Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Dann kreisten sie dicht über dem Weyrtrichter; Orlith hatte ihr Auftauchen nicht weniger knapp berechnet als der blaue Jungreiter. Auf der Kesselsohle waren die verletzten Drachen versammelt, umgeben von aufgeregten Helfern. Das durchdringende Wimmern der verwundeten Tiere erfüllte die Luft. Moreta schloß einen Moment lang erschöpft die Augen.
»Zeig mir Dilenth!« befahl sie, als Orlith sich in den Kessel senkte.
Die große Schwingenmembran ist versengt! Ich werde ihn beruhigen. Mitleid färbte die Gedanken der Königin, während sie dicht über dem wild um sich schlagenden Blauen kreiste. Reiter und Weyrvolk versuchten den verwundeten Flügel mit Betäubungssalbe einzustreichen, aber Dilenth war außer sich vor Schmerzen und ließ niemanden in seine Nähe. Moreta sah deutlich die schlaff herabhängende Schwinge, deren Saum kraftlos im Staub schleifte.
Es war in der Tat eine böse Verletzung. Am schlimmsten hatte es die Vorderkante des Flügels von der Speiche bis zum Daumengelenk erwischt. Die Stützknorpel waren verbrannt und verschwanden in der großen Armschwingenmembran. Moreta vermutete, daß auch die Handschwinge zwischen Gelenk und Fingerspanten beschädigt war; hier hatten sich einige Fäden verfangen, als Dilenth ein Ausweichmanöver versuchte. Die Haut um die Stützrippen schien verhältnismäßig heil. Ob die Fingerstreben gebrochen waren, konnte sie nicht erkennen, aber sie hoffte das Gegenteil, denn falls die Handschwinge kein Wundsekret bildete, würde der Flügel vielleicht für immer steif bleiben.
Dilenths Verletzung gehörte zu den schlimmsten, die ein Drache überhaupt erleiden konnte, da sowohl die Vorderkante wie auch der hintere Saum der Armschwinge betroffen waren. In der verheilten Membran bildete sich oft verhärtetes Gewebe, das den Gleitflug des Drachen beeinträchtigte. Zuerst mußte Moreta das noch vorhandene Gewebe stützen; sie hoffte nur, daß genug übriggeblieben war, um den Heilungsprozeß in die Wege zu leiten. Dilenth war jung und konnte noch neues Gewebe bilden - aber er würde lange Zeit auf der Invalidenliste stehen.
Moreta sah Nesso in der Gruppe, die Dilenth betreute. F'duril tat sein Bestes, um den Blauen zu beruhigen, aber der Drache riß sich immer wieder von seinem Reiter los und warf den Kopf heftig hin und her.
Orlith landete dicht vor dem verwundeten Blauen. Sie hatte kaum den Boden berührt, als Moreta bereits die Kampfriemen von ihren Schenkeln löste und in die Tiefe glitt. Jungreiter liefen herbei und nahmen den Agenodrei-Tank sowie ihren Reitumhang im Empfang.
»Wo ist Rotwurz? Ich muß mir zuerst die Hände waschen.«
Moreta versuchte den Lärm zu übertönen. Orlith, bring ihn zur Ruhe!
Die Königin bohrte ihre Blicke in die von Dilenth, und der Drache hörte auf, sich umherzuwälzen. Der erleichterte F'duril beschwor Dilenth, tapfer zu sein, und bedankte sich im gleichen Atemzug bei Orlith und Moreta.
»Die Hälfte des Wirbels, den er veranstaltet, ist auf den Schock zurückzuführen«, sagte Moreta zu F'duril, während sie ihre Hände in einem Becken mit Rotwurz wusch. Die Lösung brannte in ihren kalten, starren Fingern.
»Die große Membran besteht nur noch aus Fetzen«, murmelte Nesso dicht neben ihr.
»Wie soll das je wieder zusammenwachsen?«
»Wir werden sehen«, entgegnete Moreta knapp. Es ärgerte sie, daß Nesso die Zweifel aussprach, die sie insgeheim selbst hegte. »Du kannst mir den Ballen breiten weichen Stoffs bringen, den wir im Lager haben, dazu unsere dünnsten Ruten zum Körbeflechten. Wo stecken Declan und Maylone?«
»Declan ist bei L'rayl. Sorth wurde am Kamm von einem Fädenklumpen getroffen. Maylone … ich weiß nicht, er behandelt irgendeinen anderen Drachen.« Nesso zappelte nervös. Sie mochte es nicht, wenn sie mehrere Dinge gleichzeitig erledigen mußte. »Mir blieb keine andere Wahl, als die verletzten Reiter der Pflege ihrer Gefährtinnen oder der Mägde zu überlassen. Oh, warum mußte ausgerechnet Berchar krank werden?«
»Das läßt sich nicht ändern. Haura wird in Kürze landen. Sie kann sich dann mit dir zusammen um die Reiter kümmern.« Moreta verdrängte ihre Ungeduld. Gefühle waren in diesem Moment ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. »Besorgt mir nur den Tuchballen und die Ruten! Dann brauche ich hier dicht neben dem verwundeten Flügel meinen Arbeitstisch. Schick mir jemanden mit ruhigen Händen! Ach ja, Öl und dünnflüssige Salbe fehlen auch noch. Wenn das erledigt ist, kannst du
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