Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
zuverlässige Leute zu finden.
Das Fest in Igen sollte in zehn Tagen stattfinden. Auf den Karten, die sie von Telgar mitgenommen - und sich fest eingeprägt hatte waren alle Höhlenlagerplätze auf dem Weg durch das Tal von Lemos bis nach Igen verzeichnet, die Hinreise sollte also weiter keine Schwierigkeiten bereiten. Nach allem, was sie belauscht hatte, würde es einen Fädeneinfall geben - im Norden, über den Bergen von Telgar - und sie würde noch einen zweiten über Keroon und Igen abwarten müssen.
Nicht zum ersten Mal in den vergangenen achtzehn Monaten wünschte sie sich, genau zu wissen, wann mit Fäden zu rechnen war. Ein paarmal war sie nur ganz knapp entronnen - einerseits den Sporen selbst, aber auch den Bodentrupps und den Patrouillenreitern.
Noch paßte es nicht in ihre Pläne, daß irgend jemand Verdacht schöpfte, wo sie sich aufhielt und was sie vorhatte.
Sie nahm ihre beiden Renner mit und ritt sie abwechselnd, um schneller voranzukommen. Die Reisenden von >Ende der Welt<, denen sie unterwegs nicht begegnen wollte, hatte sie auf diese Weise bald hinter sich gelassen, obwohl sie früher aufgebrochen waren. Einer der angesteuerten Lagerplätze erwies sich als voll besetzt, und sie mußte sich eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen. Ihre Wut darüber legte sich jedoch schnell, als sie eine bislang nicht verzeichnete Höhle mit einem kleinen Bach entdeckte, der an der Innenwand einen Teich bildete - sie konnte die Renner im Höhleninneren anbinden und sich den Luxus eines Bades gönnen.
Am nächsten Morgen versah sie die Stelle mit einer unauffälligen Markierung, um sie mit Hilfe ihres untrüglichen Ortsgedächtnisses wiederfinden zu können.
Von da an suchte sie gezielt nach solchen abseits gelegenen Höhlen und vermied dadurch unnötige Begegnungen.
Erstaunlich viele Leute waren unterwegs - verständlich, da dies offenbar das erste Frühlingsfest seit Beginn der neuen Phase war.
Am letzten Abend lagerte sie so dicht vor Igen, daß sie die Burg zu Fuß in einer Stunde erreichen konnte.
Im Morgengrauen tränkte sie ihre Renner am breiten Fluß, legte ihnen Fußfesseln an und ließ sie in einer kleinen Schlucht ohne Ausgang zurück, an deren Hängen schon die ersten grünen Wüstenpflanzen dieses Frühlings sprießten. Ihr Gepäck versteckte sie hinter einem Felsen.
Nun zog sie das weite Gewand der Wüstenbewohner an, das sie von einer unachtsamen Kleinbäuerin entwendet hatte, und versteckte ihr sonnengebleichtes Blondhaar unter dem Kopfschleier, den sie mit einem passenden Band befestigte. Um ihre Züge härter wirken zu lassen, rieb sie sich Schmutz ins Gesicht und zog sich die Augenbrauen mit Holzkohle nach.
Dann legte sie sich den traditionellen Wasserschlauch der Wüstenbewohner quer über die Schultern und überquerte, noch ehe sie die Festflagge auf dem Trommelturm der Burg Igen erkennen konnte, im Laufschritt die Hochebene oberhalb des Flusses.
Bald überholte sie aufgeregt schwatzende Grüppchen, die in die gleiche Richtung gingen, und erwiderte ihren Gruß mit einem abweisenden Knurren. Wüstenbewohner waren meist schweigsam, also würde niemand von ihr erwarten, daß sie Konversation machte.
Und da sie sich zum Laufen entschlossen hatte, zog sie an allen vorbei, die in weniger anstrengendem Tempo ihrem Ziel zustrebten.
Als sie eintraf, war es heller Morgen, und auf dem Festplatz von Igen herrschte bereits reges Treiben. Willig opferte sie eine Viertelmarke für etliche heiße Brotteigtaschen, die auf einem Blech über einem knisternden Ölstrauchfeuer frisch gebacken wurden. Ein paar Scheiben Weichkäse zwischen das Brot gelegt, und schon hatte man ein ausgiebiges Frühstück.
Ein wenig verärgert war sie, als man ihr für einen schlecht geformten Tonbecher für den Klah einen drastisch überhöhten Preis abforderte. Aber es hieß bezahlen oder verzichten, und sie hatte so lange keinen Klah mehr bekommen, daß sie dem Geruch nicht widerstehen konnte. Bisher hatte sie auf einem Fest nie eigenes Geschirr gebraucht, da sie immer im Saal des Burgherrn gespeist hatte, und so hatte sie nicht daran gedacht, etwas dergleichen aus ihrem Reisebündel mitzunehmen. Zum Glück war wenigstens der Klah ganz frisch und hatte nicht die ganze Nacht über auf dem Herd gestanden. In der Nähe waren Köche damit beschäftigt, Fleisch von einem Dutzend Herdentieren auf Spieße zu stecken und über schwelende Feuergruben zu hängen. Bald würde der Duft die Festbesucher daran erinnern, wie
Weitere Kostenlose Bücher