Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
die nähere Zukunft«, fügte sie hinzu und fuhr sanft über Orliths gewölbten Bauch.
Ich kann noch lange fliegen, wenn es nötig ist.
»Es stört dich doch nicht, daß ich mich das kurze Stück von Malth mitnehmen ließ?«
Nein. Aber du sollst wissen, daß ich immer für dich da bin.
»So groß kann eine Notlage gar nicht sein, daß ich dich von deinen Eiern wegholen würde.« Moreta tätschelte ihre Flanken. »Es wird bestimmt wieder ein prächtiges Gelege.«
Bestimmt. Die Antwort der Königin klang selbstgefällig.
»Bis später. Ich muß zu den Unteren Höhlen.« Moreta straffte die Schultern, als könnte sie so dem Ansturm ängstlicher Fragen leichter begegnen. Dann rief sie sich in Erinnerung, daß im Weyr ein harter, tüchtiger Schlag lebte. Die Bewohner mußten bei jedem Sporeneinfall damit rechnen, daß einer der Ihren verwundet oder gar getötet wurde. Sie ertrugen dieses Wissen mit großer Tapferkeit. Warum sollte die neue unsichtbare Drohung ihnen gefährlicher erscheinen als die sichtbaren Fäden, die alles ringsum versengten?
Sie durfte sich nicht von Sh'galls Furcht beeinflussen lassen. Noch konnte niemand mit Sicherheit sagen, daß bereits der Kontakt zur Erkrankung führte. Und was war mit K'lon und Berchar? Nun, vielleicht ein dummer Zufall; K'lon war so oft auf Igen, um A'murry zu besuchen.
Moreta nahm Leris Lederriemen und verließ den Weyr nach einem letzten Blick auf Orlith, die sich bequem in ihre Felsenkuhle bettete. Der Nebel löste sich allmählich auf. Durch die dünnen Schleierfetzen konnte sie die Felsenstufen in der Tiefe erkennen, und nach der Hälfte des Weges wurde auch der Eingang zu den Unteren Höhlen sichtbar.
Der Speisesaal war gedrängt voll. Geschirr klapperte, und ein würziger Duft stieg Moreta in die Nase. Mägde und Jungreiter gingen mit Klah -Krügen von Tisch zu Tisch; kaum jemand trank Wein. Die übrigen Königinreiterinnen - Lidora, Haura und Kamiana - saßen mit ihren Weyrgefährten an einem erhöhten Tisch.
Bei Moretas Ankunft verstummten die Gespräche einen Moment lang. Sie entdeckte T'ral, der bereits eine Reihe von zerrissenen Gurten neben sich liegen hatte, und ging lächelnd durch die Tischreihen auf ihn zu.
»Leris Riemen müßte geflickt werden, T'ral.«
»Nur her damit! Wir können es uns nicht leisten, die tüchtige alte Dame zu verlieren!« entgegnete der braune Reiter und legte den Gurt ganz nach oben.
»Haben wir die Trommeln richtig verstanden, Moreta?« fragte einer der jüngeren braunen Reiter. Seine Stimme klang eine Spur zu laut und sorglos.
»Das kommt darauf an, wie stark deine Kopfschmerzen heute morgen waren«, meinte sie. Hier und da klang ein Lachen auf.
»Klah oder Wein?« erkundigte sich Haura, als Moreta an den Tisch trat.
»Wein«, erklärte Moreta ruhig, und die Reiter an den Nachbartischen nickten anerkennend.
»Ihre Beine sind sicher noch schwach!« rief jemand.
»Herrlich, die Tänze auf Ruatha, nicht wahr?« Sie nahm einen Schluck Wein und schaute dann in die Runde. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. »Wer kennt die Nachricht der großen Trommel noch nicht?«
»Wer sie noch nicht kannte, den hat Nesso am Frühstücksherd damit empfangen«, stellte einer der Männer boshaft fest, und die Küchenaufseherin schwang grimmig ihren Schöpflöffel.
»Dann wißt ihr ebensoviel wie ich. Eine Epidemie bedroht Pern, ausgelöst durch das seltsame Geschöpf, das die Seeleute zwischen Igen und der Insel Ista aus der Meeresströmung fischten. Die Krankheit erfaßt Menschen und Renner, nicht aber Wachwhere, Wherhühner und Drachen, wie Meister Talpan, der Tierheiler, versicherte. Meister Capiam meint, wenn die Seuche aus dem Süd-Kontinent kommt, ist sie mit Sicherheit in den alten Aufzeichnungen erwähnt …«
»Wie alles verlorengegangene Wissen«, witzelte jemand.
»Infolgedessen ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir sie bekämpfen können. Aber …« Moretas Tonfall wurde ernst. »Meister Capiam warnt vor Menschenansammlungen …«
»Das hätte er gestern tun sollen.«
»Zugegeben. Uns steht morgen ein Sporeneinfall bevor, aber ich halte nicht viel von Helden. Die Symptome sind Kopfschmerzen und Fieber.«
»Dann hat K'lon die Krankheit bereits erwischt?«
»Es sieht so aus; aber er befindet sich auf dem Wege der Genesung.«
Eine besorgte Stimme meldete sich von der Ostseite des Gewölbes: »Was ist mit Berchar?«
»Er hat sich höchstwahrscheinlich bei K'lon angesteckt, liegt aber völlig isoliert und wird von
Weitere Kostenlose Bücher