Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Sorgen Sie dafür, daß die Wunde mit Betäubungssalbe bedeckt ist! Warum hatte sie nicht selbst nach dem Rechten gesehen? Warum war sie so leichtsinnig gewesen, sich auf unerfahrene Heiler und übermüdete Reiter zu verlassen? Sie hatte sich nach der Operation einfach selbstzufrieden zurückgezogen!
»Die Schuld liegt bei mir, Pressen. Ich hätte mich auch um die Flankenwunde kümmern müssen. Offensichtlich haben die Sporenknäuel die Venen an der Flanke zerfressen. Die Betäubungssalbe deckte die Bruchstellen zu. Deshalb gelangt auch kein Sekret an die Schwinge. Wir müssen die Adern zusammenflicken. Das geht genauso wie bei einem verletzten Menschen, nur das Blut hat eine andere Farbe.«
»Chirurgie ist nicht mein Fach«, meinte er zögernd. Als er aber Moretas verzweifelte Miene sah, fügte er hinzu: »Ich habe hin und wieder assistiert. Das kann ich auch jetzt tun, wenn Sie wollen.«
»Ich brauche ein paar Klammern, Öl, Rotwurz, eingefädelte Nadeln …«
Pressen goß bereits Öl und Rotwurz in flache Schalen. »Ich habe alle Instrumente hier, die wir brauchen. Man übergab mir Barlys Sachen, als ich hier ankam.«
Mit einem bangen Gefühl begann Moreta den verwundeten Flügel zu untersuchen. Zwar hatten sich auf den Gelenken hier und da Sekretperlen gebildet, aber weit weniger, als zur Heilung nötig waren. Tamianth benötigte jetzt eine gute Portion Glück, um die Dummheit ihrer Pfleger wieder wettzumachen. Vielleicht ließ sich der Schaden noch in Grenzen halten, wenn man Kilanath etwas Sekret abnahm und auf die am stärksten gefährdeten Stellen strich. Umschläge mit Betäubungssalbe hatten die Stücke wenigstens feucht gehalten. Sobald Tamianths Adern geflickt waren und das arme Geschöpf getrunken hatte …
Moreta tauchte die Hände in Rotwurz. Sie preßte die Zähne zusammen, als das Zeug in den halb verheilten Rissen brannte. Dann ölte sie die Finger gründlich ein. Pressen folgte ihrem Beispiel.
»Zuerst müssen wir die Betäubungssalbe von der Wunde entfernen. Ich würde sagen, die Unterbrechungen liegen hier … und hier, vielleicht auch noch da unten, ganz in der Nähe des Herzens.« Mit ölgetränkten Tupfern begannen sie die Salbe abzuwischen. Tamianth zuckte. »Sie kann keine Schmerzen empfinden. Die Flanke ist völlig betäubt. Hier! Sehen Sie, wie das Sekret hervorquillt …« Ihr Vater hatte ihr früher jeden Handgriff erklärt, während er verletzte Renner behandelte. Und sie hatte einen Großteil der Dinge, die er ihr beibrachte, später bei den Drachen anwenden können.
Vielleicht war es falsch, ausgerechnet in diesem Moment an ihren Vater zu denken, aber wenn sie einige seiner Lehren an Pressen weitergeben konnte … Jemand im Weyr mußte Bescheid wissen. »Ah, da haben wir die erste Ader. Dicht unter Ihrer Hand müßte die zweite verlaufen, Pressen. Und hier die große Vene, die zu den Herzen führt.« Moreta griff nach der feinen Nadel, die Pressen hergerichtet hatte.
»Tatsächlich, die Farbe ist anders.« Pressen betrachtete das grünliche Fleisch, das dunklere Sekret, das man als Drachenblut bezeichnen konnte, und die merkwürdig schillernden Fasern, aus denen sich die Muskeln zusammensetzten. Aufmerksam untersuchte er die Wunde. »Wurde die Schwinge überhaupt mit Sekret versorgt?«
»Kaum.«
»Durst! Durst! Wasser, bitte Wasser!« stöhnte Falga.
»Ist dieses alberne Frauenzimmer denn zu gar nichts nütze?« fauchte Moreta. »Da draußen ist ein See mit klarem Wasser.«
Noch während sie sprach, hörte sie das Klappern von Blecheimern, das Schwappen von Wasser und die verschlafenen Rufe der Jungreiter. Das heiß ersehnte Naß riß Tamianth aus ihrer Apathie.
Moreta, der die Sicht durch die große, abgespreizte Schwinge versperrt war, hörte nur das gierige Schlürfen der Drachenkönigin.
»Beim Ei, die Gute scheint am Verdursten zu sein!« hörte sie den erstaunten Ausruf eines Mannes. »Laßt euch Zeit mit dem Nachfüllen, Jungen, sie darf nicht soviel auf einmal trinken. Kann ich sonst noch etwas helfen?« Der Kopf des Ausbilders tauchte hinter der Flügelspitze auf. Er starrte Moreta mißbilligend an. »Weyrherrin! Ich dachte, Ihre Königin sei in der Brutstätte!«
»Ja, aber hier geht es um Leben und Tod …«
Als Moreta auf die Sekretpfütze am Boden deutete, wich die Empörung des Ausbilders blankem Entsetzen.
»S'ligar ist trotz der Impfung erkrankt«, stammelte Cr'not. »Aber …« Er deutete hilflos zu Pressen und Diona hinüber. »Als ich Falga um
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