Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
wütend die Lippen zusammen, und Saneter hatte den Verdacht, Toric treibe sein altes Verwirrspiel und schaue einfach starr durch sie hindurch. »Sie hat jemanden gesehen. Jemanden, der hier nichts zu suchen hatte, der sich an diesem Sack zu schaffen machte. Finden Sie diesen Jemand! Ich will wissen, was er oder sie aus dem Sack genommen hat. Er enthielt Abgaben der Gilden an diesen Weyr, und ich mache Sie, Sie alle…« zum ersten Mal blickte sie auch die Handwerksmeister an, die sie mit Toric zu sich bestellt hatte, »… verantwortlich für etwaige Verluste. Und nun verschwinden Sie!«
Die anderen - Farmer-, Fischer-, Herden- und Gerbermeister protestierten leise, aber rechtschaffen empört. Auch Saneter hätte jeden Vergeltungsschlag unterstützt. Die Handwerker hatten das Recht, einem Burgherrn - und von Gesetzes wegen auch einem Weyr, obwohl man zu einem so extremen Mittel noch nie gegriffen hatte - ihre Dienste zu verweigern. Der Harfner hielt den Atem an, die Folgen eines solchen Aktes - immerhin war man in den ersten Jahren einer Annäherungsphase - ängstigten ihn ein wenig, aber gerade als die Spannung unerträglich wurde, fuhr Toric herum und verließ mit langen Schritten den Weyr-Saal.
Seine Absätze klapperten laut auf den breiten Dielen Mardra sah ihm erschrocken und auch ein wenig erleichtert nach. Sollte sie begriffen haben, daß es Grenzen gab, die selbst sie nicht überschreiten durfte, dann war dieser Vormittag doch noch zu etwas nütze gewesen.
Saneter räusperte sich, nickte Mardra kurz zu und folgte Toric.
Wenn sich die anderen nur noch so lange beherrschen konnten, bis sie ebenfalls draußen waren, hatte alles noch ein glimpfliches Ende genommen. Und das alles nur wegen einer Lappalie!
Saneter wagte erst wieder zu atmen, als er die Tür erreicht hatte. Toric sprang bereits die breiten Stufen hinab, scheinbar ohne sie zu berühren. Die Handwerksmeister beeilten sich, den Harfner zu überholen, teils, um der Weyrherrin möglichst schnell zu entkommen, teils auch, um demonstrativ Torics Beispiel zu folgen. Saneter hielt sich nicht für einen Choleriker, aber er war ebenso erbost wie Toric. Je weiter sich der Burgherr von der Weyr-Lichtung entfernte, desto kräftiger fluchte er. Als er den vielbegangenen Pfad erreichte, der um die Strandklippen herum führte, waren seine bildhaften Verwünschungen so laut geworden, daß sie die Klagen der anderen übertönten.
»Wir sind freiwillig hier, nicht aus Tradition«, schrie Gabred, der Meisterfarmer. »So wie dieses Miststück hat sich nicht einmal Kylara aufgeführt.«
»Ich würde am liebsten ihre Eingeweide als Köder ins Meer hängen, aber dann würden die Fische nicht mehr anbeißen!« Osemore der Fischer ballte seine wettergegerbten Hände zu mächtigen, bedrohlichen Fäusten.
»Man sollte sie am Strand anketten und von den Egeln auffressen lassen.«
»Alte Schlampe«, war der Beitrag Maindys, des Herdenmeisters. »Das faule Frauenzimmer taugt zu gar nichts. Einpökeln sollte man sie.«
»Wenn sie nur keine Drachenreiter wären«, seufzte Torsten der Gerber und schauderte. Er war nicht weniger empört als die anderen, aber er war von Natur aus ein vorsichtiger Mensch. Seine Worte brachten den Schwall von Beschimpfungen zum Verstummen. Als man die verletzten Drachen aus dem Norden im Süden einquartierte, hatten die Bewohner die Qualen eines Drachen, dessen Reiter starb, und das verzweifelte, durch Mark und Bein gehende Klagen, mit dem die anderen Tiere den Selbstmord eines Artgenossen begleiteten, hautnah mitbekommen.
Die Vorstellung genügte, um Saneter zusammenzucken zu lassen, trotzdem war er Osemore wieder einmal dankbar.
Drachenreiter waren unantastbar, das war eine tief verwurzelte Überzeugung - sogar für einen rebellischen Burgherrn wie Toric. Deshalb hatte Toric auch den Weyr verlassen müssen, ehe es zu einem völligen Bruch kam.
Aber bei Faranths Erstem Ei, viel hatte nicht gefehlt. Wäre man nicht in einer Annäherungsphase gewesen - auch wenn die Drachengeschwader des Südens höchstens Scheinkämpfe führten… Saneter schüttelte mißbilligend den Kopf.
»Keiner weiß, was sie alles bekommen, aber ihre Waren treffen ein«, begann Toric wieder voll Ingrimm, »sie werden von ihren Drachen fallen gelassen, und plötzlich soll es meine Schuld sein, daß ein Sack offen war. Verdammt, sie hat doch gar keine Ahnung, was drin war, und erst recht nicht, ob etwas fehlt. Man zitiert uns her zitiert uns her wie
Weitere Kostenlose Bücher