Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Wasser rufen hörte, dachte ich …«
»Keinen trifft die Schuld, Cr'not. Die Leute sind übermüdet oder müssen sich plötzlich mit ganz neuen Aufgaben befassen. Ich hätte mir die Wunde vor zwei Tagen besser ansehen sollen.«
»Manchmal habe ich das Gefühl, daß uns nur noch der Alltagstrott aufrecht erhält«, murmelte Cr'not und fuhr sich mit beiden Händen über die Augen.
»Das kann stimmen. So, die letzte Naht! Vielen Dank, Pressen. Sie haben das Zeug zu einem guten Heiler.«
»Sobald ich mich an so riesige Patienten gewöhnt habe …« Pressen lächelte erschöpft.
»Und nun zeige ich Ihnen noch eine ganz wichtige Heilmethode für Drachen.« Moreta winkte Pressen neben sich. Sie nahm die größte Spritze aus Barlys Koffer, setzte einen Nadeldorn an die Öffnung, tauchte ein Stück Leinen kurz in Rotwurz und bückte sich unter Tamianths Schwinge. »Diona!«
»Nein!« wimmerte Diona und breitete die Arme aus, als wollte sie ihre Königin schützen. »Tamianth sieht schon viel besser aus. Ihre Farbe ist zurückgekehrt …«
»Das hoffe ich. Aber wenn wir nicht etwas Sekret auf die Gelenke streichen, kann sie womöglich nie wieder fliegen. Holth, sag bitte Kilanath Bescheid!«
Cr'not trat mit finster entschlossener Miene neben die Weyrherrin, und Diona stöhnte von neuem.
»Es dauert nicht lange, und Kilanath wird nichts spüren.«
Die Königin zeigte mehr Hilfsbereitschaft als ihre Reiterin. Sie ging in die Knie und senkte einen Flügel bis zum Boden, damit Moreta sich nicht strecken mußte.
»Sehen Sie, Pressen? Hier, die Stelle, wo die Ader über dem Knochen verläuft!« Der Heiler nickte, und Moreta rieb die Fläche mit Rotwurz ein. Der feine, scharfe Nadeldorn durchdrang Haut und Ader so glatt, daß die Drachenkönigin den Stich überhaupt nicht spürte. Moreta sog geschickt das Sekret in die Spritze. Es schimmerte sattgrün im Schein des Leuchtkorbs.
»Erstaunlich.« Pressen ließ kein Auge von der Flüssigkeit. Die beiden achteten weder auf Dionas Gejammer noch auf Cr'nots ärgerliches Räuspern.
»Und nun tragen wir das hier …« Moreta wandte sich wieder an Tamianth. »… auf die Gelenke und Knorpel auf. Sehen Sie, wie ausgetrocknet die Knorpelschicht ist? Saugt das Sekret richtig auf. Da, neben der Schulter bilden sich die ersten Perlen. Tamianth scheint sich zu erholen.« Sie strahlte den Heiler an. »Und ihre Augen nehmen wieder Farbe an.«
»Tatsächlich! Da, blinzelt sie mir zu?« Moreta lachte leise. Allmählich wich das Grau aus Tamianths großen Augen, und das ›Blinzeln‹ war nichts anderes als der Glanz, der in die Facetten zurückkehrte. »Schon möglich. Sie weiß, wer ihr geholfen hat.«
»Und Falga schläft.« Pressen eilte an das Lager und fühlte nach Falgas Halsschlagader. Er seufzte erleichtert. »Sie ist jetzt viel ruhiger.«
Holth? erkundigte sich Moreta besorgt. Sie schlafen ebenfalls, entgegnete Holth gelassen. »Ich muß jetzt zurück nach Fort. Cr'not, könnten Sie Tamianths Schwinge beobachten? Pressen weiß jetzt, wie man Sekret abzapft und aufträgt, aber er hat keine Ahnung, wann die Behandlung notwendig ist. Beraten Sie ihn!«
»Gern.« Cr'not nickte ernst. »Aber Sie hätten Ihre Königin nicht allein lassen dürfen«, setzte er hinzu und schüttelte besorgt den Kopf.
»Manchmal muß man sich von Regeln freimachen, Cr'not. Ich wurde um Hilfe gebeten, und ich kam. Aber jetzt muß ich wieder zurück.« Die Ausbilder der Jungreiter waren eine Rasse für sich. Sie maßten sich an, jeden und alles zu kritisieren. Moreta blinzelte Pressen zu, während sie ihre Reitsachen einsammelte und Tamianths Quartier verließ.
Sobald sie im Freien war, begann sie zu laufen.
Sie schlafen, wiederholte Holth mit Nachdruck.
»Und wir werden das gleiche tun, sobald wir daheim sind«, erklärte Moreta, als sie sich auf Holths schmalen Nacken schwang. »Bring uns bitte zum Fort-Weyr, Holth!«
Bereitwillig stieß sich die alte Königin vom Felsensims ab und ging ins Dazwischen, sobald sie Luft unter den Schwingen spürte. Moreta überlegte, ob sie mit Leri über diesen Trick von Holth sprechen sollte. War die Königin etwa zu alt, um eine Zeitlang in der Luft zu kreisen? Gleich darauf schämte sich Moreta dieses Gedankens.
Dann tauchte sie dicht über dem See von Fort auf. Das war die Erklärung: Holth versuchte so unauffällig wie möglich zu bleiben. Der Wachreiter konnte die Königin im diffusen Dämmerlicht bestimmt nicht erkennen, wenn sie so niedrig
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