Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Die Barone zweifelten die Richtigkeit der Entscheidung an. Auch die Gildemeister waren geteilter Meinung, obwohl Jaxom glaubte, daß Robinton von der Entscheidung D’rams gewußt und sie gebilligt hatte. Die Weyrführer dagegen drückten Befriedigung aus.
»Hoffentlich stirbt Fanna nicht ausgerechnet heute«, murme lte ein Gildemeister zu Jaxoms Linker. »Ein Todesfall am Tage der Gegenüberstellung bringt Unglück.«
»Ganz abgesehen davon, daß es den Festschmaus verdirbt. Ich möchte schon wissen, wie stark G’deneds Bronzedrachen ist. Stellt euch vor, wenn ein Bronzereiter von Benden Ista für sich gewinnen könnte…«
Bei dem Wort »Festschmaus« merkte Jaxom erst, wie sehr ihm der Magen knurrte. Er war so früh wie immer aufgestanden, hatte mit den Jungreitern geübt und gerade noch Zeit gefunden, sich für die Gegenüberstellung umzuziehen. So schob er sich langsam und unauffällig dem Ausgang entgegen. Eine der Frauen in den Küchengewölben brachte ihm sicher eine Kleinigkeit zu essen, wenn er sie darum bat.
»War das der ganze Zweck des Zusammentreffens?« fragte Baron Begamon von Nerat in das Schweigen der anderen hinein. Seine Stimme klang grämlich. »Haben die Weyr noch nicht herausgefunden, wer das Ei stahl? Oder wie es wieder in die Brutstätte gelangte? Ich dachte, darüber würden wir heute Näheres erfahren.«
»Das Ei wurde zurückgebracht, Baron Begamon«, erklärte F’lar und legte seine Hand auf Lessas Arm.
»Das weiß ich. Ich war ja selber dabei. Genau wie bei der Gegenüberstellung der kleinen Königin.«
F’lar führte Lessa dem Ausgang zu. »Heute haben wir eine andere Gegenüberstellung, Baron Begamon«, sagte er. »Ein freudiger Anlaß für uns alle. Unten gibt es Wein.« Damit verließen die beiden den Beratungsraum.
»Ich verstehe das nicht.« Begamon wandte sich verwirrt an seinen Nachbarn. »Ich dachte, wir würden endlich etwas erfahren.«
»Das haben Sie doch«, meinte F’nor, der eben mit Brekke an ihm vorbeiging. »D’ram gibt das Amt des Weyrführers ab.«
»Das betrifft mich doch nicht.« Begamon wurde immer ärgerlicher über die Antworten, die er erhielt.
»Das betrifft Sie mehr als alle Mutmaßungen über das ve rschwundene Ei«, sagte F’nor, ehe auch er den Raum verließ.
»Ich fürchte, mehr werden Sie dazu nicht herausbringen«, sagte Robinton mit einem schwachen Lächeln.
»Aber – aber unternehmen sie denn gar nichts? Wollen sie die Kränkung der Alten etwa widerspruchslos hinnehmen?«
N’ton hatte den Wortwechsel mitverfolgt und trat nun näher.
– »Im Gegensatz zu den Burgherren können und dürfen Drachenreiter ihren Leidenschaften nicht freien Lauf lassen. Ihre erste Pflicht besteht darin, ganz Pern vor den Fäden zu schützen, Baron Begamon.«
»Kommen Sie, Begamon!« Baron Groghe von Fort nahm den Burgherrn von Nerat am Arm. »Diese Weyr-Geschichten gehen uns nichts an. Da sollten wir uns nicht einmischen. Die Drachenreiter werden schon wissen, was sie tun. Außerdem wurde das Ei zurückgebracht. Jammerschade, daß es so schlimm um D’rams Gefährtin steht. Ich sehe ihn ungern scheiden. Er war ein tüchtiger Bursche!« Er sah den Meisterharfner fragend an. »F’lar hat es zwar nicht ausdrücklich erwähnt, aber ich nehme an, daß man uns zur Feier des Tages mit Benden-Wein bewirtet?«
Robinton nickte lachend und begleitete die beiden Männer aus dem Saal. Jaxom schlenderte langsam hinterher. Als er am Fuße der Treppe anlangte, stürzte sich Menolly auf ihn.
»Sag schon, was war? Haben sie überhaupt mit ihm gesprochen?«
»Wer soll mit wem gesprochen haben?«
»F’lar und Lessa – haben sie das Wort an den Harfner gerichtet?«
»Dazu gab es keinen Anlaß.«
»Hmm. Nun erzähl schon!«
Mit einem Seufzer schilderte Jaxom den Verlauf der Sitzung. »D’ram teilte den anderen mit, daß er die Führung des Ista-Weyrs niederlegen wolle…« Menolly nickte, als sei ihr das nichts Neues. »Und er wollte, daß sein Nachfolger gemäß der alten Tradition bestimmt wird. Sobald wieder eine Königin von Ista zum Paarungsflug aufsteigt, sind alle Bronzereiter von Pern eingeladen, sie zu erobern.«
Menolly riß die Augen auf. »Das muß eingeschlagen haben! Gab es irgendwelche Einwände?«
»Von den Baronen, ja.« Jaxom grinste. »Von den anderen Weyrführern natürlich nicht. Nur R’mart spöttelte, daß G’dened wohl von vornherein den Sieg in der Tasche habe.«
»Ich kenne G’dened nicht persönlich, aber ich weiß, daß er ein
Weitere Kostenlose Bücher