Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Titel: Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
nicht getan habe. Rote Funken sprühten in Ruths Augen.
    »Was sollst du denn getan haben?«
    Ich war es nicht. In Ruths Gedanken schwangen Angst und Unsicherheit mit. Ich weiß, daß ich es nicht war. So etwas würde ich nie tun. Ich bin doch ein Drache. Ich bin Ruth. Ich stamme selbst von Benden ab! Seine letzten Worte klangen verzweifelt.
    »Woran erinnern sie sich denn, Ruth? Sag es mir – bitte!«
    Ruth senkte den Kopf, als wolle er sich verkriechen, aber dann warf er Jaxom einen mitleiderregenden Blick zu. Ich würde niemals Ramoths Ei nehmen! Ich weiß, daß ich es nicht genommen habe. Ich war die ganze Zeit über hier mit dir am See. Ich erinnere mich genau daran. Und sie wissen auch, daß ich da war. Aber irgendwie behaupten sie trotzdem, daß ich Ramoths Ei genommen hätte.
    Jaxom umklammerte Ruths Nacken, weil er vor Schreck beinahe umgekippt wäre. Dann holte er ein paarmal tief Luft.
    »Zeig mir die Bilder, die sie dir übermittelt haben, Ruth!«
    Und Ruth gehorchte. Die Eindrücke wurden klarer, als der weiße Drache sich unter Jaxoms Zuspruch allmählich beruhigte.
    Das ist es, woran sie sich erinnern, meinte er schließlich mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung.
    Jetzt ganz logisch bleiben! dachte Jaxom. Und so sprach er seine Gedanken laut aus, um sie besser zu ordnen. »Feuer-Echsen können nur das erzählen, was sie gesehen haben. Du sagst, daß sie sich an den Vorfall erinnern. Weißt du, wann sie dich Ramoths Ei nehmen sahen?«
    Ich könnte dich zu diesem Wann hinbringen.
    »Wirklich?«
    Da waren zwei Königinnen – sie haben mich am meisten bedrängt, weil sie sich am besten erinnern.
    »Sie erinnern sich nicht zufällig an die Sternbilder, hm?«
    Ruth verneinte.
    Feuer-Echsen sind so klein, daß sie nur einen Teil des Himmels überblicken. Außerdem wurden sie zu dem Zeitpunkt versengt. Die Bronzedrachen, die das Ei bewachen, kauen Feuerstein. Sie dulden keine Echsen in ihrer Nähe.
    »Schlau von ihnen!«
    Kein Drache mag die Feuer-Echsen mehr! Und wenn sie wüßten, was die Echsen über mich wissen, würden sie mich auch nicht mehr mögen.
    »Dann ist es um so besser, daß du der einzige Drache bist, der auf Feuer-Echsen hört, oder?« Diese Feststellung war weder für Ruth noch für Jaxom ein großer Trost. »Aber ich verstehe nicht, warum dich die Echsen noch bedrängen, wo das Ei doch längst wieder im Benden-Weyr ist.«
    Weil sie sich nicht erinnern, daß ich bereits dort war.
    Jaxom hatte ein weiches Gefühl in den Kniekehlen. Vor allem die letzte Feststellung erforderte gründliches Nachdenken. Nein, widersprach er sich. F’lessan hat schon recht. Wir denken und reden alles kaputt. Er überlegte kurz, ob auch F’lar und Lessa im Augenblick ihrer Entscheidungen von diesem irrationalen Zwang befallen wurden. Er kam zu dem Schluß, daß er auch darüber besser nicht nachdachte. »Du kennst also den genauen Zeitpunkt, den wir ansteuern müssen?« fragte er Ruth nochmal.
    Zwei Echsenköniginnen schossen mit Gezirpe herbei. Eine landete sogar auf Jaxoms Arm. Ihre Augen kreisten und strahlten Freude aus.
    Sie kennen ihn, und ich kenne ihn.
    »Gut. Ich freue mich, daß sie uns hinführen. Nur schade, daß sie sich nicht den einen oder anderen Stern gemerkt haben.«
    Jaxom holte noch einmal tief Luft, dann schwang er sich auf Ruth und ließ sich zurück zur Burg bringen.
    Nun, da er den Entschluß zum Handeln gefaßt hatte, fiel es ihm erstaunlich leicht, auch den Rest zu erledigen. Wortlos holte er seine Reitkleider, einen Strick und eine Felldecke für das Ei. Er schlang ein paar Bissen hinunter und blinzelte Brand mit Verschwörermiene an, als er die Burg verließ, froh um die prächtige Ausrede, die ihm seine sogenannte »Affäre« mit Corana bot.
    Länger dauerte es, Ruth zu überzeugen, daß er sich im schwarzen Schlamm des Telgar-Deltas wälzen solle, aber Jaxom gab seinem Gefährten zu bedenken, daß eine weiße Haut sich gegen die Tropennacht ebenso auffällig abhob wie gegen die Schatten der Brutstätte.
    Aus den Bildern, die Ruth von den beiden Königinnen erhielt, glaubte Jaxom mit einiger Sicherheit schließen zu können, daß die Alten das Ei zwar zurück in die Vergangenheit getragen hatten, der Ort jedoch unverändert geblieben war. Der warme Sand des alten Vulkans, in dem später der Süd-Weyr entstehen sollte, schien auch der einzig geeignete Platz. Jaxom hatte die Sternbilder des Südens auswendig gelernt und hoffte, daß er ungefähr erkennen würde, in welcher Zeit

Weitere Kostenlose Bücher