Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
den Übergriffen der Alten, die sich nicht an die neue Selbständigkeit der Burgen und Gilden gewöhnen konnten. Aber Sie verteidigten auch die Rechte von Burgen und Gilden gegen die Drachenreiter, denen Sie selbst angehören, und schickten jene ins Exil, die sich Ihrer Führung nicht unterstellen wollten.«
»Hmm.« F’lar schaute ihn ungläubig an. »Von der Seite habe ich die Zusammenhänge bisher nie betrachtet.« Er wand sich verlegen.
»Und seit damals ist der Süden verbotenes Territorium.«
»Also, nicht gerade verboten«, schränkte F’lar ein. »Torics Leute konnten stets gehen und kommen, wie sie wollten.«
»Sie kamen nach Norden, das stimmt, aber Händler und alle anderen, die in den Süden wollten, konnten das nur mit ausdrücklicher Erlaubnis von Benden tun.«
»Ich glaube nicht, daß ich das damals in Telgar forderte.« F’lar dachte an jenen Tag zurück, an die Hochzeit, den Zweikampf mit T’ron, den Fädeneinfall…
»Vielleicht nicht mit diesen Worten«, entgegnete Sebell. »Aber Sie baten drei Weyrführer und sämtliche Burgherren um Unterstützung – die Ihnen auch gewährt wurde…«
»Und Meister Robinton leitete daraus ab, daß Benden von nun an zu bestimmen hatte, was im Süden geschah und was nicht?«
»Mehr oder weniger«, sagte Sebell vorsichtig.
»Vielleicht nicht mit diesen Worten, was, Sebell?« fragte F’lar. Wieder einmal empfand er Bewunderung für die Weitsicht des Harfners.
»Ja, F’lar. Es schien der einzig mögliche Weg, nachdem Sie den Wunsch geäußert hatten, einen Teil des Südkontinents als Zufluchtsort für die Drachenreiter während des nächsten Intervalls zu sichern.«
»Ich ahnte ja nicht, daß der Meisterharfner eine beiläufige Bemerkung von mir so ernst nahm.«
»Meister Robinton war immer bestrebt, die Weyr zu unterstützen.«
Beschämt dachte F’lar an die Spannungen, die es zwischen ihm und dem Harfner wegen des geraubten Königin-Eies gegeben hatte. Auch damals war es dem Harfner um Pern gegangen. Hätte sich Lessa mit ihrer Rache durchgesetzt…
»Wir verdanken dem Harfner viel.«
»Ohne die Weyr…« Sebell breitete die Hände aus und sprach nicht weiter.
»Nicht alle Burgen würden Ihnen da zustimmen«, meinte F’lar. »Im Untergrund schwelt immer noch der Verdacht, daß die Drachenreiter den Roten Stern nur deshalb in Ruhe lassen, weil sie ihre Vormachtstellung behalten wollen. Oder konnte Meister Robinton auch diese Meinung ausräumen?«
»Das war nicht nötig«, meinte Sebell lachend, »nachdem F’nor und Canth den Versuch gewagt hatten, zum Roten Stern zu gelangen. Heute glaubt ganz Pern an die Zeilen: Drachenreiter müssen streiten, wenn Silberfäden vom Himmel gleiten.«
»Leider hat sich herumgesprochen, daß die Drachenreiter im Süden kaum etwas gegen die Sporenplage taten«, wandte F’lar grimmig ein.
»Das stimmt. Aber Sie müssen zugeben, F’lar, daß ein Leben ohne den Schutz des Weyrs in der Theorie verlockender aussieht als in der Praxis.«
»Sie scheinen da Erfahrungen gesammelt zu haben…«
»Allerdings.« Sebell zuckte die Achseln. »Und ich gestehe offen, daß ich Angst habe, wenn ich bei einem Sporenregen keine dicken Mauern um mich weiß. Sicher, man müßte nur mit den Gewohnheiten der frühen Jahre brechen, aber das schaffe ich nicht. Erst der Anblick von Drachenschwingen beruhigt mich.«
»Mit anderen Worten – das Problem mit dem Süden liegt jetzt wieder auf meinem Tisch.«
»Welches Problem mit dem Süden?« Lessa hatte unbemerkt den Weyr betreten. »Ich dachte, es sei ein für allemal vereinbart, daß wir die erste Wahl im Süden haben.«
F’lar lachte leise. »Das scheint zum Glück niemand anzuzweifeln – dank unserem guten Meister Robinton.«
»Worin liegt dann die Schwierigkeit?« Sie nickte Sebell und N’ton zu und wartete dann mit gerunzelter Stirn auf F’lars Antwort.
»Nur darin, welchen Teil des Südens wir für die jüngeren Söhne des Nordens öffnen sollen, ehe sie hier bei uns Ärger machen. Corman hat nach dem Sporeneinfall ein ernstes Gespräch mit mir geführt.«
»Ich habe euch beide beobachtet. Ehrlich gestanden, ich rechnete seit T’kuls Tod damit.« Lessa lockerte ihren Reitgürtel und seufzte. »Wenn wir nur mehr über den Süden wüßten! Hat Jaxom denn noch gar nichts in Erfahrung gebracht? Er weilt jetzt schon ziemlich lange dort unten.«
Sebell zog einen dicken Papierstapel aus seiner Tasche. »O doch – und nicht er allein. Vielleicht hilft Ihnen das weiter,
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