Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
blieb.
Der hochgewachsene, hagere Harfner saß auf einem viel zu kleinen, ebenfalls ausgemergelten Renner, und seine Beine schlenkerten im Takt. Alessan wollte ihm winken, aber er hatte gerade einen Abhang erreicht, und die Zugtiere wurden störrisch, weil ihnen das Geschirr immer wieder gegen die Beine schlug. Zum Glück war das Feld fast fertig. Alessan beschloß, seine Arbeit zu beenden und sich dann ganz auf Tueros Neuigkeiten zu konzentrieren.
Schade nur, daß der Harfner nicht gleich ein Zuggespann mitgebracht hatte! Alessan biß die Zähne zusammen und pflügte die beiden letzten Furchen.
Als er die erschöpften Tiere zu den Ställen brachte, waren die Säer bereits am Werk. Sie würden trotz der verdammten Seuche auch dieses Jahr ihre Ernte einfahren! Das hieß, wenn das Wetter mitmachte und keine Fäden auf Ruatha fielen …
Zu seiner Überraschung wartete Tuero im Stall. Er hatte auf einem umgestülpten Eimer Platz genommen, die Satteltaschen lagen zu seinen Füßen, und er strahlte Zufriedenheit aus. Sein Klepper stand bereits abgerieben in der Box und vergrub die Nase in einem Berg von frischem Gras.
»Ich sah Sie bei der Arbeit, Baron Alessan«, begann Tuero, und seine Augen blitzten belustigt. Er erhob sich und nahm die Zügel des Gespanns. »Ihre Furchen wirken schon recht ordentlich.«
»Das hoffe ich.« Alessan begann das Geschirr zu lösen.
»Ihr Vorbild gibt den anderen Mut. Die Pächter sprechen mit Hochachtung von Ihrem Einsatz. Es hat Ihrem Ruf nicht geschadet, daß Sie selbst den Pflug in die Hand nehmen …«
»Aber ein Zuggespann kann ich mir davon auch nicht kaufen.« Alessan seufzte und streifte einem der Renner das schwere Kummet ab. »Oder war das nur die Einleitung zu den schlechten Nachrichten?«
»Nun, Sie können sich selbst ausmalen, wie es auf den Höfen aussieht.« Tuero half Alessan mit dem zweiten Kummet und deutete auf seine Satteltaschen. »Ich habe hier und da eine Kleinigkeit bekommen, aber ich sah mit eigenen Augen, wie leer die Vorratskammern Ihrer Leute sind. Zumindest im Norden.«
»Und?« Alessan zog es vor, die Wahrheit ganz und sofort zu erfahren.
»Hier und da beginnen sie mit der Feldarbeit«, berichtete Tuero, »aber manche der Höfe haben schwere Verluste erlitten. Ein Teil der Festbesucher brach auf, ehe die Quarantäne erlassen wurde, und sie verbreiteten die Krankheit. Ich habe eine Liste der Toten zusammengestellt - eine traurige Bilanz, die ich Ihnen gern erspart hätte. Es heißt, daß Elend die Gesellschaft liebt, nun ja …« Tuero zog die Brauen hoch. »Aber mir kam unterwegs ein Gedanke, der unsere Probleme möglicherweise ein wenig erleichtert.
Ich hatte recht mit meiner Annahme, daß die Leute Ihre Burg aus Angst vor der Ansteckung meiden. Ich hatte recht, daß sie ihre Tiere nicht in den Tod schicken wollten. Anfangs wollten sie Skinny nicht einmal in ihre Ställe lassen. Sie befürchteten, daß er ihnen die Seuche bringen würde.«
»Aber der Renner hat die Krankheit doch überlebt!«
»Genau. So wie Sie und ich sie überlebt haben. Das Serum, das ich mitnahm, erwies sich als gutes Argument. Und nun hören Sie mir genau zu: Könnte man aus dem Blut genesener Renner nicht auch einen Impfstoff für Tiere herstellen?« Er grinste breit, als er Alessans Verblüffung sah. »Wenn sich diese Idee verwirklichen läßt, könnten wir hier auf Ruatha eine ganze Menge Serum herstellen und hätten einen hervorragenden Tauschartikel in der Hand!«
Alessan starrte Tuero an. Warum war ihm das nicht eingefallen? Viele der Hofbesitzer und Pächter hingen von der Rennerzucht ab, und er verstand im Grunde ihre Furcht, daß sich die Seuche in den Ställen einnisten könnte.
»Daß ich darauf nicht selbst gekommen bin!« meinte er kopfschüttelnd. »Kommen Sie, versorgen wir die Tiere, und dann besprechen wir die Angelegenheit mit Heiler Folien!« Er gab dem Renner einen übermütigen Klaps. »Wie konnte ich so etwas übersehen?«
»Sie hatten ein paar andere Probleme am Hals, vergessen Sie das nicht!«
Die beiden entdeckten Folien im Großen Saal, wo er die Patienten versorgte. Alessan spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte, nicht einmal der Duft der Räucherstäbchen konnte den Geruch von Krankheit und Tod überdecken. Er mied den Saal, so gut es ging. Das Husten, das rasselnde Atmen und das Stöhnen klangen ihm wie ein steter Vorwurf entgegen. Pollens besorgte Miene hellte sich ein wenig auf, als Tuero die Satteltaschen schwenkte. Sie gingen
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