Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Bauch.
»Kannst du wirklich noch fliegen?«
Was denkst du? Orlith drehte den langen biegsamen Nacken und betrachtete die Wölbungen an ihren Flanken. Das verschwindet, sobald ich durch die Lüfte segle!
»Holth und Leri?«
Schlafen noch.
»Vermutlich hat Leri bis spät in die Nacht über diesen Aufzeichnungen gebrütet.«
Orlith blinzelte nur.
Nachdem Moreta aus dem Speisesaal zu Leris Weyr zurückgekehrt war, um ihr den geflickten Gurt zu bringen, hatte sie die einstige Weyrherrin in die Schriften vertieft angetroffen.
»Weyrbewohner werden nun mal nicht krank«, hatte die alte Frau mit einem tiefen Seufzer bemerkt. »Bauchschmerzen von zu reichlichem Essen oder jungem Wein, Fädenverletzungen, Zusammenstöße in der Luft, Messerstechereien, Abszesse, jede Menge Nieren- und Leberinfektionen, aber richtig krank war in den letzten zwanzig Planetenumläufen seit dem Wiedererscheinen des Roten Sterns niemand.« Leri gähnte. »Verdammt langweiliges Zeug. Aber keine Sorge, ich werde weiterlesen. Jedenfalls haben wir es hier schriftlich, daß die Drachenreiter ein robustes Volk sind.«
Moreta hatte diese angenehme Gewißheit mit in den Schlaf genommen. Und auch über die sonstigen Kümmernisse tröstete sie sich hinweg. Nesso zog vielleicht die falschen Schlüsse aus der Tatsache, daß Fortine die Trommelbotschaften aussandte. Capiam mußte sich vermutlich erst einmal von seinen vielen Krankenbesuchen erholen. Nach Sh'galls Worten war der Mann vier Tage lang nicht ins Bett gekommen! Sh'galls Furcht vor dieser Epidemie paßte zu seinem ewigen Gejammer über jedes kleine Wehweh. Der Weyrführer reagierte einfach übertrieben. Selbst den eigenen Kontakt mit dem kranken Renner nahm Moreta nicht mehr so ernst; die Berührung war so kurz gewesen, daß es schon ein Riesenzufall sein mußte, wenn sie sich angesteckt hatte.
So trat die Weyrherrin nach einem langen, tiefen Schlaf in den frostigen, hellen Morgen hinaus und sah dem Sporeneinfall guten Mutes entgegen. Moreta begann einen Kampftag immer zu früher Stunde - und ganz besonders diesmal, da Berchar krank war und sie noch einmal kontrollieren mußte, ob alles für die Behandlung verwundeter Reiter und Drachen vorbereitet war.
Declan, Maylone und sechs Helfer stellten bereits die Medikamente im Lazarett zurecht. Declan und Maylone stammten von einem Rennergestüt aus ihrer Heimat. Sie waren im vergangenen Planetenumlauf als Kandidaten für Pelianths Gelege in den Weyr geholt worden, hatten aber keinen der Jungdrachen für sich gewinnen können. Da sich Declan als geschickter Helfer für Berchar entwickelte und Maylone jung genug war, um eine zweite Gegenüberstellung mitzumachen, hatte man beide behalten. Moreta beabsichtigte auf jeden Fall, Declan zu ihrem Assistenten auszubilden. Ein Weyr hatte nie genug Heiler für Mensch und Tier.
Declan, ein schmalgesichtiger Zwanzigjähriger, brachte Moreta einen Becher Klah, während sie einen Blick auf die vorbereiteten Sachen warf. Die Weyrherrin hatte einen Moment lang in Erwägung gezogen, einen Jungreiter in die Heiler-Halle zu schicken, damit er einen erfahrenen Mann für den erkrankten Berchar holte, aber die Quarantäne und die Tüchtigkeit, die Declan und Maylone an den Tag legten, hielten sie davon ab; sie würden das schon allein schaffen. Die meisten Reiter waren ohnehin in der Lage, kleinere Wunden selbst zu behandeln.
Sie bediente sich eben aus dem Kessel mit dem Frühstücksbrei, als Sh'gall die Höhle betrat. Er ging geradewegs zu seinem Tisch und schob alle Stühle bis auf einen beiseite. Dann setzte er sich und winkte einen verschlafenen Jungreiter näher. Der Junge wollte das Podest betreten, aber Sh'gall wehrte ihn mit einem kurzen, scharfen Befehl ab. Während die Anwesenden das Schauspiel verblüfft und ein wenig amüsiert beobachteten, holte der Junge einen Becher Klah und eine Schale mit Brei und stellte beides vorsichtig an der äußersten Kante des langgestreckten Tisches ab. Sh'gall wartete, bis der Junge fort war, ehe er sein Frühstück holte.
Moreta empfand diese umständlichen Vorsichtsmaßnahmen als übertrieben. Der Weyr hatte mit dem Sporeneinfall heute mittag genug zu tun. Um jedoch die Autorität des Weyrführers nicht zu untergraben, schwieg sie. Nesso hatte ein neues Gewürz in den Brei gemischt, und sie versuchte herauszuschmecken, was es war.
Nach und nach kamen die Geschwaderführer und ihre Stellvertreter und meldeten sich bei Sh'gall. Alle waren klug genug, seine
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