Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Verluste zugefügt. Deshalb erprobten wir noch gestern die neue Methode an diesem Tier hier.« Er deutete auf den lahmen Renner, der in seiner Box stand. »Sie scheint ihm nicht geschadet zu haben.«
»Sie wird ihm nicht schaden, verlassen Sie sich darauf!« Capiam trat ein wenig zur Seite, wo die Stallknechte ihn nicht hören konnten. »Das Heilverfahren hilft Tieren wie Menschen. Und …« Er senkte die Stimme und warf Alessan und Tuero einen bedeutungsvollen Blick zu. »… und es ist zu dieser Stunde schlechthin unentbehrlich.« Desdra zog ein wenig spöttisch die Augenbrauen hoch. Erst jetzt fiel ihm auf, daß er unbewußt einen von Tirones Lieblingssätzen wiederholt hatte. Mit einer raschen Geste winkte Capiam seine Zuhörer noch näher zu sich heran. Folien war an der Zentrifuge beschäftigt, und einige Pächter kümmerten sich um die Renner, denen man Blut abgezapft hatte. »Baron Alessan«, sagte der Heiler leise, »die Epidemie könnte erneut ausbrechen.«
Moreta nahm entschlossen Alessans Arm, als sie sah, daß der junge Burgherr zurückwankte. Der Meisterheiler stützte ihn von der anderen Seite. Tuero beobachtete Alessan mit einem Gemisch aus Besorgnis und Mitgefühl.
»Deshalb müssen wir diesmal Menschen und Tiere impfen«, fuhr Capiam fort. »Auf dem gesamten Kontinent! Ich habe einen Einsatzplan ausgearbeitet, und Moreta wird versuchen, Unterstützung bei den Drachenreitern zu bekommen. Was wir vor allem brauchen, ist Serum von genesenen Tieren. Sie besitzen die meisten davon, zumindest genug, um Ihre eigenen Gebiete, Süd-Boll und den Teil von Telgar, der an Ihr Territorium angrenzt, zu versorgen. Baron Shadder wird uns wohl in den Ostregionen aushelfen.«
»Aber die Herden von Keroon sind riesig …« warf Alessan zaghaft ein.
»Nicht mehr«, entgegnete Capiam ernst. »Daß es Dag gelungen ist, Ihre Zuchtherde zu retten, macht Sie zu einem reichen Mann, Baron Alessan.«
Alessan warf dem Meisterheiler einen müden Blick zu.
»Ruatha hat viel verloren, an Menschen, Herden, Ehre und Stolz. Vielleicht trägt unsere Hilfe dazu bei, den Makel der schlechten Gastfreundschaft, der auf uns lastet, etwas zu verringern.«
»Was bringt Sie auf den Gedanken, daß Sie für die Ereignisse verantwortlich sind? Oder für das da?« Capiam deutete zu den Grabhügeln hinüber. »Sie trifft nicht die geringste Schuld. Eine unglückliche Verkettung von Umständen brachte die Windtoss vom Kurs ab. Opportunismus bewog den Kapitän, auf dem Südkontinent zu landen, und Habgier hielt ihn drei Tage dort fest. Weshalb die Mannschaft das Raubtier nach Norden mitnahm, werden wir nie mehr erfahren, denn alle Beteiligten haben ihren Entschluß mit dem Leben bezahlt. Sie dagegen kämpfen mit bewundernswertem Mut gegen die Auswirkungen der Katastrophe an, Baron Alessan! Sie haben sich um die Kranken gekümmert, haben die Felder bestellt und die Zuchtherde von Ruatha gerettet. Und vor allem …« Capiam holte tief Luft. »… und vor allem sind Sie gewillt, trotz der schweren Prüfungen, die Ihnen auferlegt wurden, anderen zu helfen!
Nur der einfallslose Dummkopf wird versuchen, einen Schuldigen zu finden, wenn ihn ein Schicksalsschlag trifft; der tüchtige Mensch akzeptiert, was er nicht ändern kann, und reift mit den Aufgaben, die ihm das Leben auferlegt.
Ein Schiff, das durch einen unvorhergesehenen Sturm abgetrieben wird, und dieser lächerliche Vorfall bringt einen Kontinent an den Rand des Untergangs!« Capiam schüttelte traurig den Kopf. Er schaute kurz zu Desdra hinüber, die ihn verblüfft anstarrte. »Wenn Sie Gerechtigkeit als Ihre Lebensgrundlage betrachten, dann ist alles wieder ins Lot gekommen, denn Kapitän, Mannschaft und Raubkatze sind tot. Wir leben. Und wir haben eine Menge Arbeit vor uns.« Capiam packte Alessan an beiden Schultern und schüttelte ihn. »Hören Sie, Baron, Sie trifft nicht die geringste Schuld!
Im Gegenteil, Ihnen gebührt Anerkennung für Ihre Weitsicht!«
Vom Feldrand her klang plötzlich das helle Trompeten von Arith auf, und aus der Luft hörten sie einen vollen, mächtigen Antwortschrei.
»Ein Bronzedrache? Hier?« Moreta war mit ein paar schnellen Schritten am Stalltor. M'barak stand neben Arith, hielt eine Hand vor die Augen und spähte zum Himmel. Der Blaue wirkte ganz ruhig. Ob Sh'gall ihr gefolgt war? Aber dann hätte Orlith sicher Kontakt mit ihr aufgenommen. »M'barak! Wer kommt?«
»Nabeth und B'lerion«, entgegnete der Jungreiter gelassen.
»B'lerion?« Moreta war
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