Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
sehen und dann Berchar aufsuchen, selbst wenn das bedeutete, daß sie in S'gors privaten Wohnbereich eindringen mußte.
K'lon schlief, als sie den Krankentrakt erreichte, aber auf seiner Stirn war nicht die Spur von Fieberschweiß zu erkennen. Seine helle Haut hatte wieder eine gesunde Farbe. Da Berchar K'lon in der schlimmen Phase seines Fiebers ständig betreut hatte, sah Moreta keinen Grund, den blauen Reiter ein zweites Mal zu wecken.
Ein Teil der Leute war inzwischen wach, und die Vorbereitungen für den Sporeneinfall am kommenden Tag liefen. Das Gelächter der Jungreiter, die Feuerstein in kleine Säcke füllten, klang gedämpft durch den Nebel. Moreta überlegte, ob sie Ausbilder F'neldril fragen sollte, wie viele der Jungen er am Vortag zur Beförderung der Festgäste abgestellt hatte. Die auf Ista ausgestellte Raubkatze hatte einige von ihnen womöglich bewogen, entgegen dem Befehl zur sofortigen Rückkehr, die Sensation zu besichtigten.
»Etwas mehr Schwung, Freunde! Hier kommt die Weyrherrin persönlich, um nachzusehen, ob die Säcke für den morgigen Sporenkampf auch ordentlich gefüllt sind!«
Viele Drachenreiter von Fort behaupteten, daß F'neldril der einzige Reiter sei, dem sämtliche Drachen des Weyrs gehorchten, weil er sie alle ausgebildet hatte. Er besaß in der Tat einen unheimlichen Instinkt, dachte Moreta, wenn er sie durch den wallenden Nebel erkennen konnte. Nun tauchte er rechts von ihr auf, ein Mann mit kantigen Zügen und einer Sporennarbe, die von der Stirn bis zum Ohr verlief. Moreta hatte ihn von Anfang an gemocht, und er war einer ihrer ersten Freunde im Fort-Weyr gewesen.
»Wie geht es Ihnen, Weyrherrin? Orlith gedeiht? Wie ich höre, bekommen wir bald ein neues Gelege.«
»Und damit neue Jungreiter, die Sie tyrannisieren können, F'neldril!«
»Ich?« Er schlug sich entsetzt an die Brust. »Habe ich je einen Jungreiter tyrannisiert?«
Moreta lachte, wurde aber gleich darauf ernst. »Wir haben Probleme, F'neldril …«
»Wer von …«
»Nein, es hat nichts mit Ihren Jungreitern zu tun. Im Südosten hat sich eine Epidemie ausgebreitet, die langsam, aber sicher nach Westen vorrückt. Ich muß deshalb wissen, wie viele Ihrer Schützlinge gestern die Festbesucher beförderten und wie lange sie in Ista blieben. Ich werde diese Frage übrigens allen Reitern unseres Weyrs stellen. Wenn wir verhindern wollen, daß sich die Seuche hier einnistet, müssen wir vorbeugen.«
»Ich bringe es heraus, Moreta, verlassen Sie sich darauf!«
»Gut, aber vermeiden Sie trotz der ernsten Lage jede Panik! Leri hat übrigens gebeten, daß ihr jemand die ältesten noch lesbaren Aufzeichnungen vom Archiv in ihren Weyr bringt.«
»Was treibt eigentlich der Meisterheiler? Liegen seine Lehrlinge auf der faulen Haut, weil wir ihre Arbeit mit übernehmen müssen?«
»Je mehr Leute nach der Ursache der Krankheit forschen, desto besser. Eile tut not!« Moreta seufzte ungeduldig. F'neldril konnte manchmal stur und pedantisch sein.
»Leri bekommt die Aufzeichnungen, sobald die Jungreiter die Säcke gefüllt und sich ein wenig gesäubert haben. Es hätte wenig Sinn, die kostbaren Häute mit schwarzen Fingerabdrücken zu verzieren. He, M'barak, nennst du das voll? Du mußt den Sack schütteln - dann geht noch eine Menge hinein!«
Es gehörte zu F'neldrils Prinzipien, erst eine Arbeit abzuschließen, ehe er die nächste begann. Aber Moreta entfernte sich in dem sicheren Wissen, daß Leri nicht lange auf ihre Unterlagen warten würde.
Sie ging weiter zu den Unteren Höhlen und blieb einen Moment lang im Eingang stehen. Nur wenige Leute saßen an den langgestreckten Tischen, und sie kämpften offensichtlich gegen die Folgen des Festes an. Mußte diese Epidemie ausgerechnet am Tag nach zwei Festen ausbrechen, da die eine Hälfte der Reiter diese Nachricht als schlechten Scherz abtäte und der Rest nicht nüchtern genug wäre, um den Ernst der Lage zu begreifen? Und morgen stand ein Sporenregen bevor! Wie sollte sie nur die Aufmerksamkeit der Leute erringen?
Wenn du gegessen hast, fällt dir sicher etwas ein! kam die ungerührte Antwort ihres Drachen.
»Eine ausgezeichnete Idee!« Moreta ging an den kleinen Frühstücksherd, goß sich einen Becher Klah ein, rührte einen großen Löffel Süßwürze dazu und nahm sich ein warmes Brötchen aus dem Rohr. Als sie Ausschau nach einem ruhigen Plätzchen hielt, entdeckte sie Peterpar, den Herdenaufseher des Weyrs, der gerade sein Hufmesser wetzte. Er war ungekämmt
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