Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
der Blaue die Schwingen eng an den Körper und landete. Orlith knurrte tief in der Kehle; der junge Drache senkte den Kopf und begann zu zittern. Auch die fröhliche Miene seines Reiters wirkte mit einem Mal gedämpft.
»Du hast wohl vergessen, was F'neldril euch immer über den Sicherheitsabstand predigt!« fauchte Moreta den jungen T'ragel an. »Stell dir vor, du fliegst gegen die Felswand! Du warst noch nie in dieser Gegend und kannst ihre Gefahren nicht beurteilen!«
Der Jungreiter löste stumm den Tank von der Flanke seines Drachen. »Vernunft ist mir lieber als Eleganz!« fuhr Moreta fort und riß ihm den Behälter wütend aus den Händen. »Damit du dieses Tal besser kennenlernst, bleibst du hier, bis sich der Grat abgekühlt hat! Halt Ausschau nach Sporennestern, vor allem da unten, wo sich die Kuhlen mit Moosbewuchs befinden! Kannst du mit einem Flammenwerfer umgehen? Gut! Der Rest in meinem Tank müßte reichen. Aber dein Drache soll sich melden, sobald du das geringste bemerkst. Das geringste hast du verstanden?«
Eine Stunde Wachdienst in der Kälte und Einsamkeit würde dem Kerlchen die Liebe zu riskanten Landemanövern vielleicht austreiben. Immer wieder geschah es, daß Jungreiter trotz eindringlicher Warnungen des Weyrführers und der Ausbilder auf unerklärliche Weise verschwanden. Diese Todesfälle, unter denen die älteren Drachen so sehr litten, waren unnötige Verluste, hervorgerufen durch puren Leichtsinn.
Moreta schwang sich wieder auf Orlith. Der Junge hatte sich in Wachposition begeben, allerdings so nahe wie nur möglich bei seinem blauen Drachen. Die beiden sahen klein und verloren aus.
Kadith ruft!
»Ich nehme an, der Sporenregen geht allmählich zu Ende.«
Moreta schnallte die Kampfriemen fest. Ihre Strafpredigt machte sicher nur den halben Eindruck, wenn sie selbst gegen die Vorschriften der Drachenreiter verstieß!
B'lerion reitet!
Moreta lächelte, als sie Orlith bat, sich zu den übrigen Geschwadern zu gesellen. Und während sie ins Dazwischen tauchten, fragte sie sich einen Moment lang, wie es B'lerion bei Oklina ergangen war.
Dann befanden sie sich auf der Westseite der Nabol-Berge, und die Fäden fielen in dichten Klumpen. Moreta fand keine Zeit, ihren Dank für die frischen Drachen und ihre Reiter zum Ausdruck zu bringen. Aber der Einsatz dauerte nicht lange. Sie versengte gerade noch ein oder zwei Fädenknäuel, als Orlith unvermittelt verkündete: Der Sporenregen ist vorbei!
Die Königin bremste ihren Flug und begann zu gleiten, während Moreta sich müde gegen die Kampfriemen lehnte. Der Gurt des Flammenwerfers schnitt ihr mit einem Mal tief in die Schulter. Sie spürte einen dumpfen Druck im Kopf, vermutlich weil sie sich auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentriert hatte - Windrichtung und Gleitwinkel, Flammenstärke und Abstand …
»Verwundete?«
Dreiunddreißig - meist harmlose Sachen. Allerdings auch zwei schlimm versengte Schwingen. Dann vier Reiter mit angebrochenen Rippen und drei mit ausgerenkten Schultern.
»Hm … solche Verletzungen sind meist die Folge von schlampigen Flugmanövern!« Dennoch war Moreta erleichtert, daß den Reitern nicht mehr fehlte. Schwerer wogen die Verletzungen der Drachen. Sie haßte es, Schwingen zusammenzuflicken, aber sie besaß eine Menge Übung darin.
B'lerion grüßt uns. Sein Bronzedrache Nabeth ist ausgezeichnet geflogen. Orlith bog voller Bewunderung den geschmeidigen Hals nach hinten, als der Bronzedrache vom Hochland sie einholte und neben ihnen herflog. B'lerion hob den Arm und winkte.
»Frag ihn, ob er sich auf dem Fest gut amüsiert hat!« Sie begrüßte die Ablenkung, weil sie im Moment nicht an ihre Pflichten als Heilerin denken mochte.
Ja. Kadith will, daß wir in den Weyr zurückkehren und die Verletzten behandeln!
»Erkundige dich noch rasch, ob B'lerion etwas von der Epidemie gehört hat!«
Ja, aber er weiß nichts Näheres. Drängend fügte Orlith hinzu: Kadith sagt, daß Dilenth schwer verwundet ist!
Moreta winkte B'lerion zum Abschied. Schade, daß Sh'gall und Kadith B'lerion und Nabeth immer als Rivalen betrachteten! Aber vielleicht waren sie es wirklich. Orlith hatte eine Schwäche für den tüchtigen Bronzedrachen, und Moreta ertappte sich häufig bei dem Gedanken, daß sie das kommende Intervall lieber mit einem so heiteren Gefährten wie B'lerion als mit Sh'gall verbringen würde.
»Bring uns zurück zum Weyr!«
Die Kälte und das Schweigen im Dazwischen halfen Moreta, sich wieder zu sammeln.
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