Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
daß er seine Bemerkung mit dem Feuerstein nicht ernst gemeint hatte.
»Im Moment haben wir keine, aber man weiß nie, wann ein Gelege entdeckt wird.«
»Ich erwähne es auch nur nebenbei. Die kleinen Echsen sind tödlich für die lästigen Tunnelschlangen, die sich in den Stollen herumtreiben. Außerdem entdecken sie Giftgase viel schneller als wir. Und im Moment scheinen wir in unseren Bergwerken nur noch auf Gaseinschlüsse zu stoßen.«
Der Bergwerksmeister wirkte niedergeschlagen und beunruhigt. Jaxom fragte sich, was wohl in der Luft lag, daß die allgemeine Stimmung so gedämpft und sorgenvoll war. Er hatte Meister Nicat immer sehr geschätzt. Vom Unterricht im Bergwerk wußte er, daß der Gildemeister ein äußerst tüchtiger Mann war, der in seiner Jugend selbst unter Tage gearbeitet hatte. Während sie die Stufen zum Königinnen-Weyr erklommen, bereute Jaxom wieder einmal, daß er N’ton versprochen hatte, keine Zeitsprünge mehr durchzuführen. Er war tagsüber so stark eingespannt, dabei hätte Ruth sicher rasch ein Echsen-Gelege an den Stränden im Süden aufgestöbert. So wäre Meister Nicat und Corana geholfen gewesen – und vielleicht auch dem mürrischen Tegger, der inzwischen wohl gelernt hatte, wie man mit Feuer-Echsen richtig umging. Aber im Moment war es Jaxom unmöglich, einen Tag freizukommen, und ein Zeitsprung – nun ja…
Eben als sie den Eingang erreichten, tauchte mit lautem Trompeten ein Bronzedrache über dem Sternstein auf. Der Wachdrache antwortete. Jaxom fiel auf, daß alle stehengeblieben waren und nach oben blickten. Die Nervosität auf Benden wurde immer schlimmer. Er fragte sich, wer da wohl eingetroffen war.
Der Weyrführer von Ista, teilte ihm Ruth mit.
D’ram? Die anderen Weyrführer mußten nicht an Gegenüberstellungen teilnehmen, aber im allgemeinen kamen sie – es sei denn, in ihren Schutzgebieten fielen gerade Sporen. Jaxom hatte bereits N’ton entdeckt, R’mart vom Telgar-Weyr, G’narish von Igen und T’bor vom Hochland. Dann fielen ihm die Worte des Meisterharfners über den Gesundheitszustand von Fanna, D’rams Lebensgefährtin, wieder ein. Ging es ihr schlechter?
Als sie den Beratungssaal erreichten, trennte sich Nicat von ihm. Jaxom warf einen Blick auf Lessa, die mit düster gerunzelter Stirn auf dem viel zu großen steinernen Sitz am Ende des langen Tisches thronte, und begab sich rasch in die entgegengesetzte Ecke des Raumes. Hier würden nicht einmal ihre scharfen Augen seine Wunden entdecken.
Der Harfner hatte angedeutet, daß es sich um eine Versammlung im engsten Kreise handelte. Jaxom sah die Gildemeister und Weyrführer, dazu die Barone der größeren Burgen, jedoch keine Weyrherrinnen oder Geschwader-Zweite mit Ausnahme von Brekke und F’nor.
D’ram trat mit F’lar und einem jüngeren Mann ein, der Jaxom unbekannt war, obwohl er die Rangabzeichen eines Geschwader-Stellvertreters trug. Wenn Jaxom vorhin wegen Robintons schlechtem Aussehen besorgt gewesen war, so empfand er nun beim Anblick von D’ram Entsetzen. Der Mann hatte sich in einem einzigen Planetenumlauf völlig verändert. Er wirkte leer und ausgehöhlt. Seine Schultern waren tief gebeugt, und unsicher setzte er einen Fuß vor den anderen.
Lessa erhob sich mit einer ihrer schnellen, geschmeidigen Bewegungen und ging dem Weyrführer von Ista mit ausgestreckten Händen entgegen. In ihrem Gesicht lag ein unerwartet weicher Ausdruck. Ihre ganze Aufmerksamkeit war D’ram zugewandt.
»Wir haben uns nach Ihrem Wunsche versammelt, D’ram«, begann Lessa und begleitete ihn zu dem Platz neben sich, wo sie ihm ein Glas Wein einschenkte.
D’ram dankte ihr und trank einen Schluck, aber er setzte sich nicht. Im Stehen ließ er seine Blicke über die versammelten Gäste schweifen. Jaxom sah, daß tiefe Sorgenfalten sein Gesicht zerfurchten.
»Die meisten von euch wissen bereits, wie es um mich und… Fanna steht«, begann er leise und zögernd. Er räusperte sich und holte tief Luft. »Ich habe den Wunsch, die Führung des Ista-Weyrs aufzugeben. Zwar ist im Augenblick keine unserer Königinnen zum Paarungsflug bereit, aber ich kann so nicht weitermachen. Der Weyr billigt meinen Entschluß. G’dened…« – D’ram deutete auf den Mann, der ihn begleitet hatte – »hat während der letzten zehn Sporeneinfälle unsere Drachengeschwader auf seinem Barnath angeführt. Ich hätte meinen Platz schon früher räumen sollen, aber…« – er schüttelte mit einem traurigen Lächeln den
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