sage Ihnen Bescheid, wenn mir noch etwas einfällt«, entgegnete sie mit Würde.
F’nor grinste sie an und zog dann die Stirn kraus, als er ihren Entwurf im Sand betrachtete. »Ich weiß nicht recht, ob der Meisterharfner mit soviel Grün rund um das Haus einverstanden sein wird. Sicher, ihr Südländer seid es gewohnt, während des Sporenregens im Freien zu sein…«
»Meister Robinton ebenfalls«, warf Piemur ein. »Sharra hat recht. Wir brauchen hier im Süden eine andere Bauweise als im Norden. Und ein paar Bäume kann man notfalls später immer noch fällen, F’nor. Das geht schneller, als neue anzupflanzen.«
»Ein Punkt für dich.« Er wandte sich an die Jungreiter. »B’refli, K’van, und M’tok, paßt auf! Eure Drachen können ruhig in der Bucht baden. Ihr benötigt sie erst wieder, wenn wir ein paar Stämme geschnitten haben. K’van, du hast die Äxte mitgebracht, oder?« F’nor verteilte das Werkzeug, ohne auf Piemurs Gemaule zu achten, wozu man sich eigentlich tagelang einen Weg durch den Wald kämpfe, wenn die Bäume letzten Endes doch kleingesägt wurden. »Sharra, zeigen Sie uns bitte den Fleck, den Sie vorhin erwähnt haben? Wir können gleich an Ort und Stelle ein paar Bäume fällen und als Stützen verwenden.«
»Hart genug sind sie«, meinte Sharra vielsagend und zeigte ihnen den Weg.
F’nor steckte das Gebiet ab, auf dem die Hütte errichtet werden sollte, und markierte die Bäume, die zu fällen waren. Das war weit leichter gesagt als getan. Die Axtschneiden schienen das Holz kaum zu ritzen und sprangen mehr als einmal ab. F’nor war überrascht, murmelte etwas von stumpfen Beilen und holte den Wetzstein hervor. Nachdem er das Werkzeug geschärft und sich empfindlich in den Finger geschnitten hatte, versuchte er es noch einmal. Doch der Erfolg war nicht wesentlich größer.
»Ich begreife das nicht«, meinte er und betrachtete kopfschüttelnd die Kerben im Stamm. »Das Holz dürfte eigentlich nicht so zäh sein. Das sind doch Obstbäume und keine Harthölzer wie bei uns im Norden. Nun, irgendwie müssen wir sie wegschaffen!«
Der einzige, der mittags keine Blasen an den Fingern hatte, war Piemur, der bei seinen Wanderungen gelernt hatte, mit Axt und Buschmesser umzugehen. Entmutigend war allerdings die Ausbeute – insgesamt hatten sie nicht mehr als sechs Bäume gefällt.
»Dabei schuften wir wie die Wilden«, seufzte F’nor und wischte
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