Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
in Igen, Keroon und Telgar? Aber von einer Epidemie war nicht die Rede gewesen. Oder von Toten. Und Vanders Renner? Moreta stöhnte leise, als sie an die Koppeln längs der Rennstrecke dachte. Wie ansteckend war der Renner im Moment seines Todes gewesen, als sich erschrockene Reiter und hilfreiche Zuschauer um ihn scharrten? Sie hätte sich nicht einmischen sollen. Es war nicht ihre Angelegenheit.
Du bist bekümmert, meinte Orlith, und die Facetten ihrer großen Augen nahmen ein besänftigendes Blau an. Ein Renner darf dich nicht bekümmern!
Moreta preßte die Stirn gegen den Kopf des Drachen und streichelte seine Augenwülste.
»Es geht nicht nur um den Renner, Liebes. Eine Krankheit breitet sich im Land aus. Eine sehr gefährliche Krankheit! Wo ist Berchar?«
Bei S'gor. Er schläft. Es ist noch sehr früh. Und neblig!
»Dabei war es gestern so schön!« Sie dachte an die starken Arme, die sie herumgewirbelt, hochgeworfen und wieder aufgefangen hatten, an die Herausforderung in Alessans grünen Augen.
Du hast den Tag genossen, stellte Orlith mit tiefer Befriedigung fest.
»Allerdings!« Moreta seufzte wehmütig.
Nichts kann das Gestern ungeschehen machen, erklärte Orlith philosophisch. Aber nun mußt du dich um das Heute kümmern. Moreta lachte leise über die Logik des Drachen. Leri möchte dich sprechen, fügte die Königin hinzu.
»Gut. Leri ist vielleicht die einzige, die je von einer solchen Epidemie gehört hat. Und sie weiß vielleicht auch, wie man einen Tag vor Sporeneinfall eine solche Nachricht im Weyr verbreitet.«
Sie streifte ihre warme Reitjacke über. Orlith hatte wie immer recht mit dem Wetter. Als Moreta ihren Weyr verließ und die Stufen zu Leris Räumen hinaufeilte, kam der Nebel in Schwaden vom Gebirge herab. Nebel oder nicht - morgen würden Sporen fallen. Sie hoffte inständig auf eine Wetterbesserung. Wenn kein Wind aufkam, der die grauen Wände zerriß, dann verdreifachte sich die Gefahr der Unfälle. Drachenaugen durchdrangen den Nebel, Menschenaugen jedoch nicht. Manchmal achteten die Reiter nicht auf die Warnungen ihrer Tiere und prallten gegen Berggipfel oder Klippen.
Orlith, richte bitte dem Wachreiter aus, daß heute niemand, weder Drachenreiter noch Burgbewohner, den Weyr betreten oder verlassen darf! Er soll den Befehl auch an seine Ablösung weitergeben.
Wer würde den Weyr schon bei diesem Nebel besuchen? fragte Orlith. Und das einen Tag nach den Festen!
»Orlith?«
»Ich habe die Botschaft ausgerichtet. Belgeth ist zu schläfrig, um Fragen zu stellen. Orlith klang verdächtig zahm.
»Einen angenehmen Tag, Holth!« sagte Moreta höflich, als sie das Quartier der früheren Weyrherrin betrat und am Schlaflager ihrer Königin vorbeikam.
Holth blinzelte kurz und vergrub dann den Kopf um so tiefer in den Vorderpfoten. Die greise Königin war so altersdunkel, daß man sie fast für einen Bronzedrachen halten konnte.
Neben ihr, am Rand der Felsenplattform, die Holth als Bett diente, saß Leri auf einem Berg von Kissen, dick vermummt in wollene Tücher. Leri schlief neben Holth, einmal, wie sie feststellte, weil der Drache die Wärme seiner vielen Sonnenbäder gespeichert zu haben schien, zum anderen aber auch, weil sie selbst dann keine so langen Wege zurücklegen mußte. In den letzten Planetenumläufen rebellierten Leris Gelenke gegen die starke Beanspruchung, der sie so lange ausgesetzt gewesen waren. Wiederholt hatten Moreta und Meister Capiam die frühere Weyrherrin gedrängt, in den warmen Süden zu ziehen. Auf Ista war sie jederzeit willkommen. Leri blieb unnachgiebig. Sie erklärte, sie sei keine Tunnelschlange, die sich häutete. Sie sei im Weyr geboren und habe die Absicht, ihre letzten Tage bei den wenigen Freunden zu verleben, die ihr noch geblieben waren.
»Ich höre, du hast dich bis über die erste Wache hinaus vergnügt.« Leri hob fragend die Augenbrauen. »War das der Grund für Sh'galls dramatischen Auftritt?«
»Nein. Und so dramatisch war sein Auftritt gar nicht - eher kläglich. Eine Epidemie geht auf Pern um.«
Besorgnis verdrängte den Spott aus Leris Zügen. »Was? Wir hatten noch nie eine Epidemie auf Pern. Zumindest keine, von der ich gehört oder gelesen hätte.« Da ihre Bewegungsfreiheit durch die geschwollenen Gelenke stark eingeschränkt war, betreute Leri das Archiv des Weyrs, um Moreta wenigstens in diesem Bereich ein wenig zu entlasten. Leri nahm sich oft die alten Aufzeichnungen vor - vor allem den Klatsch, wie sie
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