Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Azury ihm erklärte, Sie hätten die entsetzlichsten Verletzungen sogar abgemildert.«
»Ganz zu schweigen von den Gräueln, die man den schwangeren Frauen angetan hat«, versetzte Zulaya mit wütend funkelnden Augen.
»Wie geht es ihnen eigentlich?«, erkundigte sich K'vin.
»Eine hat zu früh entbunden, aber das Baby und sie werden überleben. Die anderen … nun ja, Tisha tut für sie, was sie kann … wichtig ist, dass sie sich ihren Schmerz von der Seele reden und nicht in Depressionen verfallen.«
»Die Frauen können gegen ihre Peiniger aussagen«, meinte Iantine.
»Sie haben bereits geschildert, was man ihnen angetan hat«, entgegnete Zulaya. »Die Vergewaltiger befinden sich in unserem Gewahrsam. Sowie sich die Frauen imstande fühlen, öffentlich gegen die Wachposten auszusagen, halten wir hier eine Gerichtsverhandlung ab. M'shall wird die Mörder, die bei ihm unter Arrest stehen, in Benden aburteilen.«
»Dann gibt es zwei unterschiedliche Prozesse?«
»Ja. Einmal wegen Vergewaltigung und einmal wegen Mordes. Nicht gerade unsere übliche Beschäftigung für die Wintermonate, wie?«, fügte Zulaya zynisch hinzu.
»Steht Burg Telgar auf unserer Seite?«, erkundigte sich K'vin, denn die Burg, zu dem der Weyr gehörte, musste bei einer Gerichtsverhandlung vertreten sein. Er hatte sich gewundert, wie detailliert die korrekte Vorgehensweise in der Verfassung beschrieben war. Das meiste des Textes hatte er längst vergessen gehabt, und erst in Anbetracht der jüngsten Vorfälle bekam er Gelegenheit, sein Wissen aufzufrischen.
In diesem speziellen Fall urteilten sie über Männer, die eigentlich der Jurisprudenz von Burg Bitra unterstanden, zumal die Verbrechen, die man ihnen zur Last legte, in der dazu gehörigen Provinz begangen wurden. Kurzerhand äußerte K'vin seine Bedenken. »Sind wir überhaupt berechtigt, ein Urteil über diese Wachposten zu sprechen? Immerhin sind sie Bitraner.«
»Und ob wir uns im Recht befinden«, betonte Zulaya. »Die Gesetze gelten überall, und wenn die Situation es erfordert, darf an jedem beliebigen Ort ein Prozess stattfinden. Da die Opfer der Verbrechen zur Zeit in diesem Weyr wohnen und auch die Angeklagten bei uns festgehalten werden, steht es uns von Rechts wegen zu, hier über sie zu richten. Allerdings sollten wir für alle Fälle Vertreter der anderen Burgen und Weyr einladen, die bezeugen können, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
»Wie können wir es bewerkstelligen, dass auch Jamson hierher kommt?«, fragte K'vin maliziös.
Zulaya lächelte. »Es wäre gut, wenn er der Verhandlung beiwohnen würde. Vielleicht ändert er dann seine Meinung über die Befugnisse eines Burgherrn.«
»Und was machen wir mit Chalkin?«, fragte Iantine mit gespannter Miene.
K'vin grinste. »Wir werden uns etwas einfallen lassen. Seine Anwesenheit allein könnte schon genügen, um selbst Zweifler wie Jamson umzustimmen.«
»Das muss nicht unbedingt sein«, hielt Zulaya ihm entgegen. »Er ist viel zu gerissen, um sich in die Missetaten seiner Subalternen verwickeln zu lassen. Wenn er hört, worüber hier verhandelt werden soll, wird er sich hüten, in Erscheinung zu treten.«
»Man darf ihm keinesfalls verraten, zu welchem Zweck wir ihn einladen«, warnte K'vin.
»Das nützt gar nichts«, widersprach Iantine. »Er hat überall seine Spitzel. Man staunt nur, was er alles in Erfahrung bringt.«
»Dann bleibt das, worüber gerade geredet wurde, streng unter uns«, schlug Zulaya vor. »Kein Wort zu irgendjemandem. Habe ich Recht, Iantine?«
»Absolut«, erwiderte er mit Nachdruck.
KAPITEL 11
Die Gerichtsverhandlungen in den Weyrn von Telgar und Benden
Als es dann soweit war, tobte ein Schneesturm über dem östlichen Teil des Gebirges, zu dem auch Bitra gehörte. Die Orkanböen brausten so heftig, dass nicht mal ein Drache hindurchfliegen konnte. Zum Glück blieb Benden von dem Blizzard verschont, so dass Vertreter eines jeden Weyrs und jeder Burg an den Gerichtsverhandlungen teilnehmen konnten – mit Ausnahme von Lord Jamson aus dem Hochland, der an einer Lungenentzündung litt. Er ließ sich von Gallian vertreten, der begleitet wurde von seiner Mutter, Lady Thea.
Die Burgherrin war verärgert, weil ihr Gemahl zu krank war, um selbst anwesend zu sein. »Es hätte diesem Dickkopf gut getan zu erfahren, wie Chalkin mit seinen Untergebenen verfährt. Gewiss, er hätte immer noch gefaselt, dass eine Autonomie nicht angetastet werden dürfe, aber schwangere Frauen zu
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