Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
verscheuchen, sobald sie auch nur in die Nähe kamen, aber es dauerte eine Weile, bis alle verschwunden waren. Dann allerdings blieb der Unterricht für den Rest des Vormittags ungestört.
K’nebel ließ die Jungreiter arbeiten, bis der Gong zum Mittagessen ertönte. Jaxom nahm die Einladung zum Bleiben an, und man wies ihm einen Platz bei den ausgebildeten Drachenreitern zu, um seinem Rang Rechnung zu tragen.
Das Gespräch drehte sich immer noch um das geheimnisvolle Verschwinden des Königin-Eis; wilde Vermutungen, welcher von den Reitern aus dem Süden es zurückgebracht hatte, machten die Runde. Die Diskussion verstärkte Jaxoms Entschluß, die Wahrheit für sich zu behalten. Er ermahnte Ruth, ebenfalls zu schweigen, was sich als völlig unnötig erwies, da der weiße Drache mehr an Feuerstein und den Kampf gegen die Sporen dachte als an vergangene Ereignisse.
Die Feuer-Echsen ringsum hatten ihre Nervosität und Angst völlig abgelegt. Ihre größte Sorge galt nun wieder dem Futter und ihre zweitgrößte der Hautpflege. Mit dem Anbrach des wärmeren Wetters begannen sie sich nämlich zu schälen und litten unter Juckreiz. Die Bilder, die sie an Ruth übermittelten, hatten keinen außergewöhnlichen Inhalt mehr.
Da Jaxom die Vormittage nun im Fort-Weyr verbrachte, konnte er kaum noch an den Zusammenkünften in der Harfner-und Schmiedegilde teilnehmen. Das bedeutete, daß er nicht länger Menollys prüfenden Blicken und Fragen ausgesetzt war, und irgendwie erleichterte ihn das. Belustigt stellte er obendrein fest, daß Lytol ihm die eine oder andere Freistunde am Nachmittag zugestand. Pflichtbewußt begab er sich mit Ruth zu Fidellos Hof auf der Hochfläche – natürlich, um nachzusehen, wie die neue Weizensorte gedieh.
Corana war im Haus, da die Frau ihres Bruders kurz vor der Niederkunft stand. Als sie sich besorgt wegen seiner Verbrennungen zeigte, ließ er sie bei dem Glauben, er habe sich die Wunde geholt, als er die Burg und damit auch ihren Hof vor den einfallenden Sporen verteidigte. Sie belohnte ihn für seine »Heldentat« in einer Weise, die ihn anfangs verlegen machte, ihm jedoch ein Gefühl der Befreiung und des Glücks schenkte. Als sie später noch ein wenig plauderten, kam Corana auf Echsen-Gelege zu sprechen.
»Jeder Strand im Norden wird im Moment abgesucht und überwacht«, erzählte er. Als er ihre Enttäuschung spürte, fügte er schnell hinzu: »Aber es gibt eine Menge leerer Strände auf dem Südkontinent.«
»Könntest du mit Ruth hinfliegen, ohne daß die Alten das merken?« Offensichtlich wußte Corana wenig von den jüngsten Ereignissen, eine weitere Erleichterung für Jaxom, dem die ständigen Debatten zu diesem Thema allmählich auf die Nerven gingen.
»Ich glaube schon.« Er zögerte etwas, weil ein Flug in den Süden bedeutete, daß er sich eine Ausrede für seine längere Abwesenheit zurechtlegen mußte. Corana allerdings hielt sein Zögern für ein Abwägen der Gefahren – und er widersprach nicht.
Zwei Tage später begab er sich erneut auf die Hochfläche, aber diesmal lag Fidellos Frau in den Wehen, und Corana war so beschäftigt, daß sie sich nur kurz für den Wirbel entschuldigte, in den er hineingeraten war. Jaxom fragte, ob er die Heilerin der Burg schicken sollte, aber Fidello lehnte dankend ab. Er hatte, wie er sagte, auf dem Hof eine erfahrene Hebamme, und ihrer Meinung nach würde es keine Komplikationen bei der Geburt geben. Jaxom murmelte noch ein paar passende Worte und brach dann auf, ein wenig enttäuscht, daß sich seine Erwartungen nicht erfüllt hatten.
Warum lachst du? fragte Ruth, als sie zur Burg zurückflogen.
»Weil ich ein Idiot bin, Ruth. Ein richtiger Idiot.«
Ich finde das nicht. Sie gibt dir doch ein schönes Gefühl. Weshalb hältst du dich dafür einen Idioten?
»Genau deshalb, du einfältiges Drachentier!
Weil ich mit einer ganz bestimmten Hoffnung zu ihr gegangen bin…und nun hat sie zu tun. Dabei habe ich vor einer Siebenspanne noch nicht einmal geahnt, wie glücklich sie mich machen kann. Deshalb komme ich mir wie ein Idiot vor. Ruth.«
Ich liebe dich immer, entgegnete Ruth, weil er das Gefühl hatte, daß Jaxom diese Antwort brauchte.
Jaxom tätschelte den Nackenwulst seines Drachen, aber es gelang ihm nicht ganz, das Selbstmitleid zu unterdrücken. Als er auf die Burg zurückkehrte, stieß er auf ein zweites Hindernis. Lytol teilte ihm mit, daß der Rest von Ramoths Gelege allem Anschein nach am nächsten Tag schlüpfen
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