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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Burgherren hätte der Weyr - die Weyr, verbesserte sie sich sofort, obwohl es ihr immer noch schwerfiel, an deren Wiederherstellung zu glauben - nicht weiterbestehen können.
    Auf dem überdachten Platz wurde es allmählich stickig, aber während sie unter den in der Nähe der Feuergruben errichteten Baldachine ihr Mittagsmahl einnahm, wurden ihre Stiefel zum letzten Mal gewienert Der Gerbermeister drückte seinen Stempel auf das fertige Produkt, und sie bezahlte die zweite Hälfte des Preises. Man überreichte ihr die Stiefel ordentlich verpackt in einem groben Tuchbeutel, den sie sich zu ihren anderen Paketen über die Schulter hängte.
    Während ihres Rundgangs hatte Thella Samen für spät reifendes Wurzelgemüse gekauft, die laut Garantie des zuständigen Saatzuchtmeisters einen guten Ertrag bringen sollten. Auch Gewürze erstand sie, ein paar kleine Säckchen würden ihre Renner nicht allzu sehr belasten, und bei der Zubereitung von wildem Wherfleisch würde man froh darum sein. Nun brannte die Mittagssonne auf das Zeltdach nieder, und darunter wurde es unangenehm heiß. Alles drängte zu den Ruhezonen, um dort die schlimmste Hitze abzuwarten.
    Thella spielte mit dem Gedanken, das Fest zu verlassen, obwohl sie noch keine Arbeiter für ihre Festung angeworben hatte, aber zu dieser Tageszeit konnte sie sich unmöglich auf den Weg machen. So suchte sie sich ein Plätzchen im Westgang des Festzelts, legte sich ihre neuen Stiefel als Kissen unter den Kopf und machte es sich trotz ihrer Bedenken wegen aller möglichen Gefahren einigermaßen bequem. Der Anblick patrouillierender Wachen zum Schutz der Schläfer beruhigte sie, und sie nickte ein.
    Sie erwachte, weil sie neben ihrer ausgestreckten Hand eine Bewegung spürte. Im letzten Planetenumlauf hatte sie gelernt, auf das leiseste Geräusch, sogar auf die fast lautlose Annäherung der Tunnelschlangen zu reagieren. Als sie die Augen aufschlug, sah sie dicht hinter sich eine kleine Gestalt, die sich, ein Messer in der schmutzigen Hand, über einen schlafenden Mann beugte und gerade nach seiner prallgefüllten Börse greifen wollte.
    Wie dumm, einen Dieb derart in Versuchung zu führen, dachte sie. Im Nu hatte sie ihr eigenes Messer in der Hand und zielte auf den Gebeugten. Die Klinge drang in den fleischigen Teil eines Schenkels ein, Thella hörte ein gedämpftes Zischen, und dann huschte die Gestalt davon und schlüpfte unter der Zeltbahn hindurch nach draußen. Sie warf einen Blick auf den Besitzer der Börse, der mit runden, weit aufgerissenen Augen ihre blutige Klinge fixierte.
    »Sie sind wirklich flink«, sagte er, schob die Börse unter sein Hemd und ordnete seine Kleider so, daß die Ausbuchtung nicht zu sehen war. Sein Schulterknoten wies ihn als Herdenaufseher aus Igen aus.
    »Das hätten Sie besser vor dem Einschlafen getan«, murrte Thella und wischte ihr Messer am Umhang irgendeines Nachbarn blank. Sie haßte es, aus tiefem Schlummer gerissen zu werden. Die Hitze lag wie eine erstickende Decke über dem Zelt, obwohl ein leichter Wind die Eingangsklappe bewegte. Hier würde sie nie wieder einschlafen können, und es war immer noch zu heiß, um an eine Rückkehr zu ihren Rennern auch nur zu denken.
    »Ich hatte mich daraufgelegt, aber ich habe mich im Schlaf umgedreht«, gab der Herdenaufseher ebenso mürrisch zurück und fächelte sich mit einer Hand Luft zu. »So ein grüner Junge bin ich nun wieder nicht, glauben Sie mir. Ich habe mir einen Platz zwischen lauter anständigen Männern und Frauen gesucht«, quengelte er beleidigt weiter. »Sehen Sie sich den Wächter an, er ist im Stehen eingeschlafen.« Aber noch während er sprach, merkten sie, daß der Wächter sie beide beobachtete. »In diesen Zeiten wird es immer schwieriger, anständige Leute« - er deutete auf die anderen Schläfer, an den brandneuen Emblemen als Besitzer kleinerer Anwesen in Igen und Keroon erkennbar, die in ihren Festkleidern in der Tat recht wohlhabend aussahen -»bei Festen zu beschützen, wo sich so viel heimatloses Gesindel herumtreibt. Man sollte sich beschweren, eine derartige Verletzung der Privatsphäre ist schockierend.
    So etwas muß aufhören, man muß ein Exempel statuieren. Je mehr von uns den Mund aufmachen, desto früher werden solche Verhaltensweisen verschwinden. Sie stellen sich doch gewiß als Zeugin zur Verfügung?« Seine Stimme war mit jedem Satz lauter geworden, und einige der Schläfer regten sich. Der Wächter bedeutete ihnen mit einer Handbewegung,

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