Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Tiere sehr zu lieben. So kümmerte er sich rührend um eine trächtige Stute, die jeden Moment fohlen konnte. Wenn er in ihre Nähe kam, spitzte sie die Ohren und stieß ihn mit der Schnauze an, als suchte sie Trost bei ihm.
»Das erste Serum ist gleich fertig«, verkündete Alessan. »Wollt ihr es sehen?«
Nur Fergal und ich zeigten Interesse. Pol und Sal lümmelten auf den Strohballen, plauderten mit Dag und schüttelten träge die Köpfe.
Was mich am meisten verblüffte, war die strohgelbe Farbe der Flüssigkeit, die sich beim Schleudern von den Blutplättchen getrennt hatte. Als wir zu den Zentrifugen kamen, füllte Desdra das Serum gerade vorsichtig in kleinere Behälter ab. Sie erklärte, daß man bei diesem Vorgang auf keinen Fall den dunklen Bodensatz aufwirbeln durfte. Außerdem sollte man für jedes Glas einen frischen Nadeldorn nehmen, um die Gefahr einer Verschmutzung möglichst gering zu halten. Ich sah ihr eine Weile zu und half ihr dann. Andere folgten meinem Beispiel.
»Heute nachmittag bekommen wir sicher neue Flaschen«, erklärte Tuero. »M'barak versprach, nach dem Sporenkampf verschiedene Burgen und Gehöfte aufzusuchen.« Er hatte uns mit seinen Worten aufmuntern wollen, aber wir stöhnten nur bei dem Gedanken an die zusätzliche Arbeit.
»Wieviel von dem Zeugs da brauchen wir eigentlich?« wollte Fergal wissen. Er warf einen Blick auf die Weide, wo seine geliebten Renner grasten.
»Genug, um die Stuten und Fohlen der Restherden in Keroon, Telgar, Fort, Boll, Igen und Ista zu impfen«, entgegnete Alessan. Ich unterdrückte einen Seufzer, als ich an die Serummengen dachte, die dazu nötig waren.
»Ista züchtet gar keine Renner«, widersprach Fergal streitsüchtig. »Das ist doch eine Insel.«
»Die Seuche gelangte auch nach Ista und befiel Menschen und Tiere«, erklärte Tuero, als Alessan nicht antwortete. »Aber Keeron und Telgar stellen das Serum selbst her. Ruatha muß nicht für alle sorgen.«
»Ruatha tut sein Bestmögliches«, murmelte Alessan, als habe er Tueros Bemerkung nicht gehört. »Das sind wir Pern schuldig. Ich hoffe, daß unser Serum vielen Rennern hilft. Kehren wir an unsere Arbeit zurück!«
Also machten wir weiter. Die Genesenden arbeiteten im Sitzen. Sie spülten Glasflaschen, verstöpselten die Serumbehälter und betteten sie in Korbgeflechte. Die Jüngsten verrichteten Botengänge oder schleppten zu zweit die Serumkisten in die Kühlräume.
Meine Aufgabe blieb es zunächst, den Rennern Blut abzuzapfen. Hin und wieder entrann ich dem durchdringenden Rotwurzgestank, wenn ich meine jeweiligen Patienten - oder Opfer? - zurück auf die Weide führte und die nächsten Tiere einfing. Dag hatte die ›Blutspender‹ mit Farbe markiert, damit wir nicht versehentlich zweimal die gleichen Tiere behandelten. Das wäre bei ihrem geschwächten Zustand lebensgefährlich gewesen. Auf dem Weg zur Weide hatte ich Gelegenheit, mir ein genaueres Bild von dem ›verwüsteten‹ Ruatha zu machen - wie Alessan es nannte. Meiner Ansicht nach ließen sich die meisten Schäden ohne großen Zeit- und Kraftaufwand beheben. Ich begann Pläne zu schmieden und Strategien zu entwerfen, wie man die stattliche Burg wieder auf Hochglanz bringen könnte - bis mir einfiel, daß ich als Pflegerin hierhergekommen war und nicht als die Tochter eines Burgherrn.
Am späten Vormittag erreichten uns die ersten Trommelbotschaften. Wir erfuhren, welche Burgen und Weyr wieviel Serum benötigten und welche Drachenreiter die vorbereiteten Mengen abholen würden. Alessan war der Ansicht, daß man die Zahlen genau aufschreiben müsse, aber er brauchte Tuero, den Harfner, für wichtigere Dinge.
»Dann soll Rill das übernehmen«, meinte Desdra trocken.
»Verstehst du denn die Trommelbotschaften, Rill?« fragte Alessan ein wenig überrascht. Das Ganze kam so unverhofft, daß ich nicht wußte, was ich entgegnen sollte. Ich war nämlich zu der Überzeugung gelangt, daß Desdra in der verschwitzten schmutzigen Rill mit dem kurzgeschorenen Haar nie und nimmer Lady Nerilka von Fort vermuten würde.
»Ich nehme an, daß sie sogar die Geheimcodes kennt - habe ich recht, Rill?« Desdra war mehr als direkt, aber zum Glück erläuterte sie nicht näher, weshalb sie so gut über mich und meine Fähigkeiten Bescheid wußte. »Zwischen den Botschaften kann sie beim Abfüllen des Serums helfen. Es ist gut, wenn sie ein wenig zum Sitzen kommt, denn sie hat ein paar anstrengende Tage hinter sich.«
Ich schloß aus diesen
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