Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Festschmuck beiseite und streifte im Laufen eine warme Jacke über. In seiner Hast wäre er um ein Haar über die Schläfer gestolpert, die den Korridor bevölkerten. Die meisten der im Großen Saal untergebrachten Gäste waren jedoch wach und rückten zur Seite, als er vorbeikam. Alessan nickte ihnen lächelnd zu, während er insgeheim Tolocamp verwünschte.
Erbbaron Tolocamp stand im Hof, einen Arm gegen die Brust gepreßt und das Kinn nachdenklich in eine Hand gestützt. Norman war bei ihm und verlagerte ängstlich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab; allem Anschein nach war er diese Nacht überhaupt noch nicht ins Bett gekommen. Seine Miene hellte sich auf, als er den Burgherrn heranstürmen sah.
»Einen guten Morgen, Tolocamp!« Alessan gab sich keine Mühe, den Ärger zu verbergen, den er über die Einmischung des älteren Mannes empfand. »Was gibt es, Norman?«
Er versuchte, den Rennverwalter beiseite zu ziehen, aber so leicht ließ sich Tolocamp nicht vertreiben.
»Das hier könnte eine ernste Sache sein, Alessan«, erklärte er mit wichtiger Miene.
»Vielen Dank, darüber werde ich befinden.« Alessan sprach so knapp und scharf, daß Tolocamp ihn verblüfft anstarrte. Der Burgherr nutzte seine Schrecksekunde und trat mit Norman beiseite.
»Vier von Vanders Rennern sind tot«, flüsterte Norman, »und der fünfte macht es nicht mehr lange. Neunzehn Tiere, die in unmittelbarer Nähe standen, leiden inzwischen an Schweißausbrüchen und einem scheußlichen Husten.«
»Habt ihr sie von den gesunden Tieren isoliert?«
»Daran arbeiten meine Leute seit dem Morgengrauen, Baron Alessan.«
»Lady Uma berichtete mir, daß Vander und zwei seiner Männer erkrankt sind.«
»Ja, Baron. Ich bat Meisterheiler Scand noch in der Nacht, nach ihnen zu sehen. Anfangs dachte ich, Vander sei nur erregt über den Verlust seines Renners, aber seine Leute haben hohes Fieber bekommen. Und nun klagt auch noch Helly über unerträgliche Kopfschmerzen. Da Helly nicht trinkt, kann das nicht vom Wein herrühren.«
»Vander hatte gestern Kopfschmerzen, nicht wahr?«
»Ich … ich weiß nicht mehr, Baron Alessan.« Norman seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»Ja, natürlich, Sie hatten soviel zu erledigen, und die Organisation klappte auch großartig.« Alessan dachte mit einem Lächeln an die Zeit zurück, da er Norman bei der Vorbereitung der Rennen geholfen hatte.
»Das freut mich, aber …« Normans Blicke wanderten zur Burgstraße, und er deutete auf einen Reisewagen, vor den vier Renner gespannt waren. »Kulan sollte Ruatha wirklich nicht verlassen …«
Noch während die Männer das Gespann beobachteten, begann das Leittier hart zu husten.
»Ich sagte Kulan, daß er mit dem kranken Tier nicht losziehen dürfte, aber er hörte nicht auf mich.«
»Wie viele Besucher brachen heute morgen ihr Lager ab?« Alessan spürte zum erstenmal eine nagende Unruhe. Wenn sich dieser Husten in seinem Burgbereich ausbreitete, zu einer Zeit, da erst die Hälfte der Felder gepflügt waren …
»Einige Dutzend verschwanden im ersten Morgengrauen, vor allem jene mit eigenen Reisewagen und Gespannen. Ihre Tiere befanden sich nicht in der Nähe der Rennkoppeln. Kulans Renner dagegen ist eindeutig krank …«
»Ich werde selbst mit ihm sprechen. Erkunden Sie inzwischen, wie viele Leute bereits den Heimweg angetreten haben. Und schicken Sie mir einige unserer Pächter! Ich brauche sie als Boten. Wir müssen alle Besucher zurückholen. Kein Tier verläßt die Burg, ehe wir wissen, was es mit diesem Husten auf sich hat!«
»Und die Menschen?«
»Auch die Menschen bleiben hier. Noch eines: Ich möchte Meister Scand wegen Vander sprechen.«
Kulan zeigte sich alles andere als begeistert, daß er aufgehalten wurde. Sein Renner habe nur einen Frühhusten, behauptete er. Das käme von der staubigen Luft und dem ungewohnten Gras und würde sich schon wieder legen. Kulan war unruhig. Er hatte eine beschwerliche Dreitagereise vor sich, ehe er seinen Hof erreichte. Sein Zweitältester führte während seiner Abwesenheit die Geschäfte, und er bezweifelte, daß der Junge alles richtig machte. Alessan fragte ihn ruhig, ob er es sich leisten könne, ein krankes Tier heimzubringen, das dann seine gesunden Herden ansteckte. Ein Tag Aufschub oder zwei, bis man Näheres über diesen rätselhaften Husten wisse, müßte ihm die Sache doch wert sein!
Tolocamp gesellte sich zu ihnen
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