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Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Titel: Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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diesmal würde er nicht nachgeben und sich entschuldigen. Zu oft hatte er bei ähnlichen Vorfällen seinen Ärger heruntergeschluckt oder logische Gründe für das Verhalten der anderen gesucht. Nun aber war das Maß voll, und er dachte nur noch daran, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und seinen allzu gewissenhaften und vernünftigen Vormund zu legen, seiner mißlichen Lage zu entfliehen und dem lästigen Gespött gewisser Leute, die glaubten, sie könnten sich alles leisten, nur weil sie ihn von klein auf kannten.
    Ruth, der den Kummer seines Reiters spürte, kam aus dem alten Stall gerannt, den Lytol in einen kleinen Weyr umgewandelt hatte. Die beinahe transparenten Schwingen des weißen Drachen waren halb ausgespannt, als er herbeistürmte, um seinen Gefährten zu trösten.
    Mit einem tiefen Atemzug, der ein halbes Schluchzen war, schwang sich Jaxom auf Ruths Rücken und befahl ihm, sofort zu starten. Sie schwebten noch über dem Hof, als Lytol vor dem schweren Portal erschien, das den Eingang zur Burg bildete. Jaxom wandte sich ab, um später wahrheitsgetreu sagen zu können, er habe Lytol nicht winken sehen.
    Ruth stieg mit kräftigen Flügelschlägen in die Höhe; es fiel ihm leichter als den normal großen Drachen, sich vom Boden zu lösen.
    »Du bist doppelt so tüchtig wie die anderen Drachen – jawohl, doppelt so tüchtig! Du schaffst alles weit besser als sie!« Jaxoms Inneres war so aufgewühlt, daß Ruth erregt lostrompetete.
    Der braune Wachdrache stimmte verwirrt ein, und gleich darauf umkreisten sämtliche Feuer-Echsen der Burg den weißen Drachen mit lautem Gekreisch.
    Ruth ließ die Feuerhöhen hinter sich und verschwand im Dazwischen, um den hochgelegenen Bergsee anzusteuern, den sie zu ihrem Zufluchtsort gewählt hatten.
    Die beißende Kälte des Dazwischen brachte Jaxom wieder zur Vernunft; er spürte sie zwar nur einen Moment lang, aber da er nur seine ärmellose Weste trug, begann er mit den Zähnen zu klappern. Ruth glitt in einer geübten Schleife zum Seeufer.
    »Es ist ganz einfach gemein und unfair!« sagte Jaxom und hieb mit der Rechten so hart auf seinen Schenkel, daß Ruth erschrocken zusammenfuhr.
    Was bereitet dir heute so großen Kummer ? fragte der Drache, als er elegant landete.
    »Alles! Nichts!«
    Was nun ? Wollte Ruth ganz logisch wissen und drehte den Kopf nach hinten, um seinen Reiter kritisch zu mustern.
    Jaxom rutschte von dem glatten weißen Nacken in die Tiefe und schmiegte sich eng an den Kopf seines besten Freundes.
    Warum läßt du dich von ihnen so hochbringen ? fragte Ruth, und seine kreisenden Facettenaugen drückten zärtliche Zuneigung aus.
    »Eine sehr gute Frage!« entgegnete Jaxom, nachdem er einen Moment lang überlegt hatte. »Aber sie wissen auch ganz genau, wie sie es anstellen müssen.« Dann lachte er. »Da redet sich Robinton den Mund fusselig von wegen Objektivität – und was hilft es? Rein gar nichts!«
    Der Meisterharfner ist seiner Weisheit wegen hochgeachtet. Ruth klang unsicher, und sein Tonfall rief ein Lächeln bei Jaxom hervor.
    Da hieß es immer, Drachen hätten nicht die Fähigkeit, abstrakte Begriffe oder komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Aber Ruth überraschte ihn ständig mit Bemerkungen, die ihn an dieser Theorie zweifeln ließen. Drachen – und ganz besonders Ruth, wie Jaxom fand – begriffen weit mehr, als ihnen die Menschen zugestehen wollten. Selbst Weyrführer wie Lessa und F’lar, ja sogar N’ton unterschätzten die Intelligenz ihrer Gefährten. Bei dem Gedanken an den Weyrführer von Fort fiel Jaxom wieder sein Vorhaben ein, zur Schmied-Gilde nach Telgar zu fliegen. N’ton wollte sich auch dort einfinden, um die Erklärungen Wansors anzuhören, und er war wohl der einzige Drachenreiter, der ihm helfen konnte.
    »Beim Ei!« Wütend kickte Jaxom einen Stein in den See und sah zu, wie sich um die Aufschlagstelle Ringe bildeten und nach allen Richtungen ausbreiteten.
    Robinton hatte den Vergleich mit den Wasserringen oft benutzt, um aufzuzeigen, welche vielfältigen Reaktionen ein winziges Geschehen hervorrief. Jaxom knurrte. Vorhin, als er im Sturmschritt die Burg verließ; waren die Wogen sicher übergeschwappt. Aber warum hatte er sich ausgerechnet heute so reizen lassen? Es war losgegangen wie an vielen Morgen, mit Dorses spitzen Kommentaren über zu groß geratene Feuer-Echsen, mit Lytols gewohnter Frage nach Ruths Befinden – als ob der Drache über Nacht vom Fleisch fallen würde! – und mit Deelans

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