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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zu übergeben. Die Rolle war weder zugebunden noch versiegelt, und Jayge hatte keine Hemmungen sich anzusehen, was sie enthielt.
    Es waren Kunstwerke - lauter Skizzen von Menschen. Jayge hätte beinahe den ganzen Stapel fallen lassen, als er ein Porträt seines Onkels aufdeckte. Thella war in verschiedenen arroganten Posen dargestellt; Girons leeres Gesicht starrte ihm noch erschreckender entgegen als in Wirklichkeit; auch zwei von den Toten waren unter den Abgebildeten. Er ließ sich auf ein Knie nieder und trennte verstohlen das Porträt seines Onkels heraus. Dann rollte er die Blätter so fest zusammen, wie er nur konnte, und stieß einen überraschten Schrei aus.
    »Maindy, ich glaube, das sollten Sie an sich nehmen«, sagte er und hielt dem Gutsherrn die Rolle entgegen.
    Maindy warf nur einen Blick darauf und schob sie stirnrunzelnd in seine Jacke. Jayge machte sich eifrig so weit entfernt von ihm zu schaffen wie nur möglich. Immerhin lieferte dieser Vorfall ein weiteres Stück des Bildes, das er nach seiner Rückkehr ins Lager zusammenzusetzen versuchte.
    Mit wem konnte er sprechen?
    Nazer sagte, Temma würde durchkommen, aber dabei machte er ein so betroffenes Gesicht, daß Jayge lieber den Mund hielt.
    Auch sein Vater war nicht ansprechbar, er würde also warten müssen, bis es Temma besser ging. Auf dem langen Marsch gelangte Jayge jedoch zu dem Schluß, daß er Readis Schweigen schuldete. Wenn sein Onkel nicht falschen Alarm gegeben hätte, wären sie gewiß alle von den Banditen getötet worden.
    Warum? Weil Jayge an jenem Tag bei den Himmelsbesen nicht sehr hilfsbereit gewesen war?
    Oder weil Armald sich so entgegenkommend gezeigt hatte?
    Der arme Kerl war tot.
    Temma und Nazer waren besonders heftig angegriffen worden. Hatte Thella es auf sie persönlich abgesehen gehabt? Jayge wäre jede Wette eingegangen, daß es sich bei dem Überfall um eine Strafmaßnahme gehandelt hatte. Die Karawane führte hauptsächlich sperrige Güter mit, die sich nur schwer den Hang hinauf und in die Berge schleppen ließen.
    Und schließlich gab es in dieser Gegend nicht allzu viele Höhlen, wo man die Waren vorübergehend hätte lagern können. Thella war nicht auf Beute aus gewesen, sondern auf Zerstörung. Warum? Wenn sie jeden Fuhrmann mit ihrem Haß verfolgte, der sie nicht höflich genug behandelte, hätte man sie schon längst gefangen.
    Und was war von den für Baron Asgenar bestimmten Skizzen zu halten, die jemand so geschickt deponiert hatte, daß man sie nicht übersehen konnte? Thella mußte jemanden in ihrer Bande haben, der nicht ihr Verbündeter war, und diese Vorstellung tröstete Jayge ein wenig, als er in dieser Nacht Temmas fiebrigen Atemzügen lauschte.
    Es dauerte mehrere Tage, bis die Karawane weiterfahren konnte. Maindy mußte Wagen aus der Siedlung kommen lassen, um die Fracht aus den beschädigten Fuhrwerken zu übernehmen, und man benötigte Räder, um die beim Steinschlag zerstörten zu ersetzen.
    Schließlich konnten bis auf einen alle Wagen den Schauplatz der Katastrophe verlassen, nur zwölf Gräber blieben zurück.

Südkontinent
06.04.11
    Jemand muß den Sack durchwühlt haben«, beharrte Mardra, die Weyrherrin des Südkontinents mit einem vorwurfsvollen Blick auf Toric, den Burgherrn des Südens.
    »Könnte es nicht sein, daß sich die Schnüre auf der Reise gelockert haben, Weyrherrin?« fragte Saneter, obwohl die Bereitschaft des alten Harfners zum Ausgleich auf eine ebenso harte Probe gestellt wurde wie die Beherrschung des Burgherrn.
    »Warum, frage ich Sie, warum…« Sie stellte ihr Glas so heftig auf den Tisch, daß der Stiel abbrach und der restliche Wein auf den Boden tropfte. »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben!« Sie winkte einer dicken Magd, die so tat, als räume sie die Anrichte auf. »Schnell! Wisch das weg, ehe es einen ganzen Schwarm von Faltern anzieht.«
    Wenn Saneter gehofft hatte, das Mißgeschick würde Mardra ablenken, so sah er sich enttäuscht. Sie ließ sich nie eine Gelegenheit entgehen, Toric zu reizen.
    Als Saneter auf die Burg des Südkontinents entsandt wurde, hatte Meister Robinton ihn umfassend über die dortige Situation informiert.
    »Man hat Sie für diesen Posten nicht nur ausgewählt, damit Sie Ihre Gelenkschmerzen auskurieren können, Meister Saneter«, hatte der Meisterharfner gesagt. »Ich verlasse mich auf Ihre Diskretion und Ihre Fähigkeiten als Vermittler sowie auf Ihren gesunden Menschenverstand, und ich erwarte, daß Sie mich über alle

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