Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
wieder nach den Reitern sehen. Warte - mein Nadelkästchen und die Spule mit dem Wundfaden …«
Während Nesso losrannte und nach Helfern rief, inspizierte Moreta den verletzten Flügel. Die wichtigsten Stützknochen waren zum Glück unbeschädigt. Aber man hatte soviel Betäubungssalbe aufgetragen, daß sie nicht erkennen konnte, ob sich Wundsekret bildete. Fetzen der Armschwinge hingen von den Ellbogen- und Fingergelenken. Vielleicht reichten sie zum Zusammenflicken. Jedes noch so kleine Hautstück war eine Hilfe. Sie beugte die Finger, die immer noch steif vom langen Flug durch die Kälte waren.
Dilenth wimmerte nur noch gedämpft, aber ein neuer Laut störte ihre Konzentration.
»Du weißt, daß ich von Anfang an eine böse Vorahnung hatte! Du weißt, daß uns beiden nicht wohl zumute war! Irgendwie fühlte ich, daß wir nicht richtig flogen …« F'durils Litanei der Selbstvorwürfe erreichte Moreta. »Ich hätte einen Atemzug länger im Dazwischen verharren sollen! Du konntest nicht anders, Dilenth. Es ist nicht deine Schuld, sondern meine! Du hattest nicht genügend Raum zum Wenden. Und ich schickte dich zu früh zurück ins Kampfgetümmel! Es ist ganz allein meine Schuld!«
Moreta fuhr den Mann hart an, um ihn aus seiner Hysterie zu reißen. »F'duril, nun nimm dich aber zusammen! Du regst Dilenth weit mehr auf als …« Moreta brach mitten im Satz ab. Sie hatte die Brandspuren an seiner Kleidung entdeckt. »Hat dich denn niemand versorgt, F'duril?«
»Ich flößte ihm einen Becher Wein ein, Moreta.« Ein Reiter in rußverschmierter Kampfkleidung tauchte links von Dilenth auf. »Und eben habe ich Salbenverbände geholt.«
»Dann sieh zu, daß du sie anlegst!« Moreta drehte sich gereizt um. »Wo bleibt denn Nesso? Bringt sie heute überhaupt nichts zuwege?«
»Wie schlimm steht es um Dilenth?« erkundigte sich der Reiter, während er geschickt die Reste von F'durils Reitjacke aufschlitzte. Moreta erkannte ihn nun. Es war A'dan, F'durils Weyrgefährte. Er sprach mit leiser, besorgter Stimme.
»Schlimm genug.« Sie beobachtete A'dan, der die Verbände sicher anlegte und befestigte. »Du bist sein Weyrgefährte? Hast du eine ruhige Hand?«
Ein fürsorglicher Weyrgefährte war besser als gar keine Hilfe und für Moreta auf alle Fälle angenehmer als die jammernde Nesso mit ihren düsteren Prognosen. Die ersten Sekretperlen drangen durch die Salbe auf Dilenths Flügelrippen.
»Diese Nesso …«
Moreta wollte eben selbst die Unteren Höhlen aufsuchen, als die dicke Küchenaufseherin in Sicht kam, beladen mit Ruten, einem Gefäß dünnflüssiger Salbe und Moretas Nadelkästchen. Hinter ihr hetzten drei Jungreiter her. Einer trug eine Waschschüssel und einen in Wherhaut gehüllten Stoffballen, der so groß war wie er selbst. Die beiden anderen schleppten einen Tisch und stellten ihn neben der verwundeten Schwinge des blauen Drachen auf.
»Oh, das wird eine Ewigkeit dauern, bis es verheilt ist… wenn es je wieder richtig heilt!« stöhnte Nesso und schüttelte den Kopf. Dann bemerkte sie Moretas Gesichtsausdruck und ergriff die Flucht.
Moreta holte einmal tief Luft, um sich zu beruhigen, und griff dann nach dem Topf mit dem Öl. Während sie ihre Hände gegen die betäubende Wirkung der Salbe einfettete, erteilte sie A'dan und den Jungreitern ihre Befehle.
»Paß auf, D'ltan!« Sie deutete auf den Jungen mit den kräftigsten Händen. »Schneid mir Tuchbahnen ab, etwa so lang wie die Vorderkante von Dilenths Flügel. A'dan, du badest deine Hände in diesem Öl und trocknest sie gut ab! Das Ganze wiederholst du noch zweimal. Beim letztenmal tupfst du die Finger nur vorsichtig ab. Wir müssen unsere Hände oft einölen, damit die Salbe sie nicht gefühllos macht. M'barak …« Sie deutete auf einen hochgewachsenen Jungreiter. »… du mißt Wundzwirn von dieser Länge ab …« Sie breitete die Arme aus. »… und fädelst ihn in die Nadeln. B'greal…« Sie wandte sich dem dritten Jungen zu. »… du reichst mit die Ruten, wenn ich es dir sage. Wascht euch aber erst mal alle die Hände in Rotwurz!
Wir stützen den Flügel von unten mit Tuch, das mit ein paar Stichen am Schwingenknochen befestigt und vom Rücken zu den Fingergelenken gespannt wird«, erklärte sie A'dan und musterte ihn scharf, um sich zu vergewissern, daß er sie verstand. »Dann müssen wir … wenn du dich übergeben willst, A'dan, tu es gleich! Später brauchen wir dich. Es wird für Dilenth wie auch für F'duril eine Beruhigung
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