Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
Weyrführer von Benden bei Baron Sigomal hatte die Freilassung der von der ›ansteckenden Krankheit‹ befallenen Harfner zur Folge, und Meister Sebell erklärte dem Baron von Bitra, er sehe sich leider, leider außerstande, Ersatzkräfte zu stellen, die für eine so angesehene Burg geeignet seien. Auch andere Gilden zogen ihre Meister ab, so daß die Gildehallen von Bitra sich mit einheimischen Gesellen und Lehrlingen von minderer Qualität behelfen mußten.
Nerat erlebte eine ähnliche Abwanderung, Keroon blieb dagegen verschont, denn Baron Corman äußerte zwar sein Mißtrauen gegenüber allen auf das ›Monstrum‹ zurückgehenden Verbesserungen zunehmend lauter, vermied es aber, sich in die Geschäfte seiner Gildehallen oder in deren Ausübung ihrer herkömmlichen Pflichten gegenüber seiner Burg einzumischen. Außerdem distanzierte er sich unübersehbar von Sigomal und Begamon.
Alle Weyrherrinnen hielten ihre Königinnen in Alarmbereitschaft, und die Harfner waren sofort zur Stelle, wenn auch nur der leiseste Verdacht auf kriminelle Aktivitäten zu ihnen drang. Die großen Gildehallen verdoppelten in aller Stille die Sicherheitsmaßnahmen. Und die Drachenreiter exerzierten weiterhin außerhalb der Yokohama, der Bahrain und der Buenos Aires im Weltraum. Hamian und seine Leute arbeiteten Tag und Nacht, um Schutzanzüge für die Reiter sowie eine Art Fußhüllen herzustellen, die über die Hinterpfoten der Drachen gezogen werden sollten, um sie vor Verbrennungen durch das eiskalte Metall zu schützen. Oldive, Sharra, Mirrim, Brekke und die anderen plagten sich unter Akkis Anleitung mit der Analyse und Beschreibung des seltsamen Organismus ab, der ein Faden war - oder vielmehr sein würde, wenn er die Feuerhölle am Himmel von Pern erst überstanden hatte.
Sharra versuchte, Jaxom die Aufgabe zu erklären, die Akki ihr und dem Team gestellt hatte, nicht nur, um ihrem Gefährten Einblick in ihre Tätigkeit zu geben, sondern auch, um sie selbst besser zu begreifen.
»Wir waren alle begeistert, als Mirrim unter dem Mikroskop die Perlen entdeckte. Auch Akki war ganz aufgeregt, er ist nämlich überzeugt, daß diese Perlen die genetische Information des Fädenorganismus darstellen.« Lächelnd rief sie sich den Augenblick des Triumphes in Erinnerung. »Das Mikroskop war auf stärkste Vergrößerung eingestellt, deshalb konnten wir alle die winzig kleinen Pünktchen an den langen Drähten sehen, von denen ich dir schon erzählt habe. Ich meine nicht die Spiralen, sondern die Drähte, die zu ganz festen Knäueln gewickelt sind, vom Volumen her nicht größer als meine Fingerspitze. Akki sagt, die Ringperlen verwenden die Substanz des Fädenovoids zur Reproduktion.« Ihre ratlose Grimasse zeigte, daß sie keine Ahnung hatte, wie das vor sich gehen sollte. »Als nächstes sollen wir einen Bakteriophagen aufspüren, um damit die Perlen zu infizieren, dann brauchen wir nur noch die eine zu finden, die sich rascher vermehrt, als sie das ganze Fädenmaterial aufzehrt. Ahnlich sind wir übrigens vorgegangen, als wir Bakterien aus Wunden isolierten und lernten, ihre symbiotischen Bakteriophagen so zu modifizieren, daß sie ihren Wirt töteten. Unsere Vorfahren hatten phantastische Erfolge mit biologischen Heilmethoden. Ich hoffe nur, wir holen auf diesem Gebiet irgendwann auf. Dieses Verfahren könnte nämlich unseren Planeten retten.«
»Warum haben sie es dann nicht schon angewandt?« fragte Jaxom. »Warum haben sie uns die Arbeit überlassen?«
Sharra lächelte selbstzufrieden.
»Weil wir Drachen haben anstelle von Fähren ohne Treibstoff, Feuerechsen, die Fädenovoide aus dem Weltraum schnappen können, und Akki, der uns genau sagt, was wir zu tun haben. Selbst wenn ich nicht immer verstehe, was wir eigentlich machen oder wozu es gut sein soll.«
»Du sagtest doch, ihr wollt die Symbionten der Fäden modifizieren? Wozu das noch gut sein soll, wenn das Vorhaben der Drachenreiter gelingt, begreife ich allerdings auch nicht.«
Sharra überlegte einen Moment. »Akki haßt die Fäden, soweit eine seelenlose Maschine zum Haß fähig ist. Er haßt sie für das, was sie seinen Kapitänen und Admiral Benden angetan haben. Und für das, was sie uns immer noch antun. Er möchte sicherstellen, daß sie uns nie wieder bedrohen können. Deshalb möchte er sie im Inneren der Oort'schen Wolke vernichten. Übrigens hat er dieses Projekt ›Overkill‹ genannt.«
Jaxom war baß erstaunt. »Dann ist er ja noch rachsüchtiger als
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