Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
aufnehmen?« erkundigte sich F’lar.
»Hm, sechs bis acht, fürs erste. Dann, wenn sie ihr Land abgesteckt haben, vielleicht noch einmal so viele.« Er lachte. »Die Neuen müssen bereits eingewöhnt sein, ehe der zweite Schwung eintrifft. Aber es gibt genug Platz bei uns.«
»Das ist tröstlich, denn auch ich habe meine Pläne für den Süden«, sagte F’lar. »Eine andere Frage, Robinton: Wie weit sind Sie und Menolly eigentlich in den Osten vorgedrungen?«
»Ich wollte, ich könnte Ihnen darauf eine Antwort geben. Ich weiß, wo wir landeten, als der Sturm endlich nachließ. Der schönste Platz, den ich je im Leben sah, eine Halbkreis-Bucht mit weißem Sandstrand, und weit draußen im Wasser dieser riesige Bergkegel…«
»Aber Sie sind doch der Küste entlang zurückgekehrt, oder?« F’lars Stimme klang ungeduldig. »Wie sah die Landschaft aus?«
»Die Küste war da«, meinte Robinton mit einem Achselzucken. »Mehr weiß ich nicht…« Toric schmunzelte, und der Harfner warf ihm einen strafenden Blick zu. »Wir hatten die Wahl, entweder hart entlang der Küste zu segeln, was nach Menollys Ansicht unmöglich war, da wir die Beschaffenheit des Meeresgrunds nicht kannten, oder so weit entfernt von der Westströmung, daß sie uns nicht wieder in jene Bucht spülen konnte. Wie gesagt, es war ein herrlicher Fleck, aber ich empfand es nicht als Unglück, ihn wieder für eine Weile zu verlassen. Der langen Rede kurzer Sinn – wir sahen zwar Land, aber nur sehr verschwommen.«
»Zu schade.« F’lar sah betrübt drein.
»Ja und nein«, meinte Robinton. »Wir brauchten insgesamt neun Tage zurück. Wenn Toric den ganzen Streifen erforschen will, bekommt er eine Menge zu tun.«
»Ich bin gern bereit dazu, wenn ich die nötigen Vorräte erhalte…«
»Wie schaffen wir das Zeug in den Süden, Toric?« erkundigte sich F’lar. »Ich wage es nicht, Drachenreiter damit loszuschicken, obwohl das meiner Ansicht nach die einfachste und beste Methode wäre.«
Robinton lachte leise und blinzelte den anderen zu. »Wenn nun durch Zufall noch ein Schiff vom Sturm verblasen wird – sagen wir mal südlich von Ista…Ich unterhielt mich vor einiger Zeit ausgiebig mit Meister Idarolan, und er erwähnte die steifen Brisen, die heuer herrschen.«
»Sind Sie auf diese Weise in den Süden gelangt?« fragte Lessa.
»Wie sonst?« entgegnete Robinton mit Unschuldsmiene. »Menolly gab mir gerade Segelunterricht, als plötzlich ein böses Unwetter losbrach und uns geradewegs in Torics Hafen spülte. So war es doch, Toric, oder?«
»Wenn Sie es sagen, Harfner!«
III. Morgen auf Ruatha und in der Gilde-Halle der Schmiede von Telgar
9.5.15 seit Wiedererscheinen des Roten Sterns
Jaxom hieb mit beiden Fäusten auf den schweren Holztisch, so hart, daß die Tassen und Teller klirrten.
»Jetzt reicht es«, sagte er in das verdutzte Schweigen. Er stand aufrecht da, die breiten, knochigen Schultern gestrafft. Die Wucht der Faustschläge ließ seine Arme schmerzen. »Jetzt reicht es wirklich!«
Er schrie nicht, und das gab ihm eine merkwürdige Befriedigung, wenn er später an diese Szene zurückdachte, aber seine Stimme wirkte voll und dunkel durch den Ausbruch lange aufgestauten Ärgers und durchdrang jeden Winkel des großen Raumes. Die Magd, die eben einen Krug mit heißem Klah hereinbrachte, blieb verwirrt stehen.
»Ich bin Herr auf Ruatha«, fuhr Jaxom fort und starrte seinen Ziehbruder Dorse an. »Ich bin Ruths Reiter und weiß, daß er alle Eigenschaften eines guten Drachen besitzt.« Er wandte sich an Brand, dem vor Schreck der Mund offenstand. »Es geht ihm prächtig wie immer.« Jaxoms Blicke streiften die vier Pfleglinge, die noch so neu auf Ruatha waren, daß sie es bestimmt nicht gewagt hätten, gegen ihn zu sticheln. »Und noch eines…« – er schaute geradewegs seine Amme Deelan an, deren Unterlippe zu zittern begann –, »ich habe heute in der Gilde-Halle der Schmiede zu tun und bekomme dort sicher eine Mahlzeit vorgesetzt, wenn ich hungrig bin. Also ist es sinnlos, all die wohlbekannten Argumente in meiner Gegenwart noch einmal aufzuwärmen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Er wartete die Antwort nicht ab, sondern verließ mit festen Schritten den Raum, erleichtert, daß er endlich den Mut gefunden hatte, etwas zu sagen, und ein wenig schuldbewußt, weil ihm die Selbstbeherrschung entglitten war. Er hörte, wie Lytol nach ihm rief, aber zum erstenmal achtete er nicht darauf.
Auch wenn er der Jüngere war,
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