Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Menollys dramatischen Vortrag nach. Als er es merkte, überlegte er mit einem Lächeln, wie lange es wohl dauern würde, bis sie eine Ballade aus dem Stoff geschrieben hatte.
Am Ende ordnete er an, alle Echsen von Ruatha in den Farben der Burg zu kennzeichnen: Braun mit roten Quadraten, umrahmt von Schwarz und Weiß. Während er seine Anweisungen erteilte, fiel ihm auf, daß Lytol immer noch in seinem Lehnstuhl saß, einen Finger an den Mundwinkel gelegt, den Blick starr in die Ferne gerichtet. »Lytol?«
Der Burgverwalter kehrte mühsam in die Gegenwart zurück und sah Jaxom stirnrunzelnd an. Dann seufzte er. »Ich habe von Anfang an befürchtet, daß dieser Konflikt zu einem Kampf zwischen den Drachen führen könnte.«
»Noch ist es nicht soweit, Lytol.« Jaxom gab seiner Stimme einen beruhigenden Klang.
Der Mann schaute Jaxom forschend an. »Aber viel fehlt nicht, mein Junge, viel fehlt nicht. Und du und ich, wir beide schulden Benden eine Menge. Glaubst du, die Weyrführer brauchen mich jetzt?«
»Finder ist dortgeblieben.«
Lytol nickte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Besser so. Er verträgt den Drachenflug.« Wieder starrte er geradeaus.
»Du fühlst dich nicht gut, Lytol. Einen Becher Wein?«
»Nein, es geht schon wieder, Junge.« Lytol gab sich einen Ruck und stand auf. »Ich fürchte, daß du bei all dem Durcheinander die Gleichungen vergessen hast.«
Erleichtert, daß sein Vormund wieder so barsch wie gewohnt klang, brachte ihm Jaxom die Schriften und auch die Sternkarten. Von da an bis zum Abendessen bereute er das allerdings fast wieder, denn Lytol holte Brand, und die beiden ließen sich von ihm in allen Einzelheiten erklären, wie man den Sporeneinfall vorausberechnete.
Einen Vorteil hatte die Lektion allerdings, fand Jaxom, als er später über seinen privaten Gleichungen saß. Wenn man etwas erklären mußte, verstand man es hinterher selbst besser. Er hatte sich die Karte des Südkontinents vorgenommen. Im Norden von Pern herrschte einfach zuviel Aktivität, und es war gefährlich, Zeitsprünge mit Ruth zu wagen. Falls er den Freund aber in den Süden brachte, zwölf Planetenumläufe in die Vergangenheit, zu einem Zeitpunkt, da die Alten den Kontinent noch nicht bewohnten…Er wußte sogar, wo er dort unten Feuerstein finden konnte. Die Nachtgestirne waren über den halben Himmel gewandert, ehe er die Zeit, in die er zurückkehren wollte, genau berechnet hatte.
Kurz vor Tagesanbruch weckte ihn Ruth mit einem jämmerlichen Wimmern. Jaxom wühlte sich aus seinen Fellen, stolperte barfuß über den kalten Steinboden und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ruths Vorderpranken zuckten, und seine Schwingen waren halb gespreizt. Offenbar quälte ihn ein böser Traum. Feuerechsen umschwirrten ihn. Die wenigsten trugen Ruatha-Farben. Jaxom verscheuchte die fremden Geschöpfe, und sein Drache fiel in einen tiefen, ruhigen Schlaf.
VI. Ruatha und Südkontinent,
27. 5.15 -2. 6.15
Der Tag auf der Burg begann damit, daß man Feuer-Echsen an alle kleineren Höfe und Handwerkshütten losschickte. Sie überbrachten die Botschaft, daß jede Echse mit den Farben von Ruatha markiert und ausdrücklich gewarnt werden sollte, den Benden-Weyr zu meiden. Im Laufe des Vormittags strömten dann die Pächter und Siedler aus der Nähe beunruhigt nach Ruatha, weil sie sich die wirren Bilder ihrer Echsen nicht erklären konnten. So kamen Lytol, Jaxom und Brand keine Minute zum Verschnaufen. Für den nächsten Tag war ein Sporenregen angekündigt, und er fiel genau in dem Moment, den Lytol vorausberechnet hatte. Das befriedigte ihn ungemein und beruhigte die Ängstlicheren unter den Pächtern.
Jaxom nahm wortlos seinen Platz bei den Bodensuchtrupps ein, obwohl den Drachengeschwadern vom Fort-Weyr selten ein Fadenknäuel entging. Aber insgeheim hoffte er, daß er bereits das nächstemal in der Luft gegen die Sporen kämpfen würde.
Am dritten Tag nach dem Diebstahl des Königin-Eis erklärte Ruth, er sei am Verhungern, und Jaxom nahm ihn mit auf die Jagd. Obgleich ihn die Feuer-Echsen in ganzen Schwärmen begleiteten, riß er nur einen Bock und fraß ihn mit Haut und Haaren.
Ich denke nicht daran, denen da Futter zu besorgen, erklärte er so trotzig, daß Jaxom verwundert den Kopf schüttelte.
»Was ist denn mit dir los? Ich denke, du magst die Kleinen?«
Jaxom setzte sich zu seinem Drachen ins Gras und streichelte ihn.
Sie erinnern sich an etwas, das ich getan haben soll, aber ich weiß, daß ich es
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