Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Hysterieanfälle. Und wenn du schon hier bist, mach mir doch bitte meinen Wein zurecht, ja?« Leri streckte sich voller Unbehagen. »Der Wetterwechsel tut meinen Gelenken nicht gut.« Sie sah Moretas Zögern. »Wenn du ihn selbst mischst, kannst du sicher sein, daß die Fellissaft-Dosis nicht zu hoch ausfällt.« Sie warf der jüngeren Weyrherrin einen herausfordernden Blick zu. Moreta sah es nämlich nicht gern, daß Leri soviel Fellissaft nahm. Sie vertrat die Ansicht, daß die alte Frau überhaupt keine Medikamente brauchte, wenn sie in den Süden ginge.
Aber sie mischte wortlos den Wein. Die feuchte Kälte, die sie selbst frösteln ließ, war für Leri sicher eine Qual.
»Hat es dir auf dem Fest gefallen?« erkundigte sich Leri, während Moreta die Fellistropfen zählte.
»O ja! Ich war unten auf der Rennbahn und konnte einen Großteil der Läufe von einem erhöhten Aussichtspunkt mitverfolgen. Baron Alessan begleitete mich.«
»Was? Hast du damit nicht die ehrgeizigen Vermittlungspläne seiner Mutter durchkreuzt?«
Moreta lachte. »Keine Sorge, er tanzte mit ganzen Scharen von jungen, hübschen Mädchen! Übrigens gelang es uns als einzigem Paar, beim Wurftanz auf den Beinen zu bleiben.«
Leri nickte. »Alessan besitzt eine große Anziehungskraft. Ich nehme an, daß er allmählich über den Tod dieser wilden, schönen Frau hinwegkommt, die er geheiratet hatte. Eine traurige Angelegenheit. Sein Großvater übrigens, Baron Leefs Vater … ach was, das sind alte Geschichten, die du längst kennst.« Moreta kannte sie nicht, schloß aber aus Leris Tonfall, daß sie auch nichts Näheres erfahren würde. »Ich unterhalte mich oft mit Alessan, wenn sich die Bodentrupps nach einem Sporeneinfall wieder sammeln. Er hat immer eine Flasche Benden-Wein bei sich.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen.«
Leri lachte über Moretas Ton.
»Sieh an, sieh an! Ich hege den Verdacht, daß sein Weinkeller bis an die Decke mit Benden-Weißem gefüllt ist. Aber ich bin froh, daß Leef gerade ihn zu seinem Nachfolger machte. Er hat mehr Schwung und Verstand als sein älterer Bruder … ich vergesse immer, wie er heißt. Egal. Alessan übertrifft ihn bei weitem. Wußtest du eigentlich, daß er bei einer Suche entdeckt wurde?«
»Ja, und daß sein alter Herr sich weigerte, ihn im Weyr ausbilden zu lassen.« Moreta runzelte die Stirn. Alessan hätte einen prachtvollen Bronzereiter abgegeben.
»Nun, er hatte das Recht dazu, wenn der Junge als sein Nachfolger vorgesehen war. Das ist inzwischen zwölf Planetenumläufe her. Damals lebtest du noch auf Ista.«
Moreta drückte der alten Frau den Weinkelch in die Hand.
»Auf deine Gesundheit!« meinte Leri ironisch, bevor sie den ersten Schluck nahm. »Hmm! Versuch dich heute noch ein wenig auszuruhen, Moreta! Zwei Stunden Schlaf reichen nicht, wenn morgen Fäden fallen. Und viele der Reiter werden nach dem ausgiebigen Feiern zu Dummheiten neigen. An Capiams seltsame Epidemie will ich gar nicht denken …«
»Ich lege mich später hin. Erst muß ich noch ein paar wichtige Punkte erledigen.«
»Manchmal frage ich mich, ob es richtig von L'mal und mir war, deine Fertigkeit als Heilerin voll für den Weyr in Anspruch zu nehmen.«
»Bestimmt!« Moretas prompte Antwort wurde von Holth und Orlith bekräftigt.
»Ist ja schon gut!« Leri kraulte Holths Augenwülste.
»Noch einmal - was benötigst du nun genau aus den Archiven?«
»Die ältesten noch lesbaren Aufzeichnungen.«
Moreta nahm das Kissen, das Leri ihr geliehen hatte, und warf es der alten Frau zu, die es geschickt auffing.
»Und iß etwas!« rief Leri ihr nach, als sie den Weyr verließ.
Nebel zog in die Täler und trieb zum Westrand des Weyrkessels. Der Wachreiter hatte sich eng in die Vorderpfoten seines Drachen geschmiegt und fand so ein wenig Schutz vor den Elementen. Moreta fröstelte. Obwohl sie bereits zehn Planetenumläufe hier lebte, konnte sie den Nebel des Nordens immer noch nicht ausstehen; allerdings hatte sie auch die feuchte Hitze der südlichen Breiten nicht sonderlich geschätzt. Und es half nicht viel, sich voller Sehnsucht an das angenehme Klima von Keroon zu erinnern. Ob die Epidemie inzwischen auch die Hochfläche erreicht hatte? Und ausgerechnet Talpan war der Krankheit auf die Spur gekommen! Talpan, von dem sie so lange nichts gehört hatte und der seit gestern ständig in ihren Gedanken herumspukte …
Moreta warf den Kopf zurück und stieg zur Sohle des Kessels ab. Zuerst wollte sie nach K'lon
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