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Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Gefährten. Nahezu gleichzeitig schnellten die sechs Drachen in die Lüfte und verschwanden nach einigen kräftigen Flügelschlägen im Dazwischen.
Fort-Weyr, 14.03.43
    Etwa zur gleichen Zeit, da sich die Bronzereiter am Kuppenfels trafen, entdeckte Capiam, daß er für seinen Husten nur den richtigen Zeitpunkt wählen mußte, um einen Teil der hereinkommenden, noch schmerzlicheren Botschaften zu versäumen. Selbst nachdem das Dröhnen der großen Trommeln im Turm verstummt war, hallten die Kadenzen in seinem Kopf nach und verdrängten den Schlaf, nach dem er sich so sehr sehnte. Nicht daß er im Schlaf Erholung fand! Er fühlte sich meist völlig zerschlagen, wenn er nach kurzem Einnicken wieder erwachte. Und die Alpträume! Das hellgefleckte Biest mit seinen Büschelohren, das einen ahnungslosen Kontinent mit Krankheitskeimen verseucht hatte, würde ihn wohl bis in alle Ewigkeit verfolgen. Und die Ironie des Schicksals war, daß vermutlich die Alten selbst das Werkzeug erschaffen hatten, das nun ihre Nachkommen auszurotten drohte.
    Wenn nur die Seeleute das Katzentier auf seinem Baumstamm in der östlichen Strömung hätten treiben lassen! Wenn es nur auf dem Schiff verdurstet oder an Erschöpfung eingegangen wäre, ehe es all die Menschen auf dem Festland anstecken konnte! Wenn nur die Leute nicht so verdammt erpicht darauf gewesen wären, sich nach der Langeweile des Winters zu zerstreuen! Wenn! Wenn! Wenn! Wenn Wünsche Drachen wären, könnte ganz Pern fliegen …
    Und wenn er selbst nur einen Funken Energie aufbrächte, wäre ihm vielleicht ein Mittel in den Sinn gekommen, das die Krankheit linderte oder gar heilte. Ganz sicher hatten auch die Alten gegen Epidemien zu kämpfen gehabt. In den ältesten Schriften fanden sich in der Tat Abschnitte, in denen sie sich rühmten, daß sie die Krankheiten, welche die Menschheit vor der Großen Überfahrt heimgesucht hatten, auf Pern gänzlich ausgerottet hatten (für Capiam übrigens ein Beweis dafür, daß es zwei Überfahrten gegeben hatte und nicht nur eine, wie viele Leute - einschließlich Tirone - behaupteten.) Die Alten hatten bei jener ersten Überfahrt viele Tiere mitgebracht: das Pferd, von dem der Renner abstammte; das Rind als Vorfahr der Herdentiere; dazu kleine eierlegende Haustiere, Hunde und eine kleine Abart dieses verdammten Katzentiers, das sich nun als Seuchenüberträger erwiesen hatte. Die Geschöpfe (so stand es in den Aufzeichnungen) hatten die Reise vom Ursprungsplaneten der Alten in Embryoform mitgemacht. Das bedeutete, daß die Alten von einer anderen Welt als Pern stammten - nicht nur von einem anderen Kontinent. Die zweite Überfahrt war dann jene von Süd nach Nord gewesen. Vermutlich hatten die Ahnen die Flucht vor den Krankheitskeimen ergriffen, überlegte Capiam bitter. Hätten die Alten nicht wenigstens für kurze Zeit ihre Eigenlobhymnen unterbrechen und näher beschreiben können, wie sie die Epidemien besiegt hatten? Was nützte das Wissen um ihren Erfolg, wenn man den Weg zum Erfolg nicht kannte?
    Capiam zerrte mit kraftlosen Fingern an den Felldecken. Sie stanken, weil man sie eine Ewigkeit nicht mehr gelüftet hatte. Aber er wagte nicht, sein Zimmer zu verlassen. Was hatte Desdra gesagt? Wenn man eine Krankheit nicht heilen kann, muß man sie eben ertragen …
    Aber er war Heiler. Er würde zuerst sich selbst heilen und damit den anderen beweisen, daß man diese elende Krankheit durchaus überwinden konnte. Er mußte nur seine Logik und seine ganze Willenskraft einsetzen, um das Problem zu lösen.
    Wie auf dieses Stichwort hin schüttelte ihn ein neuer Hustenkrampf. Als er sich einigermaßen erholt hatte, griff er nach dem Sirup, den Desdra auf das Nachtkästchen gestellt hatte. Warum kam sie nicht und kümmerte sich um ihn?
    Fortine war insgesamt dreimal erschienen und hatte ihn vom Korridor aus in verschiedenen Dingen um Rat gefragt. Capiam konnte sich nicht mehr entsinnen, worum es gegangen war. Er hoffte, daß er vernünftige Entscheidungen getroffen hatte. Auch Tirone hatte bei ihm vorbeigeschaut, wohl weniger, um ihn zu trösten, als vielmehr, um sich davon zu überzeugen, daß er noch am Leben war.
    Die Burg selbst und die Gildehallen in ihrem Bereich waren von der Epidemie verschont geblieben, obwohl man Heiler Meister, Gesellen und Lehrlinge - in die Krankheitsregionen entsandt hatte. Dagegen meldeten vier Gutsbesitzer und zwei Pflanzer nahe der Küste Opfer.
    Der Sirup erwies sich als wohltuend für seine wunde Kehle.

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