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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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des Mondes Timor spiegelte. Belior, der schnellere Mond, ging gerade auf. Bald würde der Weg taghell erleuchtet sein und sehr viel freundlicher aussehen.
    Sie waren schon ein paar Minuten unterwegs, ehe Thella mit ihren in den Widrigkeiten der letzten Monate geschärfte Sinnen erkannte, daß sie verfolgt wurden.
    Igens Stallungen und die kleinen Katen zu beiden Seiten der Burg lagen bereits hinter ihnen. Weit und breit waren keine Reiselaternen mehr zu sehen. Ihrer Schätzung nach befand sich der Verfolger links hinter ihnen und nützte den spärlich bewachsenen Hang als Deckung.
    »Was für eine herrliche Nacht!« rief sie, breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis, um sich nach allen Seiten umzusehen. Tatsächlich, da war jemand, zur Linken, noch etwa vier Längen entfernt.
    »Ja, ja«, stimmte der Herdenaufseher zu, »und Belior geht gerade auf. Wir müssen uns beeilen.«
    »Warum?« Thella gab sich streitlustig, als sei ihr der viele Wein zu Kopf gestiegen, den sie seiner Meinung nach getrunken hatte. »War'n schönes Fest, ich hab neue Stiefel« - sie begann zu nuscheln -, »und wenn ich nich so weit nach Hause hätt, war ich länger in der netten Gesellschaft geblieb'n. Hoppla!« Sie tat so, als sei sie über einen Stein gestolpert. Als sie sich wieder erhob, steckte ihr Messer in einem Ärmel, und in der anderen Hand hielt sie einen glatten Stein.
    »Ganz vorsichtig«, sagte der Herdenaufseher, trat an ihre rechte Seite und streckte die Arme aus, als wolle er sie stützen. Er sprach lauter als nötig, und sie wußte, daß das nicht am Wein lag.
    Vor ihnen ragte ein Felsen aus dem Hang, und der Pfad machte eine Biegung zum Fluß hin. Aha, jemand glaubte also, sie ließe sich so einfach ins Wasser werfen. Nun, das würde man ja sehen.
    Sie befanden sich im Schatten der Klippe, als sie ein leises Scharren im Sand hörte. Alle Sinne angespannt, wartete sie noch einen winzigen Moment, und gerade als ein Körper durch die Luft geflogen kam und ein Dolch im Mondlicht aufblitzte, packte sie den Herdenaufseher und riß ihn an sich. Sie grinste, als er noch einen Schrei ausstieß, bevor ihm das Messer des Angreifers die Kehle durchschnitt. Dann schritt sie zur Tat, setzte ihrem Gegner ihr eigenes Messer in den Nacken, daß es ihm die Haut ritzte, stieß ihm ein Knie in den Rücken und drückte ihm den Kopf tief nach unten, so daß sein Gesicht gegen den Umhang und den Reisesack seines Opfers gepreßt wurde und er kaum noch atmen konnte.
    »Nicht!« ertönte eine gedämpfte Stimme. Die Hand mit dem Messer wurde langsam ausgestreckt, die Klinge fiel zu Boden.
    »Ganz ruhig jetzt. Ich werde leicht nervös«, mahnte sie mit künstlich rauher Stimme. Sie faßte ihn am Handgelenk, und als er sich nicht wehrte, riß sie ihm den Arm erst nach hinten und dann bis zu den Schulterblättern nach oben. Sie spürte die schwellenden Muskeln und staunte selbst darüber, daß es ihr gelungen war, einen so starken Mann zu überwältigen.
    Freilich ging sein Atem flach, er war solche Anstrengungen offensichtlich nicht gewöhnt. Sie verdrehte ihm den Arm noch ein Stück weiter und hörte ihn vor Schmerz ächzen, wo ein Schwächerer aufgeschrien hätte - sie verstand sich auf solche Griffe.
    »Hat er dich eigens auf mich angesetzt?«
    »Ja.«
    »Bin ich die einzige? Für ein Fest ist es noch früh am Abend.« Als er lange genug geschwiegen hatte, verdrehte sie ihm noch einmal den Arm, und er ächzte wieder. »Sonst noch jemand?«
    »Ja, er hatte noch andere ausgewählt. Ich sollte Sie erledigen und dann zurückkommen.«
    »Ein schönes Fest für dich. Was hat er dir versprochen?«
    Wenn der Hüne seinem Auftraggeber tatsächlich so weit vertraut hatte, daß er zum Fest zurückkehren wollte, mußte er sehr einfältig sein. Der Herdenaufseher hätte seinen Helfershelfer ohne weiteres der Wache übergeben können.
    »Die Hälfte der Beute. Er hat gesagt, es würde reichen, um mich in einen Hof einzukaufen.«
    »In einen Hof einkaufen?« Thella war so überrascht, daß sie vergaß, mit tiefer Stimme zu sprechen.
    »Ja, es gibt Höfe, wo man gegen Bezahlung für einen Sommer unterkommen kann. Wenn sie mit einem zufrieden sind, darf man bleiben. Ich kann gut mit einem Flammenwerfer umgehen. Ich hab's nur nicht gern, wenn Fäden fallen und ich kein Dach über dem Kopf habe.«
    Er preßte die Sätze stoßweise heraus, machte aber keinen Versuch, sich ihrem Griff zu entwinden, Dabei war sie gar nicht sicher, wie lange sie noch den nötigen

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