Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
daran gezweifelt, daß Leri über die Vorgänge außerhalb ihres Weyrs genau informiert war. Aber die ehemalige Weyrherrin war viel zu klug und diskret, um ihr Wissen auszuspielen.
»Berchar!« rief Sh'gall. »Was ist mit ihm?«
»Er hat sich allem Anschein nach bei K'lon angesteckt. S'gor pflegt ihn in seinem Weyr und läßt niemanden in die Nähe.«
Sh'gall begann sie mit erregten Fragen zu bestürmen.
»Wenn K'lon genesen ist, wird Berchar vermutlich auch wieder gesund«, erklärte Moreta ruhig.
»Zwei Kranke!« Sh'gall fuhr sich mit der Hand an die Kehle und dann über die Stirn.
»Capiam sagt, daß bis zum Ausbruch der Krankheit zwei bis vier Tage vergehen. Dir kann also noch nichts fehlen«, gab ihm Leri in ihrer direkten, aber nicht unfreundlichen Art zu verstehen. »Du wirst morgen die Geschwader in den Kampf gegen die Sporen führen. Holth und ich begleiten das Königinnen-Geschwader, und ich werde wie gewohnt die Berichte der Bodentrupps entgegennehmen - wenn Bodentrupps abgestellt werden. Ich glaube aber nicht, daß Nabol und Crom so schnell in Panik ausbrechen. Die beiden Burgen liegen so weitab, daß die Krankheit auf gar keinen Fall bis dorthin gelangt sein kann. Aber ich werde wie gewohnt im Sattel bleiben und so die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum herabsetzen. Es gehört zu den wesentlichen Pflichten der Weyr, mit jedem Burgherrn in Kontakt zu bleiben. Ohne die Hilfe der Bodentrupps hätten wir die doppelte Arbeit; oder bist du anderer Ansicht, Weyrführer?«
In Sh'galls Zügen spiegelte sich Ratlosigkeit. Offenbar hatte er bisher nicht darüber nachgedacht, daß die Bodentrupps ihn im Stich lassen könnten.
»Außerdem - was macht es schon, wenn ich mir diese merkwürdige Krankheit zuziehe? Ich bin nicht nur alt …« Sie warf Sh'gall einen boshaften Blick zu. »… sondern obendrein die Reiterin, die ihr am leichtesten entbehren könnt!«
Holth und Orlith trompeteten besorgt. Selbst Kadith röhrte, als Moreta zu Leri lief und sie umarmte.
»So etwas darfst du nie mehr sagen! Du bist die tüchtigste und tapferste Königinreiterin von ganz Pern!«
Leri löste sich sanft aus Moretas Umklammerung und entließ Sh'gall mit einer gebieterischen Geste. »Geh jetzt! Alles, was im Moment getan werden kann, ist getan.«
»Ich kümmere mich um Kadith«, murmelte er und rannte los, als würde ihn jemand verfolgen.
»Und du beruhigst dich wieder!« sagte Leri zu Moreta. »Meinetwegen muß niemand Tränen vergießen. Es stimmt doch: Ich bin entbehrlich. Vielleicht möchte Holth längst Schluß machen, aber das kann sie nur, wenn ich abtrete.«
»Leri! Sag doch nicht solche Sachen! Was täte ich ohne dich?«
Leri warf ihr einen langen, prüfenden Blick zu, und ihre Augen glänzten. »Das, was du tun mußt, Mädchen. Eine andere Möglichkeit hast du gar nicht. Aber du würdest mir fehlen. Und nun begibst du dich am besten zu den Unteren Höhlen. Der Wirbel, den die Königinnen und Kadith vorhin veranstaltet haben, trägt sicher nicht dazu bei, die Leute zu beruhigen.«
Moreta trat ein paar Schritte zurück. Sie schämte sich ihrer intensiven Gefühle.
»Du machst dir Sorgen, weil du diesen Renner auf Ruatha berührt hast, nicht wahr?«
Moreta zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Es ist nun mal geschehen, und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Mein impulsives Handeln hat L'mal des öfteren verärgert …«
»Dafür hat er dein Geschick im Umgang mit verwundeten Drachen um so mehr bewundert. Geh jetzt, sonst regen sich die Weyrbewohner unnötig auf! Und bring bitte diesen Gurt zu T'ral! Er soll ihn flicken.« Sie warf Moreta einen zusammengerollten Lederriemen zu. »Wäre ein schmähliches Ende, wenn ich mitten im Flug aus dem Sattel rutschen würde. Ab mit dir, mein Kind! Und überprüfe auch dein Kampfgeschirr; in harten Zeiten ist der Alltagstrott eine gute Hilfe. Ich muß jetzt meine spannende Lektüre fortsetzen.« Leri schnitt eine Grimasse und begann in den Aufzeichnungen zu blättern.
Moreta kehrte in ihren Weyr zurück. Gehorsam inspizierte sie das Reitgeschirr, das sie nach dem letzten Fädeneinfall geölt und an seinen Haken gehängt hatte.
Es tat mir leid, daß ich dich wecken mußte; aber Holth bestand darauf.
»Das war vollkommen in Ordnung.«
Holth ist eine großartige Königin. Orliths Augen leuchteten.
»Und Leri eine wunderbare Reiterin.« Moreta trat neben ihre Königin, die den Kopf senkte und sich streicheln ließ. »Das wird unser letzter Sporenkampf für
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